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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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verspürte kein großes Bedürfnis, auf die Einzelheiten meiner Unterhaltung mit ihr einzugehen . » Sie hat es nicht direkt zugegeben, schien aber auch nicht wirklich überrascht zu sein.«
    Luís nickte, und ich fuhr fort: »Francisco hat mit Hilfe eines in Miami ansässigen Anwalts namens Tony Hempel bei Dekker Trust auf den Cayman Islands Konten einrichten lassen. Gegen beide ermittelt die amerikanische Drogenbehörde DEA. Martin Beldecos war im Begriff, ihre Aktivitäten aufzudecken, daher wurde er in Caracas ermordet. Der Anschlag auf mich wurde mögl i cherweise aus dem gleichen Grund verübt.« Ich hielt inne und blickte durch das Fenster auf den Strand von Ipanema und das Meer. Der Strandabschnitt, auf dem ich niedergestochen wurde, war außer Sichtweite. »Dort drüben.«
    Die vier hingen an meinen Lippen.
    »Gut, aber was hat Isabels Entführung damit zu tun? « f ragte Luís .
    »Das eben weiß ich nicht genau. Zunächst sah es ganz nach einer der landesüblichen Entführungen aus. Als ob es um Geld ginge. Wir haben alle angenommen, daß Isabel entführt worden ist, um von Ihnen ein Lösegeld zu e r pressen.«
    Luís nickte.
    »Doch jetzt hat es den Anschein, als wäre das nicht das wirkliche Motiv gewesen. Den Entführern scheint mehr daran gelegen, Dekker Ward zu schützen, als Geld herauszuschlagen.«
    »Was war dann aber der ursprüngliche Grund für die Entführung?«
    Darüber hatte ich mir auf dem Flug lange den Kopf zerbrochen und glaubte die Antwort jetzt zu wissen. »Nun, nicht nur sie hat man geschnappt, sondern auch mich. Vielleicht haben sie gedacht, ich wüßte etwas über Martin oder Francisco, das ihnen gefährlich werden könnte. Sie wollten mich aus dem Weg haben. Selbst als mir die Flucht gelang, haben sie mich abgelenkt, indem sie höchst umständliche Verhandlungen über Isabels Lösegeld in die Wege leiteten. Außerdem habe ich ja bald nach meiner Rückkehr bei Dekker Ward gekündigt.«
    »Und warum haben sie Isabel nicht einfach umgebracht wie Martin Beldecos?« fragte Nelson.
    »Gute Frage. Ich weiß es nicht.« Tatsächlich hatte ich e i ne Vermutung, warum Isabel nicht getötet worden war, vorausgesetzt, Ricardo war tatsächlich in irgendeiner Weise an der Operation beteiligt. Aber ich hatte nicht die Absicht, Luís etwas über die Affäre seiner Tochter mit Ricardo zu erzählen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Ihr wäre es auch nicht recht gewesen. »Aus irgendeinem Grund wollten sie uns glauben machen, daß sie nicht mehr am Leben war. Deshalb sind sie so plötzlich mit der Lösegel d forderung heruntergegangen und haben kein weiteres L e benszeichen von ihr geliefert. Trotzdem haben sie b e schlossen, sie am Leben zu lassen. Gott sei Dank.«
    »Können Sie das alles beweisen?« fragte Nelson.
    »Nein, aber es paßt alles zusammen. Was meinen Sie, Luís ?«
    Luís rieb sich das Kinn. »Ich glaube, Sie könnten recht haben. Das ergibt durchaus einen Sinn.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Francisco? Nein. Das heißt, ich bin ihm ein oder zweimal begegnet, aber geschäftlich haben wir nie miteinander zu tun gehabt.«
    »Was macht er? Ich weiß nur, daß er eine Art Finanzier ist.«
    »Sein Vater ist Senator, wie es schon sein Großvater war. Sein älterer Bruder hat ein Unternehmen, das dank staatl i cher Lieferverträge viel Geld einbringt. Aber das ist normal in Brasilien.«
    »Und Francisco?«
    »Er hat in den achtziger Jahren viel mit Off-shore-Investmentgesellschaften verdient. Das war leicht verdientes Geld. Das haben damals viele gemacht. Man spekulierte gegen die Wechselkursprogramme. Off-shore, also exterritorial, mußte es geschehen, um Devisenkontrollen zu ve r meiden.«
    »Mit Off-shore meinen Sie Panama?« fragte ich. Ich erinnerte mich an Tony Hempel und die International Trading and Transport (Panama) Ltd.
    »Panama, natürlich. Und die Cayman Islands, die Bahamas, sogar Miami. Die Leute machten eine Menge Geld. Und dann haben viele von ihnen alles verloren.«
    »Wie?«
    »Durch den Real -Plan. Er trat 1994 in Kraft und koppelte die neue Währung, den Real , an den Dollar. Die Zinsen waren hoch, und zum erstenmal war die Inflation unter Kontrolle. Es war vorbei mit dem schnellen Geld. Überall machten Banken und Finanzgesellschaften pleite.«
    »Aber Francisco nicht?«
    Luís zuckte mit den Achseln. »Meines Wissens nicht. Offenbar ist er auf Immobilien und Rohstoffe ausgewichen. Außerdem soll er sich auf Geschäfte mit den Drogenkartellen eingelassen haben. Wenn

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