Der Marathon-Killer: Thriller
Fielding.
»Mit ein bisschen Hilfe aus Colorado Springs, möchte ich meinen«, fuhr Spiro fort und wandte sich an Chadwick. »Was mich zum nächsten Punkt führt: Könnten wir uns vielleicht kurz mit Ihrem suspendierten Superhelden unterhalten?«
»Daniel Marchant? Das dürfte kein Problem sein«, sagte Chadwick. »Harriet?«
»Marcus?«, reichte Armstrong die Frage weiter.
»Ist er nicht bei Ihnen?«, fragte Chadwick.
»Im Augenblick kümmern wir uns um ihn«, mischte sich Fielding ein. »Schließlich ist er unser Mann.«
»Gut, Marcus, dann wiederhole ich meine Frage in Ihre Richtung«, sagte Spiro. »Können wir mit Marchant junior sprechen? Möglichst dann, wenn er gerade nicht betrunken ist?«
»Wenn wir gemeinsam an dem Fall Dhar arbeiten, werden wir sicherlich auch kooperieren, was Daniel Marchant angeht«, entgegnete Fielding kaltblütig.
Spiro wandte sich auf der Suche nach Unterstützung an Harriet Armstrong.
»Nachdem Dhars Rolle beim Marathon jetzt offenkundig geworden ist, würden wir uns gern weiter mit Marchant unterhalten«, war Armstrong ihm gefällig. »Vielleicht könnten wir ihn in unsere Obhut übernehmen?«
»Unsere Nachbesprechung dauert noch an«, sagte Fielding.
»Weil er seinen Rausch noch nicht ausgeschlafen hat«, meinte Spiro und grinste in die Runde. Aber lediglich Armstrong lächelte zur Antwort.
»Natürlich werden wir unsere Erkenntnisse zur Verfügung
stellen, sobald wir mit ihm fertig sind«, meinte Fielding. Dass er für Stephen Marchant nicht viel tun konnte, hatte er immer gewusst, denn dessen Ruf lag letztlich in den Händen anderer, aber er hatte gehofft, wenigstens dem Sohn helfen zu können. Der MI6 hatte Daniel Marchant aus dem internationalen Pool alkoholabhängiger Schmalspurjournalisten gezogen und einen der besten Agenten des britischen Geheimdiensts aus ihm gemacht. So leicht würde Fielding ihn nicht fallen lassen, wenn auch nur um seines Vaters willen. Marchants Anwesenheit beim Marathon sah allerdings schon ein wenig zu zufällig aus. Er bezweifelte, ob Armstrong tatsächlich echte Beweise vorlegen konnte - dazu war es zu früh -, aber die Verbindung zu Dhar war nun hergestellt worden, und sie würde im Protokoll des Committee stehen. Vor dem Hintergrund, dass sein Vater sich mit Dhar getroffen hatte, sah Marchants Rolle längst nicht mehr so heldenhaft aus.
Nach einem weiteren kurzen Wortwechsel und Chadwicks Angebot, die Differenzen zwischen Fielding und Spiro auszuräumen, verließen die ausländischen Gäste den Raum und überließen es den Briten, die »Bombe« auszuwerten, die Spiro gerade hatte platzen lassen.
»Gut, meine Herren, Harriet, können wir dem Glauben schenken?«, begann Chadwick gelassen und blickte in die Runde.
»Es gibt für sie keinen Grund, wegen Stephen Marchant zu lügen«, sagte Armstrong.
»Solange sie nicht die Absicht haben, sich Dhar eigenhändig zu holen«, entgegnete Fielding. »Bis wir einen Beweis gesehen haben, lässt sich nicht eindeutig feststellen,
ob sich Stephen Marchant mit Dhar getroffen hat oder nicht.«
»Eines dürfte klar sein«, meinte Chadwick. »Wenn sie einen Beweis dafür vorlegen, dass Marchant sich mit Salim Dhar getroffen hat, müssten wir das an Bancroft weiterleiten. Sein Bericht würde dann zu einer Abhandlung darüber werden, ob man gegen den früheren Leiter des MI6 eine posthume Ermittlung wegen Landesverrats einleiten muss.«
»Damit wäre der Premierminister kaum einverstanden«, wandte Bruce Lockhart ein, der außenpolitische Berater des Premierministers. Fielding verstand sich gut mit Lockhart und mochte seinen schottischen Dickschädel. »Ich dachte, Bancroft sollte mit seiner Arbeit Ruhe in die Sache bringen und sie nicht noch mehr anheizen.«
»Die Amerikaner wollen doch keinen Ärger machen«, sagte Armstrong, »sondern haben lediglich den verständlichen Wunsch, Dhar an weiteren Anschlägen auf ihre Einrichtungen zu hindern und darzulegen, warum die Marchant-Familie ihm anscheinend geholfen hat.«
»Ihm geholfen hat?«, fuhr Fielding auf. »Wir wollen doch die Kirche im Dorf lassen. Bislang hat Bancroft nichts gefunden, was den Verdacht erhärten könnte, mein Vorgänger habe seine Pflichten nicht erfüllt. Um das hier einmal klipp und klar zu sagen, ich glaube durchaus, dass die Amerikaner recht haben: Vermutlich hat Stephen Marchant sich mit Dhar getroffen. Ich habe allerdings keine Ahnung, warum. Bis wir das herausgefunden haben, können wir höchstens Mutmaßungen
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