Der Marktmacher
Mir erschien es am besten, gleich zur Sache zu kommen, bevor mir die Situation aus den Hä n den glitt.
»Übrigens, es gibt da noch etwas anderes, was ich gern von Ihnen gewußt hätte.«
»Ach ja?«
»Es geht um Ihren Bruder Francisco.«
Das überraschte sie. Ihr einladendes Lächeln flackerte ein wenig, und die dunklen Augen verhärteten sich eine Sekunde lang. »Warum interessieren Sie sich für ihn?«
»Wissen Sie, daß Isabel entführt worden ist?«
»Ja, furchtbar. Solche Dinge passieren in Rio. Es ist schrecklich.«
»Nun, es sieht so aus, als würde Dekker Ward mit Drogenkartellen Geschäfte machen. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen Geldwäsche und Isabells Entfü h rung.«
»Und Sie glauben, diese Verbindung könnte Francisco sein?« Luciana sah überrascht, aber nicht beleidigt aus.
Ich holte tief Atem. »Ich habe läuten hören, daß Francisco mit Drogenkartellen in Verbindung gebracht wird.«
»Wollen Sie damit sagen, daß mein Bruder ein Rauschgifthändler ist?« Jetzt sah Luciana ausgesprochen belustigt aus.
»Nein, Luciana. Ich weiß, daß Ihr Bruder Geschäftsmann ist. Ich bin sicher, daß er nicht mit Drogen handelt, aber er macht Geldgeschäfte, oder?«
»Ich vermute, ja.«
»Die Leute investieren Geld bei ihm, und er investiert das Geld wiederum bei anderen Leuten. Vielleicht hat er ein bißchen von dem Geld bei Ricardo angelegt? Geld, das er von seinen Geschäftspartnern hat? Partnern im Import-Export-Geschäft?«
Das waren reine Spekulationen, und Luciana merkte das. Sie lächelte. »Und warum sollte ich Ihnen irgend etwas darüber erzählen, vorausgesetzt, es gäbe da etwas zu erzä h len?«
»Was kann es schon groß schaden? Mich interessiert nicht im geringsten, woher Francisco sein Geld hat. Ich will ihm keine Schwierigkeiten machen. Mir geht es nur darum, Isabel zu finden, und dazu brauche ich eine Spur. Wenn ich sie nicht bis zur nächsten Woche finde, wird sie sterben.«
»Sie bedeutet Ihnen viel, nicht wahr?« Wieder war Lucianas Blick sehr direkt.
Ich nickte.
»Ihr Glas ist leer. Ich hole noch ein bißchen Wein.« Sie verschwand wieder, vermutlich in die Küche, und kam mit der Flasche zurück. Beide Gläser wurden wieder gefüllt.
Sie setzte sich zu mir aufs Sofa und berührte meinen Arm. Ich rührte mich nicht. Aber es fiel mir nicht gerade leicht, in der Nähe einer so schönen und sinnlichen Frau eine derartige Zurückhaltung an den Tag zu legen.
»Ricardo mag Sie wohl nicht besonders?« fragte sie.
»Nein, ich glaube nicht. Macht Ihnen das etwas aus?«
»Nein«, sagte sie und strich mit dem Finger meinen Arm entlang. »Im Gegenteil.«
»Erzählen Sie mir etwas über Ihren Bruder?« fragte ich.
»Vielleicht«, sagte sie und lächelte mich durch getuschte Wimpern an.
Mir war klar, was ich zu tun hatte, um eine Antwort auf meine Frage zu bekommen. Na und? Wenn man sich Luciana so ansah, konnte man nicht gerade von einer Strafe sprechen.
Doch genauso wenig, wie ich mich von ihrem Mann hatte manipulieren lassen wollen, schmeckte es mir, mich von ihr manipulieren zu lassen. Sie rückte noch näher an mich heran. Ich spürte eine ihrer Brüste an meinem Arm. »Seien Sie doch nicht so schüchtern«, sagte sie.
»Tun Sie das öfter?«
»Manchmal. Nur so aus Spaß. Und Spaß werden wir haben. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Das sagt Jamie auch«, log ich.
»Spricht er etwa über mich?« fragte sie in gespieltem Ä r ger.
Ich nickte. »Wir sind alte Freunde.«
»Und ich dachte, Ihr englischen Männer seid viel zu steif, um über Sex zu reden.«
»Und wie findet Ricardo das? Weiß er, wie Sie sich z u H ause die Zeit vertreiben?«
»Wir sprechen nie darüber. Eigentlich müßte er ahnen, daß ich ein paar außerehelichen Interessen nachgehe. Allerdings hat er wohl keine Ahnung, daß auch seine eigenen Leute darunter sind.«
»Macht Ihnen das nichts aus?«
»Mir gefällt das.«
»Ihnen gefällt das?«
Luciana richtete sich etwas auf. »Wenn man mit jemandem wie Ricardo verheiratet ist, dann versucht der, einen zu gängeln. Ich lasse mich aber nicht gängeln. Ich entscheide selbst, was ich tue. Und wenn Ricardo etwas e r fährt, na und?«
»Ich glaube, das verstehe ich.«
»Die meisten Leute wagen es nicht, gegen ihn aufzubegehren. Sie sind anders. Sie haben ihn die Wände hochgetrieben. Vielleicht gefallen Sie mir genau deswegen.«
»Und Jamie?«
»Ich glaube, Jamie gefällt der Gedanke, daß er die Frau seines Chefs vögelt. Dagegen habe
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