Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
Vorraum, und es war sehr dunkel.
    Nur das Schimmern des Sternenlichts am Winterhimmel drang durch die Fensterläden, nicht genug, dass man wirklich etwas sehen konnte. Ein Fenster zu öffnen wäre keine besonders gute Idee; ich sah keinen Vorteil darin, ihren Nachbarn meine Anwesenheit kundzutun. Vielleicht kämen sie herüber, um die Störung zu untersuchen, und dann musste ich Fragen beantworten ... Ich konnte ebenfalls welche stellen und vielleicht einen Hinweis darauf erhalten, wo sie sich aufhielt, aber dies hatte bereits Oliver getan, wie ich mich erinnerte.
    So viel konnte ich erkennen: Die Möbel waren entweder verschwunden oder mit Decken vor Staub und Verwitterung geschützt. Keine Bilder schmückten die Wände, keine Bücher – auch keine Kerzen, wie ich entdeckte. Erst als ich zur Küche ganz hinten im Haus stolperte, fand ich eine, einen fortgeworfenen Stummel, welcher nur noch einen Inch lang war. Ich benutzte meine Zunderbüchse, um sie anzuzünden, aber ich verfügte über keinen Ständer oder Untersetzer, auf den ich sie setzen konnte. Ich behalf mir, indem ich sie mit einem Tropfen geschmolzenen Wachses auf die Büchse klebte.
    Die Küche sah weniger verlassen aus als der Rest des Hauses. Obwohl sie recht sauber war, gab es wahrscheinlich dennoch Krumen, welche von den Ratten und Mäusen gefressen wurden. Ich konnte sie innerhalb der Wände und an ihnen entlang huschen hören, ohne sie zu sehen. Ich überließ sie ihrer Futter- suche, ging zurück in die Haupthalle und eilte durch die Tür in ihr Schlafzimmer.
    Es herrschte Leere, sowohl im Zimmer, als auch in meinem Herzen. Die Wände waren kahl, die Vorhänge verschwunden, selbst das Bett, auf dem ich auf so wundersame Weise meine Jungfräulichkeit verloren hatte, war fort. Der Staub, welcher den Boden bedeckte, wies mich deutlich darauf hin, dass dieser verlassene Zustand bereits lange Zeit andauerte.
    Auch die anderen Räume waren kahl und leer. Alles, was ihr wichtig war – alles, was sie war – war verschwunden, Gott weiß wohin. Oliver hatte gesagt, dass sie auf den Kontinent gezogen sei, aber er hatte nicht erwähnt, wie sorgfältig sie jeden Beweis ihres Aufenthaltes hier in London getilgt hatte.
    Ich fühlte mich mehr als nur niedergeschlagen und stieg die Treppe hinab, um einen letzten Raum zu untersuchen. Die Tür, welche zu ihm führte, befand sich ganz in der Nähe des Vorraums und war verschlossen. Ohne mich von dieser Barriere beunruhigen zu lassen, schwebte ich hindurch. Die Kerze in meiner Hand flackerte einmal und bildete dann wieder eine ruhige Flamme. Der winzige Lichtpunkt enthüllte seit langem unbenutzte Stufen, welche in eine alles verschluckende Dunkelheit führten.
    Feuchte Luft, ein unstetes Huschen und Rascheln; der Raum war erfüllt von der Art von Bedrängnis, die aus morbiden Vorstellungen geboren wird. Ich hatte keinerlei Bedürfnis danach, mich hier aufzuhalten, aber auch keine andere Wahl. Es gab eine letzte Sache, welche ich mit eigenen Augen sehen musste, und ich durfte keinen kindischen Ängsten über lauernde Geister nachgeben. Es war ein dunkler Keller und nichts weiter. Der Ort wäre nicht anders, wenn ich mich in Gesellschaft von Soldaten befände, welche alle bis an die Zähne bewaffnet wären. Andererseits wäre er es vielleicht doch. Nicht so still. Und heller.
    Es gab keinen Schlüssel oder Riegel auf dieser Seite der Tür, so dass ich sie nicht öffnen und mir ein leichtes Entkommen sichern konnte. Bedachte man meine Fähigkeit, mich beim geringsten Anlass aufzulösen, so war ich einfach töricht. Ich zwang mich, auf dem Treppenabsatz zu landen.
    Hier erwartete mich nichts furchterregenderes als einige alte Kisten und zerbrochene Möbel. Ich bahnte mir einen Weg hindurch, indem ich die Kerze in die Höhe hielt, und blinzelte, um die Düsternis zu vertreiben, ohne dass dies irgendeine Wirkung hatte, bis ich das fand, was die gegenüberliegende Wand zu sein schien. Schien, denn ich wusste, dass dieser Eindruck täuschte.
    Sie war von der wirklichen Wand aus als sorgfältig konstruiertes Duplikat gebaut worden, bis hin zur Färbung der Steine und des Mörtels. Es gab hier überhaupt keine Öffnung; sie hatte keine für notwendig befunden. Um hineinzugelangen, musste sie sich lediglich in Luft auflösen und hindurchschweben, so wie ich es nun tat.
    Im Inneren herrschte eine so vollkommene Stille, dass ich mich sehr anstrengen musste, um meine Massivität wiederzuerlangen. Mein Bewusstsein hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher