Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Holzofen in Frage. Ich konnte Abfallholz verbrennen, was sehr umweltfreundlich ist. Verfaulendes Holz produziert Methan, ein Treibhausgas, das die Erdatmosphäre 20 Mal stärker aufheizt als Kohlendioxid. Es mag sich komisch anhören, aber es ist besser, Holz zu verbrennen, als es verfaulen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass man einen Waldboden leer räumen sollte. Städtisches Brachland eignet sich viel besser als Vorratsquelle, da das Holz dort nicht Bestandteil eines natürlichen Ökosystems ist. Ich wusste, dass ich auch Unterholz vom Waldgelände des Bauernhofs haben konnte, das zu einer guten Hofbewirtschaftung dazugehört.
Nachdem ich wochenlang recherchiert und nachgefragt hatte, erhielt ich den Tipp, dass ein Typ aus einem besetzten Haus in der Gegend Holzöfen aus recycelten Gasflaschen, Fahrradteilen und Altmetall baute. Besetzte Häuser bekommen oft schlechte Presse, und die Leute glauben, dass die dort lebenden Menschen Schmarotzer sind, die keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten. In Wahrheit ist oft das Gegenteil der Fall: Diejenigen, die in diesen zuvor unbewohnten Häusern leben, geben meist genauso freimütig, wie ihnen gegeben wird. Und mein Holzofen ist der Beweis dafür: Gavin, der Hausbesetzer, den ich kennengelernt hatte, zimmerte mir aus Abfallstoffen für 60 Pfund einen wunderbaren Ofen zusammen. Wenn man bedenkt, dass er dafür mehr als einen Tag brauchte, war das ein absolutes Schnäppchen.
Ideal wäre gewesen, wenn ich überhaupt keinen Strom gebraucht hätte. Laptops und Mobiltelefone sind zum Überleben nicht unbedingt wichtig, aber einen Großteil meines Jahres über ging es darum, meine Erfahrungen an jeden weiterzugeben, der sich dafür interessierte. Aus Brennnesseln und Hagebutten lässt sich kein Strom gewinnen, daher ließ sich eine gewisse Umweltschädigung nicht vermeiden. Ich hatte verschiedene Optionen – Windenergie, Solarstrom oder Stromerzeugung mit einem Kurbeldynamo. Ich musste mich nur für die Möglichkeit entscheiden, die den geringstmöglichen Schaden verursachen würde. Im britischen Winter ist Windenergie die beste Wahl, während Solarstrom im Sommer das Beste ist. Die Stromerzeugung durch Kurbeln ist zu jeder Jahreszeit mühsam, hat aber den Vorteil, dass man nicht vom Wetter abhängig ist. Ideal wären alle drei Optionen gleichzeitig. Mit vielfältigen Möglichkeiten deckt man alle Eventualitäten ab. Nachdem ich alles gegeneinander abgewogen hatte, war Windenergie meine erste Wahl, aber ich konnte mir nichts leisten, das meine Bedürfnisse befriedigte. Also entschied ich mich für Solarstrom. Ein gebrauchtes Solarmodul zu finden, ist, als würde man versuchen, am 17. März, wenn St. Patrick’s Day gefeiert wird, auf einen nüchternen Iren zu treffen. Also kaufte ich gegen meine eigene Überzeugung ein neues zum reduzierten Preis von 200 Pfund. Die Gewinnung von Solarstrom verbraucht eine Menge Energie. Die Mineralien und Materialien, die zur Herstellung der Module verwendet werden, müssen in Minen abgebaut, verarbeitet und um die Welt transportiert werden. Ich war also nicht besonders glücklich darüber.
Da ich von der nächsten Straßenlaterne – beziehungsweise von jeder anderen Abendlichtquelle als dem Mond – ziemlich weit weg war, brauchte ich unbedingt eine Taschenlampe. Zu meiner Freude fand ich eine Kurbeltaschenlampe – ein Geschenk eines Journalisten –, die unbemerkt in meinem alten Rucksack gelegen hatte.
Was die Körperwäsche anbelangte, gab es keine Option, die mich wirklich begeistert hätte. Das Einfachste war es, eine Solardusche zu kaufen. Wenn ich »einfach« sage, meine ich, dass sie einfach zu kaufen war, denn es war sicherlich nicht so leicht, sich um sieben Uhr früh an einem eisigen Wintermorgen darunterzustellen. Ich erwarb eine für fünf Pfund, auch sie neu, was billig scheint, bis einem klar wird, dass es sich lediglich um einen dicken schwarzen Plastiksack mit einem Stück Schlauch unten dran handelt. Andererseits sind Solarduschen im Sommer ziemlich effektiv. Man lässt sie tagsüber draußen in der Sonne, und weil sie schwarz sind, absorbieren sie die Sonnenwärme. An einem heißen englischen Sommertag können sie das Wasser auf mehr als 20 °C aufheizen. Nachdem ich die Dusche gekauft hatte, beschlich mich ein leises Schuldgefühl – ich hätte wirklich selbst eine bauen sollen. Und wenn die Zeit es zuließ, so beschloss ich, würde ich mir eine Badewanne installieren, wenn ich über Freecycle an eine alte Wanne
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