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Der Maskensammler - Roman

Der Maskensammler - Roman

Titel: Der Maskensammler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Ulrich. «Es freut ihn, seine enorme Sachkenntnis bei dieser Gelegenheit unter Beweis stellen zu können. Nicht wahr, Bernhard, so ist es!» Aber der war in Gedanken woanders: Was würde es für seine Masken bedeuten, wenn ihr Frieden von einer großen Schar Fremder gestört wurde? Hätte er sie abhängen und in ein Ausweichquartier im Obergeschoss schaffen sollen? Er kannte ihr Alter, ihren Charakter und die Rollen, die sie verkörperten – sie waren seine engsten Freunde.
    «Schreiten wir zur Tat!», sagte Direktor Hinze. Die Packer hatten weiße Handschuhe angezogen und waren damit beschäftigt, die Masken auszuwickeln und sie in Reihen auf die Platten zu legen. Bernhard stand in der Nähe der Tür, hinter sich den Fluchtweg. Ulrich redete beruhigend auf ihn ein: Sein Name werde im Vorwort des Kataloges erwähnt, er werde Beachtung finden, dies wäre sicher nicht das letzte Mal … Während Ulrich ihm eine Zukunft voller Erfolg und Anerkennung in Aussicht stellte, hörteBernhard gedämpft wie durch einen Nebelvorhang ein zartes Wispern.
    Der Direktor lief hin und her, rief Anweisungen, die die Packer überhörten, und hätte angefangen, die Masken neu zu sortieren, wenn Ulrich ihn nicht am Arm genommen und hinausgeführt hätte. Die Packer gingen grußlos hinterher, holten einige Flaschen Bier und eine Zeitung aus dem Möbelwagen, die mit großem Foto auf der Titelseite die neue Miss Universum zeigte. Sie setzten sich auf eine alte Bank vor dem Nebenhaus, um sich die Zeit zu vertreiben, bis sie wieder gebraucht wurden. Als die Tür ins Schloss fiel, war Bernhard mit den Masken allein im Raum. Gegen die Wand gelehnt, hielt er sich eine Hand vor die Augen.
    Da meinte er, wieder das Wispern zu hören. Dergleichen hatte er früher nie wahrgenommen. Mit seinen Masken hatte er Gespräche geführt, sie hatten ihm stumm zugehört und ihn durch ihr Schweigen auf Gedanken gebracht, die er ohne sie nicht gehabt hätte. Sie waren seine Vertrauten. Wenn er ihnen seine Konflikte schilderte, dann tat er es so, dass er vor ihnen wie vor einem Tribunal bestehen konnte. Er wusste, dass sie ihn beobachteten, unbestechlich in ihrem Urteil. Wollte er sich aus einem Gestrüpp von Unsicherheiten und Ängsten befreien, rief er sie um Hilfe an. Er beichtete ihnen seine unerfüllten Träume.
    Jetzt war ein Sirren im Raum, das an den Wänden hochstieg, vibrierend in der Luft stand und über die Schläfen sich in seinem Kopf festsetzte, schmerzhaft und verlockend. Schnuppernd hob er die Nase. Er meinte, den Duft von verbrannten Gewürzhölzern zu riechen, das Stampfen nackter Füße auf Lehmboden und das Rauschen von Seidengewändern zu hören. Eine Frauenstimme rief ihm etwas zu, nannte ihn bei seinem wirklichen Namen, Klana Gandrung, eine Dukun mit verschleiertem Gesicht griff nach ihm, riss ihn hoch. Er taumelte, machte ein paar unsichere Schritte, hielt sich an der Kante der Sperrholzbretter fest undbeugte den Oberkörper: vor sich ein wogendes Meer von Gesichtern.
    Bernhard streckte die Arme vor. Mit langsam kreisenden Bewegungen strich er in nur geringem Abstand über die Stirnen und Wangen, die Nasen und Münder hin. Er spürte sie, sie strahlten in unterschiedlichen Farben, das Sirren hob und senkte sich mit seinem Atem. Er war es, der sie zum Leuchten und zum Tönen brachte. Er war ihr Meister, der große Magier, der ihre stummen Seelen zum Leben erweckte. Nur einige wenige rührten sich nicht, sie waren tot. Ohne sie näher zu untersuchen, warf er sie über seine Schulter, hölzern schlugen sie auf dem Boden auf. Noch einmal ging er an den Tischen entlang, seine Hände flatterten wie Schmetterlinge, dann ließ die Spannung nach, das Wispern und Sirren verstummte.
    Zu seiner eigenen Überraschung war er nicht erschöpft, er war durstig und hungrig wie schon lange nicht mehr. Er hatte seine Arbeit getan, die Männer von der Spedition konnten die Masken wieder einpacken. Ein Dutzend Tote lagen im Zimmer verstreut, sie musste das Auktionshaus aus seinem Katalog streichen. Er aber wollte mit Ulrich und dem Direktor in die Kreisstadt fahren, um sich zu seinem Lieblingsgericht, einem Sauerbraten, einladen zu lassen.

16. Kapitel
    Katrins Beerdigung war auf den technischen Ablauf reduziert: kein Geistlicher, keine Reden am Grab, keine Kränze, keine Trauermienen. Eine alte Frau, die zufällig des Weges kam, blieb stehen, kletterte mühsam auf den Erdhaufen und sprach dort oben ein Gegrüßet-seist-du-Maria. Ursula und Maria warfen kleine

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