Der Mann von Anti
helfen, auch Roboter und Tiere nicht. Es gab nur einen Ausweg: weitermachen. Weitermachen, um mehr zu erfahren, was dann wenigstens zukünftige Reisen sichern half. Die Weltregierung tagte und beschloß: Fortsetzung des Programms.
Die KOMMISSION wollte neue Zeitreisen. Natürlich dachte sie nicht daran, wieder Ute und Torsten einzusetzen. Doch wenn ich die beiden ansah – nun ja, sie taten mit, lebten wieder. Aber sie waren doch krank, unleugbar. Sie hatten nur einen Teil ihres Selbst wiedergefunden. Daher schlug ich zunächst schüchtern, dann aber, immer dringlicher gerade das scheinbar Absurde vor, nämlich wieder die beiden fahren zu lassen! Als Flucht nach vorn. Vielleicht »riß es sie nach oben«. (Böse Zungen behaupteten, ich hätte gemeint, an den beiden sei nichts mehr zu verderben.) Ich beschwor meine Psychologenkollegen förmlich, sich für mich einzusetzen. Die Gegner beriefen sich auf Ute, deren Apathie zu unbedingter Vorsicht mahne. Schließlich beriet die Weltregierung noch einmal. Sie genehmigte eine neue Zeitreise von Ute und Torsten, miteinander. Nur: Sie sollten in ein Studentenpaar von 1982 schlüpfen. Nach den Unterlagen handelte es sich um ausgeglichene Menschen, deren Charakter in gewisser Weise genauer erforscht sein mochte als der von Maren und Lars.
Diesmal war ich bei der Wandlung zugegen. Der Wandler zeigte im Dämmerlicht des Raumes nur verschwommene Konturen. Ich beobachtete, wie ihn einer der drei Techniker einschaltete. Durch Schläuche waren Ute und Torsten mit, dem Wandler verbunden. Dumpf brummten die Transformatoren. Auf dem Oszillator schwoll eine grüne Ellipse auf wie ein Bauch.
Es verstimmte mich, daß der verantwortliche Professor nicht zugegen war. So einfach sollte man es sich doch nicht machen. Auf einmal ein unheimliches Knistern, wie von überallher. Die drei am Wandler fuhren zusammen, ihre Schatten flatterten im Zimmer auf. Ängstliches Flüstern des einen, jäh abgeschnitten durch hastige laute Worte. »Das darf doch nicht sein… wir verlieren die Kontrolle… Los, zum Professor!« Jemand stürzte über etwas, raste ins Nebenzimmer. »Kommen Sie, Professor!«
Der Gerufene eilte zum Wandler, erfaßte mit einem einzigen Blick den Oszillator, schaltete und stöpselte blitzartig an mehreren zugleich. Funken und der Geruch verbrannten Gummis. Das Bild im Oszillator brach zusammen. Der Professor atmete hörbar auf, riß alle Leitungen aus dem Wandler und die Vorhänge auf. Helles Licht fiel auf Ute und Torsten. Wie ein zorniger Lehrer trat der Professor vor die Techniker. Ich fragte, was denn war.
Der Wandler habe versagt, zum ersten Male. Die angestrebten Kennziffern seien nicht erreicht worden. Aber die Maschine sei doch angelaufen? Ja. Und irgendwie hätten sich die Kennziffern doch bewegt. Wohin denn, wenn nicht zu den angestrebten?
Aus der inzwischen angeschwollenen Menge verwirrter Menschen schälte sich ein untersetzter Mann heraus. Stotterte Zahlen, Kennziffern. Er hatte am Registrator gesessen. Ich schrie ihn an, was das für Werte sein sollten?
Und dann kam das Ungeheuerliche.
Es waren die Kennziffern von Maren und Lars.
Als Ute gewahr wurde, daß das Experiment versagt hatte, zerbrach sie erneut. Wir brachten sie in die Klinik zurück. Torsten murmelte, er hätte so etwas befürchtet. Nicht eigentlich traurig, sondern eher erbittert und zugleich scheinbar aufgeräumt, trug er eine Idee vor, die den doppelten Mißerfolg erklären sollte. Psychologen, Mediziner, Kybernetiker und Physiker stiegen sofort ein, verwickelten sich in heftige Debatten und machten daraus eine höchst seltsame Hypothese: die Theorie von der psychischen Entropie. Entropie – das war zunächst ein rein physikalischer Begriff. Mit ihm verband sich eine Formulierung des zweiten Hauptsatzes der Wärmelehre: Die Entropie abgeschlossener Systeme kann nie abnehmen, sondern nimmt im allgemeinen zu. Das heißt, Wärmeunterschiede haben das Bestreben, sich auszugleichen. Nach der altvertrauten kinetischen Gastheorie bedeutet Wärme nichts anderes als Bewegungszustand der Moleküle. Ihre Geschwindigkeiten gleichen sich an. Galt das nur für Geschwindigkeiten? Eine weißgekalkte Wand glich sich auch der dunkleren Umgebung an, wenn man sie sich selbst über ließ. Staub verteilt sich, Spannung gleicht sich aus, Strukturen verwässern, aus Ordnung wird Unordnung. Was ist Unordnung? Aufhebung eines »höheren« Zustandes, eben der Ordnung.
Torsten beschäftigte sich nicht nur gern mit Mathematik und
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