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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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und schrecklich unbequeme künstliche Haut, die ich ständig zu tragen hatte, um anstelle meiner eigenen schönen, gesunden dunkelblauen Haut eine andere von geradezu widerlicher rosiger Farbe zur Schau zu stellen, und die außerdem noch meine Sehkraft minderte, da sie das dritte Auge auf der Stirn verdeckte – all das zwang mich, die Arbeit abzubrechen. Man schickte einen Ersatzmann für mich, ∗ der das begonnene Werk fortsetzte und alles tat, um die Entsendung eines Raumschiffes zum Mars zu verzögern. Denn zweifellos war damals die Zeit noch nicht reif für eine Kontaktaufnahme zwischen den Menschen und uns Marsianern.
    selbst die haltlosesten Phantasten einsehen, daß am Mars nichts, aber auch gar nichts Bemerkenswertes ist und daß es kaum einen anderen Planeten gibt, der ebenso langweilig wäre wie der Mars, so daß es die fiktiven Marsmenschen schon deshalb nicht geben kann, weil sie auf so einem eintönigen Planeten längst vor Langeweile gestorben wären!
∗ Um Krater zu fotografieren, Temperaturen zu messen und den Boden zu analysieren, reichen automatische Sonden voll und ganz aus, und mehr hat der Mars eben nicht zu bieten.
∗∗ Geistig hatte mich der Vortrag kaum angestrengt – ich hätte ebenso mühelos auch den Beweis führen können, daß nach menschlichem Ermessen auf dem Planeten Erde kein Leben existieren kann. Ich tat es natürlich nicht – wozu auch?
∗ Seine Rakete landete wie üblich in der Wüste von Nevada; nach meiner Beweisführung hätte eine ganze Raumschiffflotte bei New York oder sonstwo landen können – man hätte sie für eine Fata Morgana gehalten.
Günther Brandenburger
Vertrauensstellung
    Der Raum war einfach, aber zweckmäßig ausgestattet. An der Wand hinter dem Schreibtisch hing ein Bild des derzeitigen Staatspräsidenten. Unter dem Bild saß in einem bequemen Sessel ein älterer, vornehm wirkender Herr.
    »Beginnen Sie bitte!« sagte er zu einem etwa zehn Jahre jüngeren Herrn, der soeben eingetreten war und ein kleines Gerät, nicht größer als eine mittelgroße Pralinenschachtel, auf die Schmalseite des Schreibtischs gestellt hatte.
    Die etwas heiser und müde wirkende Stimme eines dritten Mannes füllte jetzt den Raum, meist mit unbeholfenen Sätzen, oft ohne eine Pause bei den Satzzeichen, aber doch den beiden Hörern gut verständlich.
    Heute ist der dreizehnte Mai. Die Bungalowsiedlung »Silberblick« liegt an der schönsten Stelle, am Südufer des Sees. So eine Arbeit habe ich mir schon immer gewünscht. Ich sehe auf den See hinaus und gehe meine Kontrollgänge. Bißchen blöd mit den Zeiten, die werden alle paar Tage geändert, und ich muß sie mir aufschreiben, damit ich keine Kontrollstelle auslasse. Mittags habe ich zwei Stunden frei, dann gehe ich die paar Schritte hinüber zu »Onkel Toms Hütte«. Sogar einen Stammplatz habe ich dort, gleich neben der Tür zum Garten.
    Im Garten steht extra ein Napf für den Hund; den muß die Köchin ins Herz geschlossen haben. So ein Hund ist besser als mancher Mensch, vielleicht bekommt er deshalb oft Leber, die frißt er besonders gern. Manchen Hunden geht es besser als vielen Menschen. Oder ob die Köchin mit mir…? So alt ist unsereiner mit fünfzig nun auch wieder nicht!
    Nachts gehe ich meine Kontrollgänge, zuerst den Sandstrand entlang, vor jedem zweiten Bungalow die Kontrolluhr stecken, obwohl doch nur ein paar Wegminuten dazwischenliegen, dann hinter der Umzäunung entlang, einen Abstecher zum Parkplatz, eine Runde um das dunkle Verwaltungsgebäude und dann wieder zurück.
    Den ganzen Sonnabend bis Sonntag nacht habe ich frei. Da ist hier manchmal ein wenig Betrieb, in »Toms Hütte« und auch auf dem See.
    Mit den Leuten habe ich wenig zu tun. Meine Dienstwohnung, ich habe auch einen Bungalow, für mich und den Hund natürlich, liegt abseits. Sonst ist nur Herr Grau für mich zuständig. Ein feiner Mann, wirklich! In der ersten und zweiten Woche hat er mich ein paarmal kontrolliert, jetzt ist zwischen uns alles in Ordnung. Herr Grau sagt: »Ich sehe, ich kann mich voll und ganz auf Sie verlassen!«
    Der Hund ist ein schwarzer Neufundländer, groß wie ein Kalb, aber gutmütig. Ich habe ihn von meinem Vorgänger übernommen, genau wie die Wohnung und die Futterstelle in »Toms Hütte«.
    Morgens, wenn es hell geworden ist, sucht der Hund immer den breiten Sandstreifen nach Spuren ab, dann ist er etwas unruhig. Aber es sind gar keine Spuren im Sand. Wo sollten die auch herkommen?
    In den Bungalows wohnen

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