Der Mann ohne Kopf
Türrahmen. »Darf ich reinkommen?«, fragte sie kaum hörbar.
»Selbstverständlich!« Mit einer Handbewegung bot Justus ihr einen Platz auf dem letzten freien Campingstuhl an. »Na, wo drückt der Schuh?«
Mit aufrichtigem Blick sah sie den drei Detektiven in die Augen. »Ich glaube, ich habe einen schweren Fehler begangen. Darüber muss ich dringend mit euch reden!«
Lug und Trug
»Dann erzähl mal!« Justus sah Mandy erwartungsvoll an.
»Mich plagt seit Tagen ein verdammt schlechtes Gewissen. Genauer gesagt, seit dem Zeitpunkt, als du mich auf dem Schulhof über meinen Besuch im ›Planet-Evil‹ befragt hast.« Das Mädchen fühlte sich sichtlich unwohl.
»Darf man fragen, wodurch dieses schlechte Gewissen ausgelöst wurde?«, erkundigte sich Peter.
Mandy löste ihre Zopfspange und schüttelte ihr schulterlanges Haar. »Vielleicht hätte ich euch gegenüber weiterhin die Wahrheit verschwiegen, aber bei dem Gedanken, dass es sich bei Amy Scream um deine Patentante handelt, Peter, die morgen auf dem Zentralfriedhof beigesetzt wird, bin ich einfach nicht mehr im Stande, die Lüge aufrechtzuerhalten.«
Dem Zweiten Detektiv blieb fragend der Mund offen stehen. Er wollte gerade etwas erwidern, doch Justus kam ihm zuvor.
»Dass du mich auf dem Schulhof belogen hast, war mir sofort klar, Mandy. Äußerst geschickt hast du dich dabei nicht angestellt.«
»Kannst du mir das näher erklären?«
Der Erste Detektiv grinste überlegen. »Als ich dir gegenüber den Namen DJ Hammley erwähnte, gabst du vor, diesen Namen zuvor noch nie gehört zu haben. Im weiteren Verlauf des Gespräches unterlief dir aber ein entscheidender Fehler. Ein bestimmter Satz deinerseits überführte dich der Falschaussage. Darf ich zitieren?«
Mandys Augenlider begannen nervös zu flattern. »Ich bitte darum.«
»Du sagtest: ›Norman Hammley beschert mir bereits Albträume.‹«
»Ja und?«, hinterfragte sie irritiert. »Was war daran so verwerflich?«
Justus verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hatte Hammleys Vornamen in deinem Beisein nie zuvor erwähnt. Wie konntest du da auf Norman kommen, wo du ihn doch angeblich nicht kanntest?«
»Ich … also … da muss ich …«, stammelte das Mädchen hilflos.
»Ist ja jetzt auch egal«, räumte Justus großzügig ein. »Verrate uns doch lieber, woher du von Mrs Screams Beerdigung gehört hast?«
»In der Lokalzeitung von Rocky Beach sah ich die Todesanzeige und da stand auch der Termin für die Beisetzung.«
Justus mimte den Zerstreuten. »Richtig, das hätte ich beinahe schon wieder vergessen. Aber inwiefern hast du uns, beziehungsweise mich, belogen?«
Bedrückt holte Mandy tief Luft. »Amy Scream war nicht das Opfer übersinnlicher oder okkulter Kräfte, die der vermeintliche Teufels-DJ heraufbeschworen hat. Sie starb, so wie es den Anschein hat, durch ihr eigenes Verschulden.«
Peter gab sich alle Mühe, das trauernde Patenkind zu spielen. »Was willst du damit sagen?«
»Wusstet ihr es denn wirklich nicht?« Mandy seufzte. »Man soll ja Toten nichts Böses nachsagen, aber es war ja ein offenes Geheimnis, und sie selbst hat schließlich auch nie einen Hehl daraus gemacht: Deine Patentante hat trotz ihres hohen Alters immer wieder Partydrogen geschluckt.«
»Ehrlich gesagt höre ich jetzt zum ersten Mal davon«, gab sich Peter ahnungslos. »Bist du dir sicher, dass es sich dabei nicht nur um ein übles Gerücht handelt?«
Justus fuhr energisch dazwischen. »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Wichtiger erscheint mir die Frage, weshalb du plötzlich die Vermutung ausschließt, dass DJ Hammley an ihrem Ableben eine nicht geringfügige Mitschuld trägt?«
Mandy erhob sich von ihrem Stuhl. »Ganz einfach: Norman Hammley verfügt ebenso wenig über magische Fähigkeiten, wie ein Analphabet das Lösen eines Kreuzworträtsels beherrscht. Die ganze Show, die der DJ am Wochenende zur Geisterstunde zelebriert, ist ein ausgekochter Schwindel! Ich selbst bin der lebende Beweis.«
»Wie dürfen wir das denn verstehen?«, erkundigte sich Bob.
Mandy pustete eine lästige Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Im ›Planet-Evil‹ wird nichts dem Zufall überlassen. Norman Hammley hat den ganzen Zauber haarfein inszeniert, um den Schuppen medienwirksam ins Gespräch zu bringen. Meine bescheidene Rolle bei dem ganzen Theater bestand darin, den Gästen zu einem abgesprochenem Zeitpunkt vorzumachen, auf der Tanzfläche mit Leib und Seele in Trance zu geraten und, als krönenden
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