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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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fuhr sie herum. Zu ihrer Überraschung nahm er sie einfach hoch und warf sie sich über die Schulter. Der Stoß raubte ihr den Atem, und ihr fehlte für einige Sekunden die Luft, um zu protestieren. Da trug er sie schon mit großen Schritten zur Freitreppe. Als er die ersten Stufen nahm, versuchte sie, sich aufzurichten, aber die Wucht seiner Schritte warf sie wieder auf seine Schulter.
    Sie kamen an ihrem Zimmer vorbei und erreichten die geschnitzte Tür zu seinen Gemächern. Mit dem Fuß stieß er sie auf und beförderte sie hinter sich auf die gleiche Weise krachend wieder ins Schloss. Dann lud er Camille ziemlich unsanft in einem der Polstersessel vor dem Kamin ab.
    Jetzt zitterte sie wirklich, und zwar vor Wut. Ihre Zähne klapperten, sie klammerte sich an den Armlehnen des Sessels fest. Mit blitzenden Augen starrte sie ihn. „Wie können Sie es wagen? Es ist mir egal, ob Sie der Earl sind und ich das Kind einer Prostituierten. Wie können Sie es wagen?“
    Er hatte sich vor sie gehockt, seine blauen Augen schossen wütende Blitze zurück. „Wie können
Sie
es wagen? Sie sollen hier nicht herumlaufen. Wie kann ein Gast so dermaßen die Hausregeln missachten?“
    „Gast! Ich bin eine Gefangene.“
    „Ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie nicht auf Wanderschaft gehen sollen. Was um alles in der Welt kann einen Menschen, der bei Verstand ist, dazu bewegen, mitten in der Nacht in eine Familiengruft zu steigen – selbst wenn man ihm nicht gesagt hätte, er solle in seinem Zimmer bleiben?“
    „Da war ein … Geräusch.“
    „Aha! Wenn also vielleicht irgendwo mal etwas nicht stimmt, dann rennen Sie sofort hin, um nachzusehen?“
    Sie wusste nicht, warum sie getan hatte, was sie getan hatte. Wusste nicht, wie sie ihm erklären sollte, dass irgendetwas sie vorwärts getrieben hatte.
    Seine nächsten Worte verwunderten sie.
    „Was wollen Sie wirklich hier?“
    „Wie bitte?“
    „Für welchen dieser Bastarde arbeiten Sie?“
    „Ich habe absolut keine Ahnung, wovon Sie sprechen“, rief sie jetzt plötzlich alarmiert. Er schien außer sich zu sein, hatte die Kiefer aufeinander gepresst, seine angespannten Muskeln konnte sie sogar durch das einfache Baumwollhemd, das er trug, sehen. Sie drückte sich in den Stuhl.
    „Himmel, spielen Sie mir hier nicht die Unschuld vor“, warnte er.
    Camille atmete tief durch. Jetzt verstand sie endlich, was er meinte. „Sie sind nicht nur ein Biest oder ein Monster, sondern völlig geistesgestört“, erklärte sie eisig. „Sie sind besessen, und Sie haben so viel Böses in Ihrem Leben gesehen, dass Sie glauben, es sei überall. Ich arbeite für niemanden – nur für das Museum.“
    „Und warum schleichen Sie dann hier nackt durch die Nacht?“ wollte er wissen.
    „Ich bin nicht nackt.“
    „Es fehlt aber nicht viel“, erklärte er trocken.
    Ihr war nicht bewusst gewesen, dass ihr Nachthemd so hauchdünn war: Und sie hatte auch nicht geahnt, dass Worte eine so unmittelbare Wirkung auf einen haben konnten. Sie hatte plötzlich das Gefühl zu brennen, als würden ihr Fleisch, ihr Blut, selbst ihre Knochen in Flammen stehen. Es raubte ihr den Atem.
    Dann fragte sie sich, ob es die Worte selbst waren, die eine solche Reaktion hervorriefen, oder ob es daran lag, dass
er
diese Worte gesprochen hatte. Was war das nur mit ihm?
    Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Camille ein plötzliches Begehren, eine Sehnsucht. Sie wollte von ihm festgehalten werden, wollte seine stahlharten starken Arme um sich spüren, das beruhigende Flüstern seiner Stimme hören. Sie sehnte sich danach, den Mann hinter der Maske zu sehen, den Mann, der so voller Leidenschaft und Zorn und Entschlossenheit war.
    „Ich …“
    „Was?“ fragte er.
    Hilflos schüttelte sie den Kopf und schlang die Arme um ihren Körper. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wie ich beweisen soll, dass ich keine bösen Absichten habe. Verdammt! Ich würde Ihnen helfen, wenn ich könnte, wenn es einen Weg gäbe … verstehen Sie das denn nicht? Aber es gibt keinen Weg. Schlangen kann man nicht vor Gericht stellen. Sie können auch keine Aussage machen. Und ich war noch nicht im Museum beschäftigt, als die Expedition stattfand. Ich wünschte, dass ich Ihnen helfen könnte, aber ich kann es nicht.“
    Er schwieg eine ganze Weile, und als er sich plötzlich bewegte, erstarrte sie zuerst, weil sie einen Gewaltausbruch befürchtete. Aber zu ihrer Überraschung streckte er die Hände nach ihr aus und zog sie

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