Der Mann mit der dunklen Maske
erarbeitet und wohl verdient.
Hatten die beiden vielleicht schon eine Affäre?
Brian kannte Camille erst seit einer Nacht. Und sein Misstrauen ihr gegenüber war immer noch stark. Schließlich war sie zu ihm gekommen. Und sie arbeitete im Museum. Aber handelte es sich wirklich nur um Misstrauen und nicht noch um etwas anderes? Während er dort stand und sie beobachtete, wurde ihm ihre ungewöhnliche Schönheit bewusst, das kristallene Funkeln ihrer Augen. Tatsächlich, selbst in ihrer Arbeitsschürze und mit ein paar losen Strähnen, die ihr ins Gesicht fielen, strahlte sie eine seltene Anmut und Würde aus und … Sinnlichkeit.
Ihre Nähe zu Hunter gefiel ihm überhaupt nicht.
„Lord Stirling!“ Alex kam auf ihn zu.
Obwohl Alex zurückhaltend und freundlich wirkte, war er nicht weniger gefährlich.
„Lord Stirling“, wiederholte er und streckte etwas zögernd seine Hand aus.
Brian ergriff sie. „Alex, alter Freund. Schön, Sie zu sehen.“ Er warf Camille einen Blick zu. „Und ich sehe hier auch die härteste Arbeiterin des Museums neben euch armseligen Gestalten“, neckte er.
Camille fühlte sich durch seine Worte überhaupt nicht geschmeichelt. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Lord Stirling, es ist schön, dass Ihr Interesse wieder so lebhaft erwacht ist.“
„Ich habe mich zu lange eingeschlossen“, sagte er leise. „Erstaunlich, nicht wahr? Tage, Monate vergehen. Ein Jahr kommt und geht. Man läuft wie durch einen Nebel. Und dann kommt es zu einer zufälligen Begegnung. Stellen Sie sich vor, ein Unfall direkt vor meinem Schloss, und es stellt sich heraus, dass dieser Mann die einzige wirkliche Schönheit, die die Mauern dieses Museums je gesehen haben, sein Mündel nennt. Es ist wirklich, als wenn ich … wieder zum Leben erweckt worden sei!“
Er hätte beinahe laut gelacht. Selbst Sir John, der durchaus bereit war, die Jungfrau an seiner Seite zu opfern, trat einen Schritt näher zu Camille.
„Camille ist in der Tat die wahre Schönheit, die wir hier entdeckt haben“, erklärte Hunter vorsichtig. „Und sie wird hier überaus geschätzt.“
Er bemerkte ein seltsames Blitzen in ihren Augen und wusste, was sie dachte.
Hm. Auf einmal?
Er kannte diesen Männerverein. Sie konnte froh sein, den Job überhaupt bekommen zu haben. Was vermutlich eher an ihrer Schönheit als an ihrem Können lag.
Wut stieg in ihm auf, er konnte es nicht verhindern. Die Spannung stand fast greifbar im Raum. Er hatte dieser Frau bisher nichts geboten außer Drohungen und Erpressung. Vielleicht hatte sie ihm die Wahrheit gesagt, vielleicht aber auch das Blaue vom Himmel heruntergelogen. Und doch überwältigte ihn sein plötzliches Besitzdenken. Als ob sich die Mannschaften für ein hartes Rugby-Match aufstellten, wobei sie der Ball in der Mitte war.
Plötzlich räusperte sich Sir John. „Würde es Sie interessieren, etwas von unserer aktuellen Arbeit zu sehen?“
„Dafür ist Zeit. Ich habe Lord Wimbly im Erdgeschoss getroffen. Wir werden gemeinsam Mittag essen. Er bespricht gerade das Büffet für den Wohltätigkeitsball.“
„Ja, solche Dinge nimmt er immer gern selbst in die Hand.“
„Ich sehe, es hat sich nicht viel geändert“, sagte Brian. Dann runzelte er die Stirn. „Ich kann Aubrey nirgends entdecken.“
„Er arbeitet natürlich“, erwiderte Sir John.
„Natürlich. Bitte grüßen Sie ihn.“ Brian sah wieder Camille an. „Und Sie, Miss Montgomery, arbeiten also an Funden, die meine Eltern dem Museum geschickt haben.“
Er fand seinen Ton in keiner Weise vorwurfsvoll, doch ihre Augen weiteten sich und ihr Blick wurde hart.
„Allerdings. Und Sir John hat Sie ja auch eingeladen, die Arbeit zu besichtigen.“
„Ich weiß die Einladung zu schätzen.“ Er beobachtete, wie sie rot wurde, als ihr klar wurde, dass er keine Einladung brauchte, wenn er etwas wollte. „Ich habe Lord Wimbly versprochen, ihn bei dem neuen Perseus zu treffen. Ich werde also irgendwann zurückkommen müssen. Vielen Dank.“
Er wandte sich zum Gehen. Er musste sich ein Lächeln verkneifen, denn er wusste, dass ihm alle nachstarrten. „Miss Montgomery, meine Kutsche wird Sie heute Abend erwarten“, sagte er noch.
„Meine Güte“, ertönte plötzlich eine tiefe, polternde Stimme. Alle drehten sich um.
Lord Wimbly persönlich war eingetroffen.
„Mein gesamtes Personal steht hier also in der Gegend herum“, bemerkte er, doch er lächelte. Lord Wimbly war ein altersloser Mann. Er sah immer noch so aus wie
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