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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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sich hin und her, versuchte, mit dem Knie seinen Unterleib zu treffen, schrie ihren Haß heraus.
    »Laß mich los, du Schwein, ich bringe dich um! Ich bringe dich um! «
    Sie kämpfte verbissen, aber sie spürte, das sie zusehends ermattete. Er hatte einfach die größere Körperkraft und mußte sie nur so lange in Schach halten, bis sie müde war. Dann würde er leichtes Spiel mit ihr haben.
    Kates Denkvermögen setzte aus, sie konnte ihre Bewegungen nicht mehr koordinieren, es war, als löse sie sich auf. Sie spürte, daß sie im Begriff war, aufzugeben. In der Sekunde, bevor ihr Widerstand endgültig zu brechen drohte, hörte sie plötzlich ein Geräusch: Fffffff.
    Das Fauchen eines Drachen.
    Mit großer Anstrengung öffnete sie die Augen und sah über den Bäumen des Waldes einen Heißluftballon auftauchen, in den gerade ein Feuerstoß fuhr. Aus dem Korb des gravitätisch schwebenden Gebildes winkten Menschen. Heiße Sehnsucht wallte in Kate auf. Sie wollte dort oben sein, in der Geborgenheit der Gondel, die sie wegtragen würde aus der Gefahr.
    Warum hatte sie eigentlich nie eine Ballonfahrt gemacht? Jetzt war es zu spät.
    Plötzlich ließ der Angreifer von ihr ab. Er sprang auf sein Rad, und Sekunden später war er zwischen den Bäumen verschwunden.
     
    »Jetzt haben wir ihn, diesmal wandert er in den Knast!« jubelte Malise und legte ein feuchtes Tuch auf die Schürfwunden in Kates Gesicht.
    Kate schrie auf. Rita und Inge saßen mit besorgten Gesichtern um die Decke herum, auf die sie Kate gebettet hatten, als sie stöhnend zu Malise hereingetorkelt war.
    »Du mußt sofort zu einem Arzt. Wir brauchen einen Zeugen«, fuhr Malise fort.
    Befremdet sah Inge sie an. Rita, die mal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hatte, untersuchte vorsichtig Kates Gliedmaßen. Sie beugte und streckte ihre Beine und tastete Stück für Stück die Arme ab.
    »Tut das weh?« fragte sie.
    »Frag mich lieber, ob es eine Stelle gibt, die nicht weh tut«, stöhnte Kate.
    Rita untersuchte jetzt Kates Oberkörper. »Hoffentlich ist keine Rippe gebrochen«, sagte sie besorgt.
    »Kannst du ohne Probleme atmen? Hol mal tief Luft und atme langsam wieder aus.«
    »Geht«, preßte Kate heraus.
    »Mensch, der hat dich ja richtig gewürgt!« stellte Rita erschrocken fest, als sie die blauroten Male an Kates Hals entdeckte.
    »Das bringt ihm garantiert ein paar Jahre ein«, frohlockte Malise. »Was stand auf dem Ballon, Kate? Kannst du dich erinnern? Wenn wir die Leute finden, die in dem Ballon waren, haben wir noch mehr Zeugen. Wir drei sagen natürlich auch aus!«
    Kate versuchte, sich ein wenig aufzurichten. Sie stöhnte leise.
    »Es wird keinen Prozeß geben. Ich werde ihn nicht anzeigen.«
    »Wie bitte?« Malise sah Kate fassungslos an. »Der Kerl hätte dich um ein Haar umgebracht!«
    »Stimmt. Aber niemand war dabei. Der Ballon war viel zu weit weg; keiner kann einen Menschen aus dieser Höhe identifizieren«, sagte Kate, »schon gar nicht, wenn dieser Mensch eine Sonnenbrille und einen Helm trägt. Wenn wir Glück haben und er überhaupt verurteilt wird, kriegt er ein paar Monate, und der Terror geht weiter. Nein, meine Lieben, wir werden schön stillhalten. Dann wird später niemand auf die Idee kommen, uns mit seinem Verschwinden in Verbindung zu bringen.«
    Einen Augenblick war es totenstill im Raum.
    »Mit seinem Verschwinden?« fragte Rita und schluckte.
    »Du meinst …«, begann Inge, brach aber ab.
    Malises Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    »Ja, natürlich, du hast völlig recht! Höchste Zeit, daß wir es endlich tun.«
    Inge stand mit einer brüsken Bewegung auf. »Ohne mich«, sagte sie entschieden. »Gebt mir Bescheid, wenn ich sonst helfen kann.«
    Damit ging sie.
    »Ja, also, ich weiß auch nicht recht«, sagte Rita verunsichert. »Ihr wißt, ich bin nicht zimperlich. Aber mit so was will ich nichts zu tun haben.«
    Gleich darauf war auch sie verschwunden.
    Malise und Kate sahen sich an.
    »Bleiben wir zwei«, sagte Malise. »Und der Plan.«
    »Was machen wir jetzt?« fragte Kate.
    »Abwarten«, erwiderte Malise. »Wichtig ist, daß niemand dich in diesem Zustand sieht, sonst geht das Gerede los. Am besten, du bleibst eine Weile bei mir.«
    »Was sage ich Franz?«
    »Daß du wegfahren mußt.«
    »Und Samuel?«
    »Ich bringe dich jeden Tag hin. Ihm solltest du übrigens sagen, was passiert ist. Vielleicht glaubt er dann endlich, daß Mattuschek nicht sein Freund ist.«
    »Nein, das kann ich nicht, das würde ihn

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