Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
speziellen Ausflug ging es nicht um das Ziel, wie etwa bei früheren Auslandsreisen. Die Reise selbst war der Urlaub. Wo wir in der Nacht unser Lager aufschlugen, war fast egal. Der Reiz des Trips lag in seiner Mühelosigkeit. Weil er so spontan geplant war, hatten wir wenig Zeit, um Lebensmittel für unterwegs zu beschaffen, obwohl ich so viel erntete, wie ich transportieren konnte, um es mit den anderen zu teilen. Doch bei dem Erlebnis ging es eigentlich nicht darum, Proviant einzupacken, bevor wir uns aufmachten. Es ging vielmehr darum, unterwegs nach Nahrung zu suchen. Wir pflückten unser Essen von den Hecken und Feldern, die unsere Wanderwege säumten.
Viele aus der Gruppe wollten wirklich wissen, was für verschiedene essbare Pilze es gab. Wenn man mit anderen über Nahrungssuche spricht, kommen ihnen als Erstes meist Pilze in den Sinn. Pilze haben in vielerlei Hinsicht zu Unrecht einen furchtbar schlechten Ruf. Die große Mehrheit der Pilze kann ohne Bedenken gegessen werden. Andererseits wird man, wenn man eine Handvoll (giftiger) Feldtrichterlinge sammelt anstatt Feldschwindlinge (beide wachsen häufig an der gleichen Stelle), einen hoffnungslosen Überlebenskampf führen. Nur eine Gabel voll Grüne Knollenblätterpilze (ein Pilz, mit dem ich Fergus jede Woche drohe, wenn er mir keine neue Fähigkeit beibringt) kann einen Erwachsenen töten. Das hört sich ein wenig Furcht einflößend an, sollte es aber nicht. Ich habe wenig Ahnung von dem, was ich tue, und ich lebe immer noch. Die meisten aus der Gruppe freuten sich daher sehr, als wir mitten in einem Brennnesselfeld über einen jungen, weißen Riesenbovist stolperten. Für viele war es der erste Bovist, und da er immens war – so groß wie ein Fußball –, waren alle wirklich aufgeregt. Er war groß genug, um uns mittags alle satt zu bekommen – schmeckt mit Olivenöl und Knoblauch gebraten absolut lecker.
Eine andere sehr beliebte Pilzart, die wir an diesem Wochenende entlang des Wegs fanden, waren Pfifferlinge, gelbe Pilze, die leicht nach Aprikosen duften. Was wir bei unserem Fund erlebten, glich dem, was Dorothy Hartley in ihrem Buch Food of England beschrieb: »Sie tauchen plötzlich in Herbstwäldern vor einem auf, manchmal so dicht zusammenstehend, dass sie aussehen wie ein zerrissener goldener Umhang, der über welke Blätter und Äste geworfen wurde.« Die vom Blätterteppich im Wald verdeckten Pfifferlinge sind manchmal schwer zu erkennen, aber bei ihrem Geschmack lohnt es sich, nach ihnen Ausschau zu halten. Wir fanden auch Wiesenchampignons und Rötelritterlinge (ein häufig auf Grasweiden vorkommender Pilz), die unseren Abendessen noch mehr Konsistenz und Geschmack gaben. Doch wir hatten nicht vor, uns vier Tage lang nur von Pilzen zu ernähren. Die hätten uns bei den 40 Kilometern, die wir jeden Tag wanderten, nicht bei Kräften gehalten. Wir mussten auch nach Lebensmitteln mit einem hohen Proteingehalt suchen: Am ehesten boten sich Nüsse an.
Die genießbarsten und auf unserer Route reichlich vorhandenen Nüsse waren Haselnüsse. Haselnüsse sind in Läden wirklich teuer, doch man bekommt sie in großen Mengen kostenlos, wenn man weiß, wo man suchen muss. Zudem lassen sie sich gut lagern. Wenn man im September mit der Suche beginnt und den Eichhörnchen zuvorkommt (aber nicht vergessen, für die Tiere einige übrig zu lassen), hat man leicht eine hochwertige Proteinquelle für ein Jahr. Ich sammelte für meinen Wintervorrat besonders viele, aber sie hielten nicht lange vor, da meine sogenannten Freunde sich über sie hermachten, als wir durch die Wälder marschierten. Was sind das für Menschen, die einem Mann Lebensmittel mopsen, der keinen Pfennig auf der Naht hat? Wir fanden auch einige Walnüsse, die aber ein bisschen zu jung und zu nass waren, um sehr gut zu schmecken. Wir entdeckten überall Eicheln, aber die nutzten uns nicht viel. Mit ihrem hohen Gerbsäuregehalt schmecken sie unglaublich bitter. Wäre ich allerdings bereit gewesen, Eicheln mit nach Hause zu nehmen und weiterzuverarbeiten, hätte ich ein leckeres Eichelbrot machen können.
Expeditionen zur Nahrungssuche können einem viel abverlangen. Es war absolut notwendig, unser Energielevel aufrechtzuerhalten, besonders wenn wir abends Spaß haben wollten, nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Ich hatte Kübel mitgebracht, damit wir alle möglichen Beeren einsammeln konnten, die wir unterwegs fanden: Stachelbeeren, Himbeeren und Brombeeren gab es reichlich.
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