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Der Mann,der durch das Jahrhundert fiel

Der Mann,der durch das Jahrhundert fiel

Titel: Der Mann,der durch das Jahrhundert fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Rinke
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wieder richtigstellte.
    Nach der Beerdigung gingen die Künstler in den von Otto Modersohn gegründeten Kegelverein, wo sie sich oft trafen und kegelten. Dabei waren der Dichter Schenk, der Maler Krummacher, die vielseitigen Uphoff-Brüder, der Landschaftsarchitekt Schwarz sowie das Universalgenie Tetjus Tügel. Und Paul Kück. Man erzählte sich Mackensen-Geschichten und sie handelten natürlich alle von Frauen, auch von Marie.
    Mackensen hätte sie geliebt wie eine Blume, nur einen Sommer lang, berichtete Kück. »Und für ihre Haare hat er sich sogar ein besonderes Gelb kommen lassen, Samenflüssigkeit aus Indien! Und dann hat er sich Marie als Servicefrau in seine Villa genommen, wo sie bei Nazi-Gesellschaften Wein nachschenkte, meist in ihrem roten Kleidchen, wie auf dem Bild. Ja, und irgendwann hat er wohl auch bekommen, was er von Marie wollte, aber da forschte sie schon in seinem Leben. So ist das mit den Weibern, kaum bist du mit ihnen vertrauter, durchforschen sie dein Leben!«
    Paul Kück stand vor seinen Kegelfreunden und berichtete immer ausführlicher: »Wusstet ihr, dass er eine behinderte Tochter hatte? Marie besuchte sie heimlich in einer Anstalt in Bremen, da gab es einen wahnsinnigen, halb blinden Arzt, der alles zu Tode sterilisierte, was ihm in die Finger kam!«
    »Sag mal, malen mit Samenflüssigkeit aus Indien, so was gibt's doch gar nicht?«, fragte Schenk, der Dichter.
    »Doch!«, sagte Kück. »Samenflüssigkeit von indischen Pferden, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Die anderen sahen ihn gespannt an, denn weder von der Samenflüssigkeit noch von einer behinderten Tochter des Kolonievaters hatte bisher jemand etwas gehört.
    »Wisst ihr denn, dass Mackensen sich für einen großen Erfinder hielt? Er schraubte vor Marie stundenlang an einem neuartigen Gewehr herum!« Kück deutete einen aufgezwirbelten Schnurrbart an und wechselte das Standbein: »Meine sensationelle Zielvorrichtung, Marie! Wird gerade von Generaloberst Fromm geprüft für die große Schlussoffensive! Das erste Gewehr, mit dem man um die Ecke schießen kann!«
    Paul Kück war von sich und der Geschichte so begeistert, dass er Mackensen noch einmal auf Platt sprechen ließ: »Dat eerste Gewehr, mit dat 'n üm de Eck scheten kann! Damit erringen wir den Endsieg, auch in Worpswede, Marie ...«
    Alle lachten. Er konnte Mackensen sehr gut nachmachen: Der zackige Ton, die angespannte Körperhaltung, mit der er andeutete, wie der Kolonievater das für den Endsieg konstruierte Infanteriegewehr präsentierte.
    Er berichtete auch, wie Marie bei einem von Mackensens Empfängen den Gauleiter beschuldigt habe, dass er Johan, ihren geliebten Mann, mit dem verdammten Krieg umbringen würde. »Sie hielt den Weinkrug in der einen Hand und die andere streckte sie der Abendgesellschaft entgegen. Sie zeigte mit dem Finger auf Gauleiter Telschow, Landeskulturverwalter Schmonsees, Arbeitsdienstführer Hubert und auf Schulleiter Steinhörster! Am Ende gab sie dem Gauleiter ihre Mutterkreuze zurück, das bronzene und das silberne, beide!«
    »Kegeln wir jetzt mal?«, fragte Tetjus Tügel, das Universalgenie, das aufgrund seiner großen Hände besonders gut kegeln konnte.
    »Hat Mackensen dafür gesorgt, dass Marie verschwand? Sie ist doch verschwunden?«, fragte plötzlich einer der Maler, es war der alte Krummacher, den die Sache mit Marie immer nachdenklicher machte.
    »Erst die große Muse, diese Samenflüssigkeit extra aus Indien, ich will gar nicht wissen, was so etwas gekostet hat, dann die Nazirunden in seiner Villa und auf einmal ist Marie verschwunden? Das ist doch auffällig!«, bestätigte ihn Schenk, der Dichter.
    »Schwanger, eindeutig schwanger, ich kenn mich da aus, das Hengst-Gelb ist doch nur ein Gleichnis!«, sagte Tügel, dem sonst eigentlich immer alle Frauen des Ortes zugefallen waren und der schon seinen zweiten Wurf absolvierte.
    »Aber doch nicht vom ollen Mackensen?«, fragte Paul Kück.
    »Der hat seit Gründung der Kolonie alles ins Gras gelegt, was einen Rock anhatte«, unterstrich der Landschaftsarchitekt, der einen guten Überblick zu haben schien: »Ottilie, Hermine, Berta, Mieke, Metje, was meinst du, was mir Clara alles erzählt hat, nur Paula wollte angeblich nicht.«
    »Für mich ist die Sache klar«, vermerkte wieder Tügel, »Rubens war auch vierzig Jahre älter als Helene. Es wäre übrigens schön, wenn ihr mal eine Kugel werft! Ich kann ja nicht gegen mich selbst gewinnen!«
    »Aber wenn man eine Frau

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