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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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circa 30 Zentimetern in den Boden zu graben. Auf diese Weise erhält man sowohl eine mobile Toilette als auch eine Duschecke. Und das funktioniert so: Man scheißt in das Loch und reinigt sich anschließend mit einer Methode seiner Wahl. Ist man damit fertig, schaufelt man etwas von der Erde, die man aus dem Loch gegraben hat, auf das Produkt des Toilettengangs, damit keine unangenehmen Gerüche entstehen oder Mäuse oder Ratten angezogen werden. Ist das Loch voll, gräbt man ein neues und stellt die Palettenkonstruktion dorthin. Die Paletten können einem auch Sichtschutz beim Duschen geben. Nicht, dass es mich gestört hätte, aber an meinem Wohnwagen führte ein öffentlicher Weg vorbei, und ich denke, das Letzte, was ein armer Spaziergänger braucht, der mit seinem Hund Gassi geht, ist der Anblick eines nackten irischen Mannes, der an einem eisigen Wintermorgen zitternd unter einem Baum steht.
    Während einige Leute, die mich besuchen, sich über mein Kompostklo lustig machen, ist es für mich Symbol all dessen, was ich zu tun versuche. Das Kompostklo steht für gesunden Verstand und Respekt, nicht nur gegenüber der Umwelt, sondern auch gegenüber unseren Mitmenschen. Ich glaube wirklich, dass sich erst etwas ändern wird, wenn wir aufhören, die Flüsse zu verschmutzen, die uns Leben spenden. Der Wandel wird erst kommen, wenn wir lernen, die Natur mehr zu respektieren. Für mich steht die »normale« Toilette für alles, was in der Welt verrückt und zerstörerisch ist. Wir nehmen sauberes Wasser und kacken rein. Menschlicher Kot ist großartig für das Erdreich, aber furchtbar für die Wasserversorgung. Um das Wasser wieder sauber zu machen, bauen wir große Wasseraufbereitungsanlagen, pumpen alle möglichen Chemikalien ins Wasser und bringen es dann wieder in Umlauf. Das verbraucht nicht nur eine Menge Energie, es bedeutet auch, dass wir Wasser trinken, in dem zuvor Fäkalien waren und jetzt Chemikalien sind. Das ist absolut verrückt und ein perfektes Beispiel dafür, wie verächtlich wir bei unserer heutigen Lebensweise mit der Umwelt umgehen.
    In den Jahren, als Indien friedlich für seine Unabhängigkeit von Großbritannien kämpfte, benutzte Gandhi das Spinnrad als Symbol für die Bewegung. Er wusste, dass Indien für eine echte Unabhängigkeit auch wirtschaftlich unabhängig sein und sich als Nation das Recht auf Freiheit erwerben musste. Die Weigerung der Inder, britischen Stoff zu kaufen, und ihr Entschluss, Stoffe wieder selbst zu fertigen, brachte ihnen am Ende die Unabhängigkeit.
    Inzwischen hatte ich Kontakte geknüpft, die mir zu einem Dach über dem Kopf verhalfen, für das ich kein Geld bezahlen musste. Nun war meine nächste Sorge, wie ich meine eigene Energie erzeugen konnte.
    Energie
    Ohne Geld und netzunabhängig zu leben, bedeutete, dass ich meine eigene Energie produzieren musste. Gas in Flaschen, Einwegbatterien und der Zugang zum staatlichen Versorgungsnetz waren für mich tabu. Wenn ich nicht unabhängig vom Netz wäre, würde ich entweder eine Rechnung bezahlen oder komplett ohne Energie leben müssen. Keins von beidem war machbar.
    Ich wollte mich schon lange vom Netz unabhängig machen, da ich denke, dass wir die Verantwortung für unsere Energieverbrauchs- und Abfallentsorgungsbedürfnisse selbst in die Hand nehmen sollten. Dies lässt uns besser verstehen, was wir verbrauchen. Außerdem kann man sich kein verschwenderischeres Energienetz vorstellen als das staatliche Netz. Zwar ist es großartig, dass man seinen Wasserkessel nur zur Hälfte befüllen und Leuchtmittel durch energieeffizientere ersetzen kann, aber solche Aktionen scheinen unbedeutend, wenn man sich über die größeren, systemischen Probleme des Versorgungsnetzes Gedanken macht. Laut Greenpeace »verschwendet unser zentralisiertes Modell der Produktion und Verbreitung erstaunliche zwei Drittel der eingespeisten Primärenergie, so dass wir weit mehr Brennstoffe verbrennen und weit mehr Kohlendioxid produzieren müssen, als nötig wäre«. Zwei Drittel der gesamten Elektrizität, die produziert und ins Netz eingespeist wird, geht verloren, bevor sie unsere Steckdosen erreicht! Das ist das idiotische System, an dem die Regierungen festhalten, und da es nicht so aussieht, als würden sie viel daran ändern, liegt es an jedem Einzelnen von uns, mit gutem Beispiel voranzugehen.
    Wie leicht es ist, sich vom Netz zu verabschieden, hängt davon ab, wie viel Geld man zur Verfügung hat. Hat man 10000 Pfund dafür, ist es

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