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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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gutes Buch so schrecklich wäre – ich freute mich sehr auf ausgiebige Expeditionen zu den zahlreichen Buchhändlern in der Paternoster Row, um meiner Sammlung weitere Exemplare hinzuzufügen – doch das gedruckte Wort ist nicht immer der beste Ersatz für fröhliche Gesellschaft.
    Meine momentanen Möglichkeiten, mich zu zerstreuen, waren eingeschränkt. Das Winterwetter würde dafür gesorgt haben, dass Vauxhall für diese Saison geschlossen war; bezüglich Ranelagh war ich mir nicht sicher. Es besaß für die Bequemlichkeit seiner Stammgäste eine großartige Rotunde mit einem riesigen Kamin in der Mitte. Aber es konnte nur durch die Fahrt mit einer Fähre über die Themse erreicht werden, und ich hatte die Nase voll von Wasserüberquerungen. Auf dieser Seite blieben andere, unbedeutendere Gärten, doch sie wären nicht dasselbe ohne Nora, und es war bereits so spät.
    Vielleicht konnte ich nach Covent Garden gehen. Dort schlief nachts niemand; sie hatten in ihren Betten bessere Dinge zu tun. Ich verspürte im Moment keine fleischlichen Gelüste, doch dies konnte sich schnell ändern, wenn die Dame nur verführerisch genug war. Sie würde wohl auch wesentlich teurer sein als die süße Molly Audy. Dies war in einer so großen Stadt jedenfalls zu erwarten; aber ich besaß genügend Kleingeld und Zeit. Also sollte es Covent Garden sein, denn stand keine angenehme Gesellschaft zu Verfügung, so konnte ich doch zumindest Unterhaltung darin finden, das Treiben von anderen Leuten zu beobachten.
    Ich beschleunigte meinen Schritt und steuerte entschlossen mein Ziel an. Seit meinem letzten Besuch waren vier Jahre vergangen, aber es gibt Dinge, welche die Erinnerung niemals der Zeit preisgibt. Zu vielen, zu sehr vielen Gelegenheiten waren Oliver und ich dorthin gegangen, um alle Arten von Unterhaltung zu erleben, wobei wir manchmal das Theater ausprobierten, häufiger jedoch unsere Bewunderung jeder Dame offerierten, welche willens war, sich uns darzubieten. Besonders gern hatte ich amouröse Stelldicheins im türkischen Bad arrangiert, auch wenn Oliver stets behauptete, ich setze mit solch übertriebenem Baden meine Gesundheit aufs Spiel. Er machte für meinen Leichtsinn den ländlichen Einfluss der wilden Kolonien verantwortlich, wo ich aufgewachsen war. Ich machte meine ureigenen Vorlieben verantwortlich.
    Bevor ich meinem Ziel eine halbe Meile näher gekommen war, wurde ich von einem Spektakel aufgehalten, welches buchstäblich vor meinen Füßen landete. Ich wollte gerade an den Fenstern einer belebten Schenke vorbeigehen und war gezwungen, zurückzuspringen, um einem großen, schweren Objekt auszuweichen, welches durch eines dieser Fenster geschleudert wurde.
    Das Objekt erwies sich als halb bewusstloser Kellner, und der glücklose Mann blutete aus diversen Schnittwunden. Der Geruch des Blutes, gemischt mit dem von Wein und sein bemitleidenswertes Stöhnen überwältigten mich. Aus dem Inneren der Schenke ertönten Schreie des Entsetzens und der Empörung sowie betrunkenes Gelächter, welches sehr laut war.
    Jemand brüllte lallend: »Ha, Wirt, setz' ihn auf die Rechnung, braver Mann.«

KAPITEL 5

Dem Scherz folgte noch mehr Gelächter. Der Mann zu meinen Füßen stöhnte und fluchte; an seiner Stirn und seinen Händen waren tiefe Schnittwunden zu erkennen. Köpfe tauchten in den Überresten des Fensters auf und spotteten, dass er ein verdammter Dummkopf sei. Diese Witzelei rief noch mehr betrunkene Heiterkeit hervor, und einer von ihnen schleuderte die Reste aus seinem Humpen, welche sowohl den verletzten Mann als auch mich bespritzten, auf die Straße.
    »Verdammte Flegel!«, schrie ich.
    »Und du bist 'n dreimal verdammter Ausländer«, kam die Antwort. Ihr Urheber hatte offensichtlich Anstoß an meiner einfacheren Kleidung und der nicht vorhandenen Perücke genommen.
    Zwei Leute traten vorsichtig aus der Tür der Schenke, eilten auf den gestürzten Kellner zu, hoben ihn auf und trugen ihn fort. Für ihre Mühe wurden sie mit noch mehr Getränken begossen und mit diversen Humpen beworfen. Der Aufruhr im Inneren wuchs mit jedem Mal, wenn jemand getroffen wurde. Ihre Ziele verschwanden hastig, so dass ich allein auf weiter Flur blieb. Nicht ganz unerwartet wurde ich zum Ziel der nächsten Misshandlung. Ein Humpen wurde nach mir geworfen, doch ich vereitelte die Attacke, indem ich ihn ebenso leicht auffing, wie ich vor einigen Stunden Elizabeths Kümmelkuchen gefangen hatte. Nicht in der Lage, der Versuchung zu

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