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Der Marschenmörder

Der Marschenmörder

Titel: Der Marschenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Brorsen
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wissend, dass es zu Mohrdiecks massiver Konzentration auf den Überlebenden der Katastrophe von Groß Campen keine Alternative gibt. Auch muss er sich eingestehen, dass Rötger und Jacobsen im Übereifer einer beispiellosen Jagd auf eine offenbar nicht existente Mordbande die Rolle des zunächst durchaus verdächtigen jungen Thode ungenügend hinterfragt und verfolgt haben.
    Und so entschließt sich Schütt, den Kollegen voll zu unterstützen. Auch will er Mohrdiecks Vorgehen gegen das einzig verbliebene Zielobjekt tolerieren, solange dieser nicht zu Mitteln greift, die den Rahmen ihrer ohnehin fast unbegrenzten Befugnisse sprengen.
    „Tscha, Herr Thod, nu sünd Se een rieken Mann.“ Jovial klopft Heinz Christian Brandt seinem Gast auf die Schulter. Rasch fügt er, als er Timms ausdruckslosen Blick bemerkt, hinzu: „Natürli is dat nix gegen dat, wat Se verloorn hebbt.“
    Kaum eine Stunde ist vergangen, seitdem sich Brandt mit Timm und Jakob Schwarzkopf an den ovalen Tisch in der Gooden Stuuv seines Hofes in St.   Margarethen gesetzt hat. Nach einem kleinen Frühstück kam man schnell zur Sache und wurde handelseinig: 57   200 Taler für Grundstück, Ländereien und den restlichen Viehbestand. 40   000 sofort, der Rest zahlbar in 500-Taler-Raten, fällig an jedem Monatsersten.
    Passiv, abwehrend beinahe, hat sich Timm während des kurzen Preispokers verhalten. Auf 74   000 Taler hatte Schwarzkopf den Gesamtwert des schuldenfreien Thode-Hofes veranschlagt, abzüglich der 14   000 Taler, die inzwischen von der Brandgilde gezahlt wurden. Penibel hat Brandt errechnet, dass der Wiederaufbau die Versicherungssumme übersteigen werde, außerdem an die Vernichtung der bisher eingebrachten Ernte und der unversicherten Gerätschaften erinnert. Nach altem Brauch wurde der von einem Notar vorbereitete Handel per Handschlag besiegelt und mit einem Schluck edlen Weinbrands abgeschlossen.
    „Dat hebbt wi good op de Reeg kreegen.“ Jakob Schwarzkopf versucht auf der Heimfahrt mit seinem Einspänner seinen Schützling, der die Zügel hält, aufzumuntern. Timm nickt stumm, lässt das Pferd antraben, blickt kurz seinen neben ihm auf dem Kutscherbock sitzenden Vormund an: „Wat schull ik bloots maken ahn di, Ungel Joggob?“
    Unvermittelt wechselt er das Thema. „Dat mit den Hoff, den ik mi köpen will, hett Tied. Ik müch noch ’n Wiel bi Jens blieven. Dor föhl ik mi to Huus.“
    Jakob Schwarzkopf seufzt, schaut geradeaus: „Dat muss du, Timm, dat muss du sowieso.“ Er senkt die Stimme: „De in Glückstadt sünd nich tofreeden mit Rötger un Joggobsen. Se argert sik, dat de beiden nix ruutkreegen hebbt. Un nu schickt se uns twee Annere.“
    Mit kurzem Seitenblick prüft er Timms Reaktion. Doch der nickt trotzig: „Schöllt se kamen. Ik kann nix anners vertelln, as wat ik seggt heff.“
    Erneutes Schweigen. Jakob Schwarzkopf will Timm nicht beunruhigen, ihm nicht verraten, dass Mohrdieck und Schütt mit ihm gesprochen und angekündigt haben, sie würden gegen den Thode eine harte Gangart einschlagen. Und so sagt er nur: „Good, mien Jung. Mook dat. Un denn töövt wi aff.“

21
    10.   Mai 1867. Unruhig sitzt Timm auf dem Besucherstuhl, die Hände verkrampft zwischen die Knie verklemmt. Hochmütig und arrogant wollte er den Herren Oberräten aus Glückstadt gegenübertreten und stur seine früheren Aussagen wiederholen. Immer wieder hat er sich auf dem halbstündigen Weg vom Jens-Hof in Sude zum Justizamt in Itzehoe die Angaben, die Dr.   Rötger ihm vor gut acht Monaten entlockte, durch den Kopf gehen lassen. Und sich vorgenommen, dem nichts hinzuzufügen.
    „Was wollen Sie von mir? Ich hab den Herren Räten Rötger und Jacobsen doch alles erzählt, was ich gehört und geseh’n hab.“ Aufgebracht versucht Timm den aus seiner Ruhe gerissenen Bürger zu markieren. Doch schnell muss er feststellen, dass er damit die Herren Oberräte nicht beeindruckt.
    „Sie haben eben nicht alles erzählt. Und was Sie in gerademal zwei Vernehmungen ausgesagt haben, ist nicht unbedingt stimmig.“ Dr.   Mohrdieck, der glattrasierte Asket, weist auf die Akten: „Es haben sich verschiedene Unklarheiten ergeben. Und deshalb müssen Sie uns alles noch einmal erzählen. Wahrheitsgemäß!“
    Hilfesuchend blickt Timm zum zweiten Ermittler hinüber, dem älteren Herrn, der ihn an den sanftmütigen Dr.   Jacobsen erinnert.
    Schütt begegnet seinem Blick. „Ich höre, Sie haben den Hof verkauft?“
    Erleichtert über die harmlose

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