Der Mann mit der dunklen Maske
John werden in meiner Nähe sein. Und Lord Wimbly natürlich.“
Bevor Hunter antworten konnte, ging erneut die Tür auf.
„Camille! Ich habe gerade gehört, dass …“, begann Alex Middleman. Doch er blieb abrupt stehen, als er sah, dass sie bereits Besuch in dem kleinen Arbeitsraum hatte. „Hunter“, sagte er nur.
„Alex.“
Alex war schmächtiger, was sein flachsfarbenes Haar und seine graublauen Augen nur noch unterstrichen. Farben die ihm eher die Erscheinung eines hübschen Jungen verliehen denn die eines erwachsenen Mannes. Er warf Camille einen schnellen, fragenden Blick zu. Die beiden Männer respektierten sich durchaus, obwohl Alex sich öfter beschwerte, dass Hunter viel zu sehr ein reicher Lebemann war als ein echter Wissenschaftler. Auch empfand Alex sich selbst als einen weitaus passenderen Vertrauten für Camille, denn er war ein ehrlicher und fleißiger Arbeiter. So wie sie eine ehrliche und fleißige Arbeiterin war.
Alex räusperte sich und schüttelte einmal kurz den Kopf, als hätte er gerade entschieden, offen zu reden, da Hunter das Thema offensichtlich bekannt war, das er ansprechen wollte.
„Sie sind heute Morgen zusammen mit Brian Stirling gekommen, dem
Earl of Carlyle
?“
Sie seufzte leise. „Tristan hatte letzte Nacht in der Nähe des Schlosses einen Unfall. Er wurde hineingebracht, weil er verletzt war. Er war geschockt und zerschunden, aber nicht schwer verletzt. Natürlich bin ich an seine Seite geeilt. Und so kam es …“
Beide Männer starrten erst sie und dann einander an.
„Haben Sie ihr gesagt, dass er …?“
„Ein gefährlicher Mann ist und wahrscheinlich nicht völlig bei Verstand“, beendete Hunter den Satz. „Nicht so direkt bis zu dieser Sekunde, aber ja, ich habe versucht, das auszudrücken.“
„Camille, Sie müssen in seiner Nähe wirklich sehr vorsichtig sein“, erklärte Alex mit immer noch gerunzelter Stirn. Er sah sehr besorgt aus. „Ich bin schockiert, dass Sir John … nun, offen gesagt, ziemlich erfreut über die ganze Sache ist.“
„Der Earl of Carlyle ist ein vermögender Mann“, sagte Sir Hunter schroff. „Er besitzt Schätze, die Sir John liebend gern hier im Museum sähe.“
Alex schluckte. „Ich werde mit Ihnen kommen, Camille. Ich werde Sie begleiten, wenn der Arbeitstag vorüber ist. Wir können eine Droschke mieten und Ihren Vormund sicher nach Hause bringen …“
„Alex, mir fällt es sicher leichter, eine Kutsche zu beschaffen, denn ich habe meine eigene“, unterbrach Hunter bestimmt. „Aber Sie haben Recht. Wir müssen Camille und ihren Vormund schnell und sicher nach Hause bringen, fort von diesem fürchterlichen Schloss.“
Erstaunt beobachtete Camille die beiden. Nicht, dass die beiden ihre Freundschaft oder Freundlichkeit nicht schon früher gezeigt hätten, aber jetzt wetteiferten sie geradezu um ihre Aufmerksamkeit. Und beide schienen versessen darauf, sie von Schloss Carlyle fortzuholen.
Alex hob das Kinn, als wolle er zu ihrem Wohl Verzicht leisten. „Gut. Hunter hat seine eigene Kutsche. Wie immer Sie auch von diesem grässlichen Ort gerettet werden, ist völlig egal, solange Sie gerettet werden.”
„Alex, Hunter“, erwiderte sie sanft, aber noch bevor sie fortfahren konnte, flog schon wieder die Tür auf.
Aubrey Sizemore kam herein. Er war der dritte wichtige Mitarbeiter der Abteilung. Auch wenn er nicht so gut ausgebildet war wie die anderen, brannte in ihm eine Leidenschaft für die Ägyptologie, die diesen Mangel mehr als wettmachte. Er war ein großer Kerl in den Dreißigern, kahl wie eine Billardkugel und ziemlich muskulös. Er konnte auch die schwersten Kisten bewegen, hatte aber sehr feinfühlige Finger, wenn es zu den filigraneren Arbeiten kam.
Er starrte Camille an, als wäre sie ein Artefakt, das sich plötzlich als der bizarrste Fund des Jahrhunderts erwiesen hatte.
„Sie sind mit dem Earl of Carlyle gekommen?“ wollte er wissen.
Sie seufzte. Sie war es leid, die Zusammenhänge erneut zu erklären, und sagte einfach: „Ja.“
„Er hat also das Schloss wieder verlassen?“
„Ja, so scheint es.“
„Gut“, sagte er. „Das ist gut. Es dürfte eine Menge mehr Geld zur Verfügung stehen, wenn er wieder dabei ist. In der Tat. Er könnte eine neue Exkursion planen. Es gibt nichts, was man mit echter Arbeit in der Wüste vergleichen könnte, wissen Sie.“
„Bisher plant er keine Expedition“, erwiderte Hunter scharf.
„Aber …“, murmelte Aubrey und beobachtete
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