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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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sofort an die schrecklichen Augenblicke erinnert, als ich in dieses Leben erwacht und mir bewusst geworden war, dass ich mich in einem Sarg befand und begraben war. Ich bemerkte den gleichen starken Geruch nach feuchter Erde, der damals geherrscht hatte, als man mich in meine beste Sonntagskleidung gesteckt, mir das Leichentuch über den Kopf gezogen und zusammengebunden, mich dann in eine Kiste gelegt, sie zugenagelt und in die nasse Erde hinabgelassen hatte.
    Plötzlich überwältigte mich ein hartes Schluchzen und drohte, mich zu ersticken.
    Ich hatte den Trauergottesdienst verpasst, die Hymnen, die Gebete, die Tränen, den hohlen Aufprall, als die ersten Erdklumpen ins Grab geschaufelt wurden. Ich hatte geschlafen. Ich hatte bewusstlos den Schlaf der Toten geschlafen, bis die Sonne untergegangen war und mein Bewusstsein zurückkehrte.
    Es war nichts zu hören gewesen, nichts, außer meinen eigenen Schreien.
    Meine Hand begann in der Erinnerung dieses grässlichen Schreckens zu zittern.
    Ich wollte hinaus, ich musste hinaus.
    Nichts zu sehen. Ich hätte meine Seele selbst für diese winzige Flamme verkauft.
    Und dann begann sie zu verlöschen, kleiner zu werden. Nein ...
    Sie wurde kleiner ... und erstarb.
    Nein ... Wenn ich mich nun hinaus begab, würde ich möglicherweise später niemals zurückkehren, nicht mit dieser neuen Angst, welche sich der alten hinzugesellt hatte.
    Ich zwang mich, das verlöschende Glimmen in meiner Hand anzusehen, als könne ich es durch meinen bloßen Willen dazu zwingen, wieder stärker zu werden.
    Und überraschenderweise wurde es wieder heller.
    Erst da verstand ich, dass es nicht die Kerze, sondern ich selbst war, der verschwunden war. Indem ich versucht hatte, einer Erinnerung zu entkommen. Einem Schatten, welcher nur in meinem Kopf lebendig war. Die Besessenheit eines Dummkopfes, dachte ich ungeduldig.
    Kein Dummkopf. Nur ein verängstigter Mann, mit einer durchaus verständlichen Furcht.
    Also stelle dich ihr, mein Kleiner. Ich konnte fast Vaters beruhigende Stimme in meinem Kopf hören, sanft und gleichzeitig so entschlossen und stark.
    Ich wünschte, dass das Lachen, welches ich aus meinem Inneren heraufbeschwor, etwas von seinem Tonfall hätte, aber ich musste mich mit dem dünnen Geräusch begnügen, welches hervordrang. Es hallte dumpf von den nahen Wänden dieses Raumes wider, aber die Furcht, welche mich gelähmt hatte, verebbte ein wenig. Nicht völlig, aber etwas.
    Nun war ich in der Lage, mich umzusehen, und mir wurde bewusst, dass niemand außer Nora sich hier aufgehalten hatte, seit die Arbeiter die Ritzen abgedichtet hatten. Meine Schuhe schabten über Staub, der zuletzt aufgewirbelt worden war, als sie hindurchgegangen war. Da waren die Spuren ihrer Hausschuhe zu sehen und die langen Wirbel, wo ihre Röcke über den Boden gewischt waren.
    Sie führten zu einer ziemlich großen, rechteckigen Form, die sich vom Boden erhob; wie die übrigen Möbel im oberen Stockwerk war sie ebenfalls mit Stoffbahnen vor Staub geschützt. Ich schlug eine Ecke davon zurück und enthüllte ein einfaches Gebilde aus Eichenholz, welches über zwei Fuß hoch und lang sowie breit genug war, um als Bett zu dienen.
    Ich hob den Deckel hoch und stellte fest, dass das Innere der Kiste bis oben hin mit etwas gefüllt war, das wie kleine Kissen, die aus dickem Leinen genäht worden waren, aussah. Es waren interessanterweise tatsächlich Beutel wie jene, welche ich angefertigt hatte, und wie die meinen waren sie mit einer Menge Erde gefüllt. Ihrer Heimaterde. Hier hatte sie den Tag verbracht. Natürlich nicht im Inneren, da dafür kein Platz war, aber oben auf dem geschlossenen Deckel. Auf diese Weise schützte sie ihre Kleidung vor der Erde, welche aus den Beuteln herausrieselte.
    Nun gab ich einen Seufzer von mir und dankte dem Himmel für diese glückliche Entdeckung. Da der Boden meiner Heimat so kostbar und notwendig für meine Ruhe während des Tages war, konnte ich erwarten, dass ihr Bedürfnis mit dem meinen übereinstimmte. Sicher hatte sie einiges an den Ort mitgenom- men, wo sie nun lebte, aber wenn sie im Sinne gehabt hätte, niemals in dieses Haus zurückzukehren, hätte sie dieses geheime Lager mit dem Rest ihrer Habseligkeiten auch entfernt.
    Es sei denn, ihr wäre etwas zugestoßen.
    Ihre Besitztümer waren fortgetragen und verkauft worden, und diese Kiste war übrig geblieben, weil niemand davon wusste. Oder sofern jemand davon wusste, hatte er keinen Wert darauf gelegt und

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