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Der Mann ohne Kopf

Der Mann ohne Kopf

Titel: Der Mann ohne Kopf
Autoren: André Minninger
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nicht mehr beeinflussen können.« Bob machte eine Atempause. »Seine Antwort überraschte mich ebenso, wie sie mich stutzen ließ. Denn laut seiner Aussage bedienen sich Menschen dieser Technik der Suggestion schon seit Jahrtausenden. Beispielsweise in der Kirche: Ein Musiker, der während des Gottesdienstes die Orgel spielt, weiß ganz genau, welche Register seines Instrumentes er zu ziehen hat, um bei den Zuhörern ein Gefühl von Freude und Festlichkeit, aber auch von Beklemmung, Ehrfurcht und Trauer auszulösen. Ebenso verhält es sich mit den Komponisten von Filmmusik. Gerade in diesem Genre wird gezielt mit den Empfindungen der Zuschauer gespielt. Ganz gleich, ob es sich dabei um einen Liebesfilm, einen Horrorstreifen oder einen Western handelt: Die musikalische Untermalung ist zu einem nicht unerheblichen Anteil dafür verantwortlich, die entsprechenden Gefühle zu transportieren. Häufig ist es dem Betrachter aber gar nicht bewusst, dass es nicht der Dialog oder die Handlung ist, die bestimmte Empfindungen in ihm hervorrufen, sondern dass dies hauptsächlich auf die Musik zurückzuführen ist. Zum Teil wird diese vom Zuschauer noch nicht mal wahrgenommen!«
    Justus hatte inzwischen eine Tüte mit Weingummis geöffnet und sich davon gleich mehrere in den Mund geschoben. Nun reichte er die Süßigkeiten an Bob und Peter weiter. »Eine einleuchtende Darstellung«, bemerkte er kauend. »Kennt ihr den Gruselfilm ›Halloween‹ von John Carpenter? Ich habe gelesen, dass dieser Streifen in der Testvorführung bei den Zuschauern durchweg ein Flop war und als gähnend langweilig beurteilt wurde.«
    »Wie kann das denn angehen?«, erkundigte sich Peter. »Soweit ich weiß, wurde dieser Horrorthriller ein großer Publikumserfolg!«
    »Allerdings«, ließ Justus verlauten. »Vorher jedoch entfernte der Regisseur die gesamte Musik des Films und komponierte einen völlig neuen Soundtrack zu dem Schocker: Gruselige, metallische Klänge aus einem Synthesizer sorgten nun für Nervenkitzel in den Szenen, die in der ursprünglichen Fassung mit einem Streichorchester unterlegt waren. Diese neuen elektronischen Klänge waren einzig allein der Grund dafür, dass sich die Zuschauer plötzlich zu Tode gruselten und während der Vorstellung manchmal sogar ungewollt entsetzt aufschrien! Aber die Handlung war nach wie vor exakt dieselbe.«
    »Ein ausgezeichneter Vergleich«, lobte Bob. »Jim Cowley scheint sich der gleichen Methode zu bedienen, wie sie auch Carpenter in seinem ›Halloween‹-Streifen angewandt hat. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass unser DJ während seines einstündigen Show-Programms auf sein Publikum flexibel und spontan reagieren kann. Mit geschulten Augen, die hinter seiner geheimnisvollen Maskerade verborgen bleiben, muss er genau beobachten können, was sich auf der Tanzfläche abspielt, um dann gezielt mit den von ihm erspähten Akteuren sein magisches Spiel zu treiben. Die wie in Trance Tanzenden verraten ihm dabei anhand ihrer Körpersprache, wie weit sie sich inzwischen in seinem Bann befinden und ob sich ihr rauschartiger Zustand durch zusätzliche Sound- und Lichteffekte noch steigern lässt.«
    Peter nahm eine CD aus dem Regal. »Justus und ich haben uns vorhin Monique Carreras Song noch einmal angehört. Das Stück ist zwar klasse, aber das mitreißende Gefühl, wie wir es im ›Planet-Evil‹ erlebt haben, blieb dieses Mal aus.«
    »Kein Wunder«, wusste Bob zu vermelden. »Laut Professor Beurmanns Aussage benötigt man eine sehr leistungsfähige Anlage, um beim Hörer den erwünschten Effekt der Suggestion zu erwirken. Bei einem tragbaren Kassettenrekorder fehlt es einfach an der nötigen Power, die unterbewusst stimulierenden Frequenzen rüberzubringen.«
    »Dann ist es aber äußerst fraglich, wie Jim Cowley es bewerkstelligen will, das amerikanische Volk zum Kauf dieser CD zu animieren?«, wunderte sich Justus. »Selbst dann, wenn das Stück im Radio gespielt wird: Wie viel Prozent der Bevölkerung haben zu Hause schon eine Diskoanlage stehen? Und um die gewünschte Manipulation zu erzielen, wird es nicht ausreichen, die Single ›Devil-Dancer‹ nur im ›Planet-Evil‹ zu spielen. Ich denke, dass –«
    Die Ausführungen des Ersten Detektivs wurden durch ein zaghaftes Klopfen an der Tür der Zentrale unterbrochen. Überrascht wandte Justus sich um. »Ja bitte?«
    »Mandy!«, rief Peter entgeistert.
    Justus’ Augen begannen zu leuchten.
    Das Mädchen verharrte zurückhaltend im
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