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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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drittens gingen die »Signale« offenbar von einem anderen Objekt aus, zum Beispiel von einem Flugzeug, und wurden durch Störungen verzerrt, viertens war das »Raumschiff« selbst höchstwahrscheinlich einer der unzähligen künstlichen Satelliten, und fünftens ist das Zusammentreffen dieser Ereignisse dem Zufall zuzuschreiben.
    Doch selbst nach dieser Beweisführung blieb das Thema im Gespräch, und es war im Interesse der Wissenschaft nötig, dem Gerede von den Extraterristen endgültig ein Ende zu bereiten. Dieses edle Ziel stellte ich mir, als ich meinen Vortrag über die Lebensmöglichkeiten auf den Planeten vorbereitete. Und ich kann ohne Übertreibung sagen, daß ich diese Aufgabe glänzend gelöst habe – jedenfalls ist es meinen Gegnern trotz hartnäckiger Bemühungen nicht gelungen, meine Beweisführung zu widerlegen.
    Zu Beginn sagte ich einige Worte über die Unwahrscheinlichkeit des Lebens im Kosmos, ohne jedoch die Möglichkeit von Leben (vielleicht sogar vernunftbegabtem) ganz auszuschließen, wenn wir dabei andere, unerreichbar weit entfernte Sonnensysteme im Auge haben. In unserem Sonnensystem jedoch gibt es nur auf der Erde vernunftbegabtes Leben und sonst nirgendwo. Jedes höherentwickelte Leben ist auf den anderen Planeten völlig ausgeschlossen.
in der Fachwelt heiß umstritten.
    Dies zu beweisen gelang mir mittels der eigens dafür entwikkelten physiko-chemo-astrobiologischen Wahrscheinlichkeitsrechnung, die ich theoretisch begründete und dann an einem Beispiel demonstrierte.
    Aus mir völlig unverständlichen Gründen gilt das besondere Interesse der Menschen seit Jahrhunderten dem Mars; seitdem Schiaparelli die »Marskanäle« zu sehen glaubte, geistern die »Marsmenschen« durch die menschliche Phantasie und sind einfach nicht mehr daraus zu vertreiben. Aber auch seriöse Wissenschaftler waren der Meinung, daß Leben (wenn auch kein vernunftbegabtes) am ehesten noch auf dem Mars entstanden sein könnte. Bis ich sie eines Besseren belehrt habe.
    Mit Hilfe meiner Methode habe ich ermittelt, daß die Wahrscheinlichkeit von Leben auf dem Mars verschwindend gering ist, praktisch gleich Null. Der Mars ist eine öde, lebensfeindliche Welt. Seine Oberfläche ist eine trostlose Kraterlandschaft ähnlich der des Mondes, die Temperaturen sind wesentlich niedriger als auf der Erde, die Atmosphäre hat einen viel zu geringen Druck und enthält fast keinen Sauerstoff, auch Wasser fehlt fast gänzlich. Wie sollte unter solchen Bedingungen Leben möglich sein? Es liegt auf der Hand, daß auf dem Mars Leben ausgeschlossen ist. Und sollte es dort trotzdem irgendwelche Lebewesen geben, dann kann es sich mir um äußerst primitive Formen handeln – Bakterien oder ähnliches. Selbst das wäre schon ein Wunder – von höherentwickeltem Leben kann also keine Rede sein. Und daß es keine Marsmenschen gibt, weiß inzwischen ja sowieso jeder, der auch nur über eine Spur logischen Denkvermögens verfügt. ∗
In diesem Sinne also führte ich den Beweis meiner Behauptungen, und es gelang mir zweifellos, die Fachwelt mit meinen unwiderlegbaren Fakten und unanfechtbaren Schlußfolgerungen zu überzeugen. Ich bin sicher, daß dies auch einen nicht geringen Einfluß hatte bei der Entscheidung, ob in den folgenden Jahren ein bemanntes Raumschiff zum Mars starten sollte – das Projekt ist bekanntlich zurückgestellt worden, und mit den dafür vorgesehenen Mitteln wird nun das internationale Mondobservatorium gebaut. ∗
    ∗ Nachdem ich das alles dargelegt und so elegant bewiesen hatte, daß meine Schlußfolgerungen als Paradebeispiel astrobiologischen wissenschaftlichen Denkens in alle Lehrbücher der Astronomie, Astrobiologie, Astrobiochemie, Astrobiophysik, Astrochemie, Astrobotanik, Astrozoologie, Astrophysiochemobiologie und Astrogastronomie aufgenommen wurden, mußten
    Leider konnte ich die begonnene Arbeit nicht fortsetzen. Der Vortrag hatte mich so erschöpft, daß sich mein Gesundheitszustand bald darauf verschlechterte, so daß ich nicht mehr in der Lage war, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich war den damit verbundenen Strapazen einfach nicht mehr gewachsen – rein körperlich, versteht sich. ∗∗
    Trotz des Spezialtrainings – auf die Dauer sind die fürchterliche Hitze und der hohe Luftdruck nicht auszuhalten, ganz zu schweigen von den Präparaten, die ich tagtäglich einnehmen mußte, um den vielen Sauerstoff in der Luft wenigstens einigermaßen ertragen zu können. Und erst diese häßliche

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