Der Mann von Nebenan
hinaus.
Plötzlich drehte sie sich um. »Wenn er das wirklich getan hat, ist niemand mehr vor ihm sicher«, sagte sie heftig.
»Natürlich hat er es getan«, sagte Kate. »Wer soll es sonst gewesen sein?«
»Malise zum Beispiel«, ließ sich Rita vernehmen, die bisher kein Wort gesagt hatte.
»Spinnst du?« brauste Malise auf. »Warum hätte ich so was tun sollen?«
»Um Mattuschek in Verdacht zu bringen. Jede von uns weiß, daß du ihn verabscheust.«
Malise bedachte sie mit einem Blick aus zusammengekniffenen Augen. Ihre Stimme klang gefährlich leise.
»Du mußt wohl immer Unfrieden stiften, was?«
Sie machte einen schnellen Schritt auf sie zu, Rita wich zurück.
»Müßt ihr schon wieder mit der Streiterei anfangen?« sagte Inge scharf.
Rita zog ein beleidigtes Gesicht, Malise warf mit einer wütenden Bewegung ihr Haar nach hinten.
»Jedenfalls ist es so, daß Brandstiftung bisher nicht nachgewiesen werden konnte«, fuhr Inge fort. »Wir werden nie einen Beweis haben für das …«
»… was wir sowieso wissen«, ergänzte Malise ungeduldig. »Die Frage ist doch nur: Wie lange wollen wir uns noch quälen lassen? Ihr wißt, daß er nicht von alleine aufhören wird.«
Plötzlich änderte sich ihr Tonfall. Sie sprach nun leise und eindringlich.
»Also gibt es nur eines: Entweder wir müssen weg oder er. «
»Was meinst du mit … weg?« fragte Rita und sah ihr ins Gesicht.
»Na ja, er muß eben verschwinden«, sagte Malise so leichthin, als spräche sie von einem Fleck auf ihrer Hose.
Kate begriff sofort.
Wir werden die Ratte ausrotten.
»Du bist verrückt«, sagte Inge trocken.
Rita beugte sich vor und sah Malise aufmerksam an.
»Eines verstehe ich nicht: Er hat Kates Werkstatt angezündet, nicht deine. Ich möchte wissen, warum ausgerechnet du so einen Haß auf ihn schiebst.«
Das möchte ich auch gerne wissen, dachte Kate und wartete gespannt, was Malise antworten würde.
Deren Gesicht hatte sich schlagartig verdüstert. Sie nahm einen letzten Zug und zerquetschte die Kippe ihres Zigarillos, als sei sie ein ekliger Käfer.
»Du willst es also wissen, ja?« brach es heftig aus ihr heraus.
Rita zuckte erschrocken zusammen.
Malise blickte in die Runde. »Ihr habt das vierte Holzkreuz in meinem Garten gesehen, oder?«
Die Frauen nickten stumm.
»Dort liegt meine Tochter Jenna. Ich habe sie im sechsten Monat verloren, nachdem er versucht hat, mich zu vergewaltigen. Zufrieden?«
Die Frauen starrten sie an. Malise stieß die Luft aus, als sei sie plötzlich von einem großen Druck befreit. Mit etwas ruhigerer Stimme erzählte sie weiter.
»Es war an Fasching. In der Dorfschenke war Maskenball. Mir ging’s nicht gut … mein Mann, Georg, hatte mich gerade verlassen. Er wollte kein viertes Kind. Also … ich hatte getrunken, mir war schlecht, ich ging raus an die frische Luft. Auf einmal sehe ich, wie mir jemand folgt. Gleich darauf ist der Kerl über mir. Ich habe geschrien, mich gewehrt. Da hat er zugeschlagen. Hat mich gepackt, auf den Boden geschleudert. Und zugetreten, immer wieder.«
Rita wimmerte.
Kate räusperte sich und fragte tonlos: »Hast du ihn angezeigt?«
Malise lachte höhnisch auf. »Klar! Aber er war maskiert. Es gab keine Zeugen. Nicht mal Spermaspuren, soweit ist er ja nicht gekommen. Die Polizei hat mir klipp und klar gesagt, ich hätte nicht die geringste Chance.«
»Aber … wenn er maskiert war, woher weißt du dann, daß er es war?«
Malise bedachte Kate mit einem eisigen Blick.
»Glaub mir, Liebes, ich weiß, daß er es war. Und wenn er damals ein Messer bei sich gehabt hätte, wäre ich nicht mehr am Leben.«
Kate stöhnte leise auf. Inge strich ihr beruhigend über den Rücken.
»Warum bist du nicht weggegangen, Malise?« wollte Rita wissen. »Wie hast du das ausgehalten, Tür an Tür mit ihm?«
Malise lachte bitter auf.
»Ich wollte ihm meinen Anblick nicht ersparen. Er sollte sich an jedem Tag daran erinnern … an jedem verdammten Tag, bis …« Sie ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen.
»Bis was?«
Malise lächelte. »Ich sagte doch schon: Er muß eben verschwinden!«
VIERZEHN
I m Krankenhaus kam es zu einer unerwarteten Begegnung. Als Kate die Tür zu Samuels Zimmer öffnete, saßen dort Bernd und Ramona. Sie wollte sofort das Weite suchen, aber Samuel hatte sie bereits entdeckt.
»Schau mal, Mam, wer da ist!« rief er freudestrahlend, und Kate blieb nichts anderes übrig, als einzutreten.
»Hallo«, sagte sie und hielt Ramona
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