Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
ein Zeichen für das Vorübergehen der Zeit. Jede winzige Schicht bedeutete, dass ich eine Woche näher an die Vollendung dessen herankam, was zu erreichen ich mir vorgenommen hatte.
Es war Herbst. Je länger es dauerte, desto weniger spielte es eine Rolle, ob ich es bis zum Ende schaffte. Die Ziellinie übte keinen großen Reiz aus. Was tatsächlich am schwersten auf meiner Seele lastete, war der Gedanke an eine Rückkehr. Ich hatte so viel seelischen und physischen Ballast abgeworfen und mich nie so befreit oder frei gefühlt. Was würde ich tun? Würde ich in einen Job in der Stadt zurückkehren, mir eine nette neue Wohnung suchen und langsam zurück in ein »normales« Leben driften? Oder waren die Abhänge, die ich neun Monate lang erklommen hatte, nur die Ausläufer einer ganzen Bergkette?
Nach einem kühlen Sommer kam Ende August endlich die Sonne, was sich prima mit einer kurzen Pause in meinem chaotischen Leben deckte. Obwohl ich das Geschenk des Lebens jeden Tag ein bisschen mehr zu schätzen wusste, war ich müde. Während meine Freunde im Sommer im Ausland Urlaub machten, kümmerte ich mich um das Unkraut. Um Pause zu machen und etwas Stille zu finden, waren nur ein paar Tage in den Wäldern drin. Ich beschloss, aus dem fantastischen englischen Herbstwetter das Beste zu machen und mir freizunehmen. Das Ende meines Jahres ohne Geld kam schnell näher, und ich hatte das Gefühl, dass das langsame Leben, für das ich den Journalisten gegenüber eintrat, sehr plötzlich wieder ein schnelles Leben werden würde. Ich musste große Entscheidungen treffen, was ich tun würde, wenn mein Jahr vorüber wäre. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, was sich bisher als nicht machbar erwiesen hatte.
Der Herbst ist ohne Zweifel meine liebste Jahreszeit. Die Sonnenuntergänge im September sind wunderbar. An klaren Abenden sah mein ganzes Tal unglaublich rostig aus. Es schien, als würden die Vögel merken, dass dies ihre letzte Gelegenheit war, etwas Spaß zu haben. Die Schwalben, die um meinen Wohnwagen herum lebten, vollzogen in den letzten Stunden des Tageslichts einen rituellen Tanz, den nur sie verstanden. Eines Abends, als ich vor dem Abendessen einen kurzen Spaziergang machte, musste ich stehen bleiben, weil Hunderte dieser kleinen Wesen chaotisch um mich herumflatterten, manchmal nur Zentimeter von meinem Körper entfernt. Der Tanz der Schwalben schien Stunden zu dauern. In Momenten wie diesen wusste ich wirklich zu schätzen, was für ein Privileg es war, so leben zu können, was für ein Kontrast zum Pendelverkehr, der an einem solchen Abend durch die Innenstadt von Bristol zieht.
Und der Herbst ist die ideale Zeit für Abenteuer. Meine Vorliebe fürs Zelten und meine Sammelleidenschaft bedeuteten, dass es im kommenden Monat noch viel mehr Tage geben würde, an denen Arbeit und Vergnügen ein unteilbares Ganzes blieben.
Abenteuer Nahrungssuche in der freien Natur
Ich hatte beschlossen, so viel Zeit wie möglich mit Zelten und dem Sammeln wild wachsender essbarer Pflanzen zu verbringen. Im September war jede erdenkliche Lücke in meinem Terminkalender gefüllt, und ich begab mich mit dem einen oder anderen Kumpel auf eine lange Wanderung oder Radtour in die englische Wildnis, bewaffnet mit Körben und Taschen zum Einsammeln der Nahrungsmittel. Dies erwies sich auch als erfrischend erfolgreiche Alternative zu Rendezvous’ in Bars und Restaurants. Ich war überrascht, wie hoch meine Erfolgsquote war, wenn ich Frauen fragte, ob sie mal Pause vom Alltag machen wollten. Auf bezeichnende Art war das lebensbejahend, weil es mir die Bestätigung gab, dass nicht jede sich nur dafür interessierte, wie viel ich besaß oder verdiente. Es gab mir Hoffnung, dass irgendwo da draußen, mitten auf den Feldern des Massenkonsums, eine geldlose Frau stand, die den Horizont nach ihrem mittellosen Traumprinzen absuchte. Ich war nicht sicher, ob viele von ihnen sich länger als nur eine befristete Zeit darauf einlassen würden, doch meine Hoffnung sorgte dafür, dass ich weiter nach der Richtigen suchte.
Einer meiner Sammelausflüge im September fand sehr kurzfristig statt. Ich hatte mich in allerletzter Minute entschieden, mit 15 Freunden ein ganzes Wochenende lang zelten zu gehen: um Nahrung zu suchen, Spaß zu haben, Lagerfeuer zu machen und unsere Freundschaft zu vertiefen. Wir schnappten uns eine Übersichtskarte und drehten eine Flasche, um unsere Marschrichtung dem Zufall zu überlassen. Sie zeigte nach Westen. Bei diesem
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