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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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hoch in seine Arme.
    Genau so wie sie es sich gewünscht, ja ersehnt hatte …
    Er ließ sich nun selbst in den Sessel sinken und hielt sie auf seinem Schoß in den Armen und wärmte sie. „Sie zittern ja wie Espenlaub, Sie kleine Närrin“, sagte er rau. „Verdammt, Mädchen, ich will Sie doch nicht in Stücke reißen. Ich versuche nur, Sie wenigstens etwas zu wärmen.“
    Camille nickte nur. Sie war unfähig zu sprechen. Ihr Puls raste. Ihre Haut fühlte sich vielleicht kalt an, aber in ihrem Innern hatte er ein unerhörtes Feuer entfacht. Mit geschlossenen Augen betete sie, dass er weiterhin davon ausging, sie würde vor Kälte zittern.
    Er sollte die Wahrheit nicht wissen. Nicht wissen, dass er die Überzeugungen eines ganzen Lebens, jede Logik beiseite gewischt hatte. Dass sie seinetwegen die Welt vergaß und nicht mehr an morgen denken wollte. Dass es nur noch wichtig war, von seinen starken Armen gehalten zu werden. Sie war wie berauscht. Sie begriff es selbst nicht. Sie hätte entsetzt sein müssen, abgestoßen, aber sie war es nicht.
    Er nahm ihr Kinn und hob es an. Sie starrte in das tiefe und endlose Kobaltblau seiner Augen. Alles wurde nur noch schlimmer, als sein Daumen über ihre Wange strich und er sanft flüsterte: „Sie sind entweder die aufrichtigste und mutigste Frau, die ich kenne, oder die ruchloseste Lügnerin.“
    Sie versteifte sich, obwohl sie einfach nur dort bleiben wollte, wo sie war und so sanft umfangen wurde. Sie hatte sich niemals solche Verletzlichkeit zugestanden.
    „Stellen Sie nicht gleich wieder die Stacheln auf, Camille. Ich neige dazu, Ersteres anzunehmen. Wie Sie sagten, ich bin verbittert und wütend, und ich stehe vor einem Rätsel. Die Zeit hat daran nichts geändert.“
    „Könnten Sie sich vielleicht irren?“ flüsterte sie. „Vielleicht …“
    Er schüttelte den Kopf und lächelte bitter. „Nein. Eine verirrte Natter, ein Biss vielleicht. Aber gleich beide Eltern? Finden Sie nicht, dass das unwahrscheinlich ist, Camille? Und da ist noch mehr. Zu viele Fundstücke sind verschwunden. Und dann diese Geräusche.“
    Sie starrte ihn an, aufs Neue verwirrt. „Um das Anwesen verläuft eine hohe Mauer. Da ist der dichte, verwilderte Wald. Sie haben einen Hund. Wenn es da mal Geräusche gibt …“
    „Sie wissen, dass es sie gibt“, erinnerte er sie.
    Sie schüttelte den Kopf. „Das werden ganz normale Geräusche sein, die das Gebäude macht. Das Schloss stammt aus dem Mittelalter. Außerdem ist es doch einfach unmöglich, hier hineinzukommen, oder?“
    „Ihr Vormund hat es auch geschafft.“
    „Ja, aber Sie haben ihn sofort gestellt.“
    Er bewegte sich etwas, um ihr besser in die Augen sehen zu können, und ihr wurde die Absurdität ihrer Position erneut bewusst. Wie sie hier zusammensaßen, miteinander sprachen, die Wärme des Feuers spürten, war irgendwie intimer, als wenn sie …
    Sie wagte nicht, weiter darüber nachzudenken. Ihre Wangen würden sofort glühen.
    „Warum sind Sie herumgeschlichen?“ fragte er und sah sie sehr eindringlich an.
    Sie stieß die Luft aus und hielt seinem Blick stand. „Es war tatsächlich ein … Geräusch. Natürlich glauben Sie mir nicht. Sie können einfach niemandem mehr irgendetwas glauben.“
    „Ich glaube, dass es einen Gang von draußen ins Schloss gibt.“
    „Einen Gang?“
    „Einen unterirdischen Tunnel.“
    „Aber müssten Sie davon nicht wissen?“
    Er zuckte die Schultern. „Es gibt so viele Geschichten um Schloss Carlyle. Die ersten Mauern wurden kurz nach der Eroberung errichtet. Verschiedene Parteien fanden im Schloss einen sicheren Hafen während der Rosenkriege. Zu Cromwells Zeiten wurden hier wahrscheinlich Royalisten versteckt. Es heißt, dass Prinz Charles einmal nach Schottland geflohen ist, nachdem er auf Carlyle Zuflucht gesucht hatte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es einen geheimen Zugang gibt.“
    „Aber Sie sind der Earl. Sie müssten doch die Wahrheit kennen?“
    „Mein Vater war überzeugt, dass es einen solchen Gang gibt. Er war Forscher, er liebte Geheimnisse. Und wer weiß, vielleicht hat er ja auch etwas gefunden. Ich war lange fort, beim Militär, bevor meine Eltern starben. Mein Vater hat mir immer mit ungeheurer Begeisterung geschrieben. Er war offenbar einer Sache auf der Spur, die sich als wunderbare Überraschung erweisen sollte. Es gab eine Zeit, da habe ich seinen Enthusiasmus und den meiner Mutter für die Vergangenheit, für alte Zivilisationen geteilt. Aber mein Vater war

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