Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
mit wahnwitzigen Drehzahlen herumgewirbelt hatte. Der Mann taumelte noch nicht einmal. Als sich Professor Elivant in das sonst so mörderische Testgerät begab, weinte er wirklich, als er nach zehn Minuten wieder herauskam.
    Der Präsident kam persönlich. Als er den dritten Versuch überstanden hatte, brachte er kein Wort hervor. Dafür sprachen andere Leute mit glühender Begeisterung. Auf 30 Millionen Fernsehschirmen erschien Ramsay Eltron. Gelassen sah er in die Linsen der Aufnahmegeräte, und als man ihn schließlich nach der Ursache dieser unglaublichen Wirkung befragte, erklärte er offensichtlich gelangweilt:
    „Mein Gott … daran hätte man schon längst denken können. Ein jeder Körper baut sich aus Atomen und Molekülen auf. Das Beharrungsvermögen mit all seinen unangenehmen Begleiterscheinungen ist weiter nichts als eine Verdichtung und Zusammenballung der Moleküle. Man entzerre sie und halte sie stabil in dem Rahmen, den sie bei normaler Erdenschwere einnehmen. Das tun wir hiermit. Danke.“
    Das war Eltron. Nach sechs Monaten, genau auf den Tag der ablaufenden Frist, begann auf einem hermetisch abgeriegelten Prüfstand der Riesenwerke eine sogenannte „Impulskammer“ zu arbeiten. Als Stromquelle für das „Kammer-Abschirmungsfeld“ verwendete er den neuen Reaktor, der mehr als 60 Millionen kWh liefern mußte, um das gefräßige Feld zu füttern. Das stumpfglänzende Gebilde mit der düsenartigen Verjüngung war knapp acht Meter lang.
    Eltron erklärte monoton, der Fusions-Reaktor wäre eigentlich gar nicht notwendig, wenn das Kammerfeld nicht soviel Energie verschlänge. Im Grunde genommen wäre die Impulskammer nämlich auch ein Verschmelzungsreaktor, der allerdings nach dem Prinzip einer althergebrachten Brennkammer arbeitete.
    Elivant nickte mit verkniffenen Zügen, und da spritzte Eltron mit einer lässig wirkenden Schaltbewegung eine Emulsion ein, die nach seinen Angaben in den kernphysikalischen Labors hergestellt worden war. Sie mußte tiefgekühlt aufbewahrt werden, da sie aus schwerem Wasserstoff und winzigen Bruchteilen des neuerzeugten Transurans mit der Ordnungszahl 285 bestand.
    „Reaktionsfreudige Deuterium-Katalyse“, sagte er dazu.
    Elivant kam nicht mehr zum Schreien, da sich das harmlos aussehende Gebilde schlagartig in ein urweltlich grollendes Ungetüm verwandelte. Aus dem düsenähnlichen Ende kam aber nichts hervor, was auch nur annähernd nach weißglühenden, hochkomprimierten Gasen ausgesehen hätte. Es waren auch keine Photonen, die infolge der freiwerdenden, direkt unwahrscheinlichen Kernkräfte hätten entstehen können.
    Die Männer sahen auf dem Bildschirm des unterirdischen Fernsteuerbunkers überhaupt nichts! Hinter der Impulskammer flimmerte es ganz schwach, was Eltron als selbstverständlich zu empfinden schien.
    Der Prüfstandingenieur zeigte ein verzerrtes Gesicht, als er auf die Instrumente deutete. Das winzige Ding lief mit einer Schubleistung von zwanzigtausend Tonnen. Das war die äußerste Belastung, die man dem mächtigen Prüfstand aus Stahlbeton zumuten konnte.
    Eltron lächelte sinnig und drückte dabei den Steuerhalter der Einspritzpumpe um drei Rasten weiter.
    Im gleichen Sekundenbruchteil heulte etwas in die Luft, und der Prüfstand war ein wüster Trümmerhaufen. Das fürchterliche Orgeln der davonrasenden Impulskammer war in einem Radius von 200 Meilen zu hören. Suchtrupps hatten das zertrümmerte Gerät zwei Tage später gefunden. Es war 180 Meilen entfernt auf einem Weizenfeld niedergegangen.
    Eltron hatte süffisant lächelnd gemeint:
    „Oh … ich bitte um Verzeihung. Mir ist zu spät eingefallen, daß die volle Schubleistung zweihunderttausend Tonnen beträgt. So etwas Dummes!“
    Im Werk von Crystal Springs gab es einige Hunderte Leute mit taubgewordenen Ohren, doch die restlichen Angestellten lachten stundenlang.
    So hatte Eltron sein sogenanntes Impulstriebwerk entwickelt. Es hatte einen wahrscheinlich irrsinnigen Reporter gegeben, der ihn danach befragt hatte, wieso es bei dem Verschmelzungsprozeß eigentlich nicht zu einem sichtbaren Gas-Ausstoß käme.
    Eltron hatte ihm sehr ausführlich erklärt, warum vierdimensional stabile Elementarteilchen in einem Hyperfeld angegriffen werden. Der Reporter mußte nach 15 Minuten zur nächsten medizinischen Station gebracht werden, da er plötzlich erhebliche Sprachschwierigkeiten bekam.
    Der Mann von Oros geißelte die Menschheit mit seinem unheimlichen Wissen, das für ihn gar kein Wissen

Weitere Kostenlose Bücher