Der Marktmacher
der Versuchung nicht widerstehen können.«
»Na gut, aber nicht heute abend. Heute abend werden Sie erleben, warum diese Leute stets mit uns Geschäfte m a chen und nie mit Bloomfield Weiss.«
Gegen elf verließen wir das Restaurant, und alles schrie : » Zu Eduardo!«
»Was geschieht jetzt?« fragte ich Jamie.
»Jetzt fahren wir in Eduardos Wohnung, um uns noch ein bißchen zu amüsieren.«
Das hörte ich gern. Ich hatte mich erholt, und die allgemeine Ausgelassenheit war ansteckend. Also quetschte ich mich in eines der drei Taxis, die wir bestellt hatten.
Eduardos Wohnung war in Mayfair, einen Katzensprung entfernt. Er hatte ein großes Wohnzimmer mit vielen Se s seln und Sofas und kostspieligen, schweren Vorhängen und Teppichen. Das Licht war gedämpft. Wir zogen die Jacketts aus und lockerten die Schlipse. Auf einem Sideboard warteten schon die Champagnerflaschen, beaufsichtigt von e i ner blonden, sehr attraktiven Serviererin. Ich nahm ein Glas und ließ mich in ein Sofa fallen.
Felipe, der Mann neben mir, erzählte von einer denkwürdigen Konferenz, die Dekker Ward vor zwei Jahren in Acapulco veranstaltet hatte. Ich hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen, denn er radebrechte in einem scheußlichen A k zent, und in seiner Begeisterung brachte er nur wenig Z u sammenhängendes heraus. Aber die Umsitzenden nickten und lachten vielsagend.
Der Champagner war ausgezeichnet, die Wohnung angenehm warm, der Sessel sehr bequem. Ich lehnte mich zurück und überließ mich einem angenehmen Dämme r zustand. Ausnehmend gut gefiel es mir hier.
Etwas blitzte auf und riß mich aus meinem Dösen. Ich hielt nach der Ursache Ausschau. Es war ein kleiner Spiegel. Eduardo und zwei unserer Gäste beugten sich über ihn und schoben einige Streifen weißen Pulvers zusammen.
Ich lächelte. Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Komik. Nachdem ich die letzten zehn Jahre meines Lebens an Universitäten zugebracht hatte, war ich daran gewöhnt, daß um mich herum fröhlich Drogen konsumiert wurden. Ich hatte gelernt, die entsprechenden Angebote höflich auszuschlagen. Es war überall das gleiche. Ich ließ mich noch tiefer ins Polster sinken und hoffte, daß man mich einfach übersehen würde.
Die meisten Anwesenden, auch Jamie, versammelten sich um den Spiegel. Er begegnete meinem Blick und zuckte die Achseln. Ich wußte, daß Jamie kein Kokser war. Wahrscheinlich tat er auch das einzig und allein der Gru p pendynamik wegen.
Ich sah mich nach Ricardo um. Er hatte sich davongemacht. Alle anderen waren noch da. Sein Vorrecht, nahm ich an.
Da entdeckte Eduardo mich und rief mir zu: »Auch eine Nase, Nick? Sie sollten es versuchen!«
Verdammt! »Danke der Nachfrage, nein«, erwiderte ich und hoffte, daß es nicht zu spröde klang.
»He, versuchen Sie es. Keine Party ohne Karl. Eine Nase hat noch niemandem geschadet. Das bringt Sie in Stimmung!« Seine fleischigen Lippen teilten sich zu einem bre i ten Grinsen, aber seine Augen blieben hart und befehlend.
»Nein, kein Bedarf.«
Er kam herüber und setzte sich auf die Sofalehne. Ich roch sein Eau de Cologne. Sein Hemd stand offen. Ich sah ein Büschel schwarzer Haare und ein Goldkettchen. Er le g te den Arm um mich und tätschelte mir die Wange. Li e bend gern hätte ich ihm eine verpaßt.
»Kommen Sie, Nicky, mein Freund. Amüsieren Sie sich! Das ist ’ ne Party! Wissen Sie, was Sie brauchen? Was zum Spielen.« In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. »Da kommt es schon, unser Spielzeug!«
Er stand auf und erklärte den erwartungsvollen Zentralbankern: »Das sind ein paar Freundinnen von mir. Alle aus dem Model-Busineß.« Ein Augenzwinkern. »Ich bin s i cher, sie werden Ihnen gefallen.«
Er öffnete die Tür und ließ eine Prozession von ungefähr einem Dutzend atemberaubender junger Frauen he r ein, alle unterschiedlicher Haar- und Hautfarbe, alle in offe n herzigen, aber teuren Cocktailkleidern. Sofort waren die Männer auf den Beinen. Der Geräuschpegel stieg und die Champagnerkorken knallten. Die Erregung im Raum ließ sich beinahe mit Händen greifen.
Ich blieb auf dem Sofa sitzen. Eduardo legte den Arm um die Taille eines hochgewachsenen Mädchens mit rotem Haar und extrem langen Beinen und dirigierte sie in meine Richtung.
»Nick, Melanie, Melanie, Nick«, sagte er. »Eine echte Schönheit, Nick. Sie wird Ihnen gefallen.« Damit ließ er uns zu meiner großen Erleichterung allein.
»Hi«, sagte sie.
»Hallo«, erwiderte ich, lächelte höflich
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