Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
nicht auch zufriedener geworden? Richard Easterlin, ein Wirtschaftswissenschaftler an der University of Southern California, glaubt, dass ein großer Teil des Problems die Verbrauchertretmühle ist, in der wir uns befinden. Wir sind nie zufrieden und wollen immer mehr. Easterlin sagt:
»Die Menschen sind verheiratet mit der Idee, dass mehr Geld ihnen mehr Glück bringen wird. Wenn sie daran denken, welchen Effekt mehr Geld hat, vergessen sie dabei einen Faktor: die Tatsache, dass sie, wenn sie mehr Geld bekommen, noch mehr Geld haben wollen. Wenn sie mehr Geld bekommen, werden sie ein größeres Haus haben wollen. Sie haben nie genug Geld, aber was sie tun, ist, ihr Familienleben und ihre Gesundheit zu opfern, um mehr Geld zu bekommen.«
Dem österreichischen Geschäftsmann und Millionär Karl Rabeder wurde diese einfache Tatsache bewusst, und er gab alles weg, was er besaß, einschließlich seines Vermögens von 3 Millionen Pfund. Nach dem Grund gefragt sagte er:
»Geld ist kontraproduktiv. Fürs Glück ist es hinderlich. Ich habe lange geglaubt, immer mehr Geld und Luxus anzuhäufen mache glücklich. Ich stamme aus einer sehr armen Familie, deren wichtigste Regel lautete, dass man immer hart arbeiten müsse, um immer mehr und mehr materiellen Besitz anzuhäufen. Daran habe ich mich für viele Jahre gehalten. Doch mehr und mehr vernahm ich die Worte: ›Hör jetzt auf mit dem, was du tust – all der Luxus und all das Konsumdenken – und fange ein neues Leben an.‹ Ich hatte das Gefühl, wie ein Sklave für Dinge zu schuften, die ich weder brauchte noch wirklich wollte.« 1
Ich hatte das Privileg, einige Menschen kennenzulernen, die mich wirklich inspiriert und beeinflusst haben. Einer von ihnen, Patrick Whitefield, Permakultur-Guru und Autor von The Earth Care Manual , kam zu einem meiner Vorträge. Zu wissen, dass jemand im Publikum über fast alles, worüber du sprichst, bedeutend mehr weiß, kann gelinde gesagt etwas entmutigend sein, aber zum Glück hatte ich seine volle Unterstützung.
Ich besuchte auch einen interessanten Vortrag des Gründers der »Transition«-Bewegung, Rob Hopkins. Robs Vorträge sind immer interessant, aber dieser war besonders faszinierend. Er musste seine Präsentation (für die er einen Beamer benutzte) auf eine Stunde beschränken. Hätte er das nicht getan, hätte die Band, die wenig später auf derselben Bühne spielen sollte, nicht mehr genug Energie für ihren Verstärker gehabt. Das verdeutlichte die Auswirkungen, die das Übernehmen der Verantwortung für seine eigenen Energiebedürfnisse mit sich bringt. Als sein Vortrag zu Ende war und die Fragen kamen, schaltete Rob seinen mit Windkraft betriebenen Laptop ab, wohingegen er ihn angelassen hätte, wäre er an das normale Stromnetz angeschlossen gewesen. Wann immer Sie was auch immer selbst produzieren, verschwenden Sie keinen Tropfen davon.
Ich ging zu einem Workshop, den Theo Simon leitete, Leadsänger und Texter von Seize the Day, einer der Bands, bei denen ich mich gefreut hatte, sie in Buddhafield zu sehen. Theo schreibt und spielt seit mehr als zwanzig Jahren Songs, die Aktivisten innerhalb und außerhalb des Vereinigten Königreichs dazu inspiriert haben, weiterhin für die soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Theo, der selbst ständig an vorderster Front steht, hatte einen Großteil des Sommers 2009 damit verbracht, Kampagnen mit den Arbeitern der Vestas Windturbinenfabrik auf der Isle of Wight zu veranstalten. Die hatten ihre Arbeit verloren, weil ihren Bossen, nachdem sie einen Profit von 76 Millionen Pfund in den drei Monaten zuvor eingefahren hatten, klar geworden war, dass sie noch mehr verdienen könnten, wenn sie den Betrieb in die USA verlagerten. Arbeiter, die erst einige Monate zuvor zum Unternehmen gekommen waren und denen man gesagt hatte, ihre Arbeitsstellen seien sicher, hatten Hypotheken aufgenommen, nur um wenig später gekündigt und mit einem Betrag von gerade mal 200 Pfund abgefunden zu werden. Andere hatten Jobs verloren, für die sie sich ihr ganzes Arbeitsleben lang engagiert hatten. Das ist grüner Kapitalismus in Reinkultur: ein Symptom für ein System, das auf Wettbewerb basiert anstatt auf Kooperation.
Theos Workshop hieß »Conscious Activism« (Bewusster Aktivismus). Über die Jahre hat er viel Brutalität gesehen, meist vonseiten der Polizei, die den Befehl hatte, die Interessen derjenigen zu verteidigen, die Millionen von Pfund in die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs
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