Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
Vom Netzwerk:
von amerikanischen, kanadischen und australischen Geheimdiensten gestattet wurde, an der ersten Hälfte der wöchentlichen Sitzungen des Joint Intelligence Committee im Kabinettssaal von Downing Street teilzunehmen. Die zweite Hälfte war den Briten vorbehalten. Marcus Fielding konnte es kaum erwarten, bis die Ausländer hinausgebeten wurden, aber in den nächsten Minuten musste er wohl oder übel James Spiro zuhören, dem Londoner CIA-Chef, der wie immer den harten Mann markierte und behauptete, er habe »hochexplosive Informationen zur Party mitgebracht«. Fielding hatte das Wesentliche bereits früher am Morgen erfahren, was er einigen jüngst installierten Abhörgeräten zu verdanken hatte, die in der gerade eröffneten amerikanischen Botschaft in Vauxhall (nicht weit vom MI6-Hauptquartier) angebracht worden waren. Trotzdem saß er kerzengerade da und gab sich den Anschein, er höre es zum ersten Mal.
    »Wir sind jetzt sicher, dass Stephen Marchant nach Kerala gefahren ist und Salim Dhar im Gefängnis getroffen hat«, begann Spiro, der sich selbst ausgesprochen gern reden hörte. »Gewiss ist Dhars Rolle bei den Anschlägen in Großbritannien längst noch nicht geklärt, aber es gibt keinen Zweifel daran, dass er unsere Botschaften in Neu-Delhi
und Islamabad in die Luft jagen wollte. Fragen Sie nur die Familien der fünfzehn toten US-Marines.«
    Bis dahin nichts Neues, dachte Fielding und blickte an dem sargförmigen Tisch in die Runde. Die üblichen Verdächtigen aus Whitehall, dem Regierungssitz, hatten sich versammelt, dazu die Spitzen vom MI5 und aus Cheltenham sowie hohe Tiere aus verschiedenen Ministerien. Den Vorsitz über das Committee führte Sir David Chadwick, der am anderen Ende des Tisches vor dem Doppelfenster saß, dessen Rahmen sich verzogen hatte, als die IRA ihre Mörsergranate in die Rosenbeete von Downing Street geschossen hatte. An dem Tag hatten sich alle auf den Boden geworfen, und der Kabinettssekretär war gleich neben den Premierminister zu liegen gekommen.
    Wenn das an diesem Morgen erneut passiert, dachte Fielding abwesend, würde sich die Generaldirektorin des MI5, Harriet Armstrong, neben Spiro in den Staub werfen. Sie richtete den Blick auf Fielding, als habe sie seine Gedanken gelesen. Innige Zuneigung hatte zwischen ihnen noch nie geherrscht, doch das Verhältnis hatte sich weiter abgekühlt, als sie Spiro auf ihre Seite gezogen und mit seiner Hilfe Stephen Marchant hinausgeworfen hatte.
    »Dank Harriet wissen wir inzwischen, dass Dhar als Drahtzieher hinter dem verhinderten Anschlag am Sonntag auf den London Marathon steckt, und ich brauche Sie ja nicht daran zu erinnern, dass es sich dabei um einen Attentatsversuch auf unseren Botschafter handelte.«
    Fielding sah auf. Das hatte nicht in der Kopie gestanden, die er im Wagen auf dem Weg von Vauxhall hierher gelesen hatte. Er schaute Armstrong an, die seinem Blick geflissentlich auswich. Das roch nach einem abgekarteten
Spiel. Bislang hatte man jede Verbindung zwischen Dhar und dem London Marathon für Spekulation gehalten, basierend auf dem Ziel und Dhars bisheriger Vorliebe für Angriffe gegen Amerikaner. Wenn man seine Verbindung jetzt beweisen konnte, würden Stephen Marchant und sein Sohn in einem ganz anderen und wesentlich schlechteren Licht dastehen.
    »Ich überlasse die Folgerungen, die Sie für die Innenpolitik aus diesem Umstand ziehen, der zweiten Hälfte Ihrer Sitzung, aber sicher ist Dhar zu einem Ziel mit höchster Priorität geworden, und ich wäre dankbar, wenn Sie ihn in diesem Falle uns überlassen.«
    »Marcus?«, fragte Chadwick und klang, als habe Spiro nur eine Nebensächlichkeit erwähnt und nicht gerade die Wahrscheinlichkeit beträchtlich erhöht, dass der vorherige Chef des MI6 Königin und Vaterland verraten hat. Sein Geheimtreffen mit Dhar hatte zwei Wochen vor dem Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Delhi stattgefunden.
    »Dhar ist auch für Großbritannien von großem Interesse«, sagte Fielding langsam, um Zeit zu gewinnen. »Angesichts seiner - mutmaßlichen - Rolle beim versuchten Anschlag auf den London Marathon würde ich zumindest ein gemeinsames Vorgehen erwarten.«
    »Tut mir leid, Marcus, aber die Sache ist plötzlich sehr persönlich geworden«, gab Spiro zurück. »Dhar hat eindeutig ein Problem mit uns: die Anschläge auf die Botschaften letztes Jahr und jetzt auf unseren Botschafter in London.«
    »Ein Anschlag, der durch einen unserer Agenten verhindert wurde«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher