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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sagen.«
    So ist es. Ich bin nicht gerne das, was ich bin. Ich habe mir mein Leben nicht ausgewählt, es ist mir zugefallen. Ich befinde mich in einem Tunnel, tief in der Erde, und kann nicht raus. Die richtigen Worte sind ein Labsal für mich. Die meiste Zeit brauche ich sie, um meinen Verstand zu bewahren. Bray drückte ihre Hand. »Was geschah nachher…?«
    »Nachdem ich den Kurier getötet hatte?«
    »Nachdem Sie das Tier getötet hatten, das Sie vergewaltigte – das Sie getötet hätte.«
    »Grazie ancora«, sagte Antonia. »Ich zog seine Kleider an, rollte die Hosen hoch, stopfte mir das Haar unter die Mütze und füllte die zu große Jacke mit den Überresten meines Kleides aus. Ich ging an Deck. Es war dunkel, aber am Pier war Licht. Dockarbeiter, die über eine Planke auf und ab gingen, trugen Kisten, wie eine Armee Ameisen. Es war ganz einfach. Ich reihte mich ein und verließ das Schiff.«
    »Sehr gut«, sagte Scofield und meinte es auch so.
    »Es war nicht schwierig. Mit Ausnahme des ersten Augenblickes, in dem ich meinen Fuß auf den Boden setzte.«
    »Warum? Was geschah?«
    »Ich wollte schreien. Ich wollte lachen und schreien und vom Pier rennen und allen zurufen, daß ich frei war. Frei! Der Rest war sehr einfach. Man hatte dem Kurier Geld gegeben; es steckte in seiner Hosentasche. Es war mehr als genug für mich, um damit nach Genua zu kommen, wo ich mir Kleider kaufte und einen Flugschein nach Korsika. Am Mittag des nächsten Tages war ich in Bastia.«
    »Und von dort ging es nach Porto Vecchio?«
    »Ja. Frei!«
    »Nicht ganz. Das Gefängnis war ein anderes, aber Sie waren dennoch eine Gefangene. Diese Hügel waren Ihre Zelle.«
    Antonia sah weg. »Ich wäre dort den Rest meines Lebens glücklich gewesen. Ich habe das Tal und die Berge geliebt, seit ich ein Kind war.«
    »Behalten Sie die Erinnerung«, sagte Bray. »Versuchen Sie nicht, zurückzukehren.«
    Sie drehte den Kopf zu ihm herum. »Sie haben aber gesagt, daß ich das eines Tages könnte! Diese Männer müssen für das zahlen, was sie getan haben! Das haben Sie selbst auch gesagt!«
    »Ich habe gesagt, daß ich hoffe, daß sie eines Tages bezahlen werden. Vielleicht werden sie das auch. Aber überlassen Sie die Arbeit anderen, tun Sie sie nicht selbst. Wenn Sie sich in den Hügeln sehen ließen, würde Ihnen jemand eine Kugel in den Kopf jagen.« Scofield ließ ihre Hand los und wischte ihr die dunklen Haarsträhnen weg, die ihr über die Wange gefallen waren, als sie sich so abrupt zu ihm herumgedreht hatte. Irgend etwas beunruhigte ihn; er wußte aber nicht genau, was. Etwas fehlte, ein Quantensprung hatte stattgefunden, ein Schritt war ausgelassen worden. »Ich weiß, daß es nicht fair ist, wenn ich Sie jetzt bitte, darüber zu sprechen, aber ich bin verwirrt. Dieser Drogenhandel… wie läuft der? Sie sagen, ein Kurier würde ausgewählt und eine Frau dazu bestimmt, mit ihm zu reisen. Beide sollen sich an einem vorbestimmten Ort mit einer Kontaktperson treffen?«
    »Ja. Die Frau trägt ein bestimmtes Kleidungsstück, und die Kontaktperson nähert sich ihr. Er bezahlt sie für eine Stunde, und sie gehen gemeinsam weg. Der Kurier folgt ihnen. Wenn etwas geschieht, zum Beispiel, wenn sich die Polizei einmischt, behauptet der Kurier, er wäre der Mezzano des Mädchens… ihr Zuhälter.«
    »Also treffen sich die Kontaktperson und der Kurier durch Vermittlung der Frau. Wird dann die Ware ausgeliefert?«
    »Ich glaube nicht. Vergessen Sie nicht, ich habe ja nie einen Auftrag durchgeführt. Ich glaube, daß die Kontaktperson nur die Verteilung festlegt. Wohin die Drogen geschafft werden sollen und wer sie in Empfang nehmen soll. Anschließend schickt er den Kurier zu einem Lieferanten und benutzt die Hure erneut zu seinem Schutz.«
    »Wenn es also zu einer Verhaftung kommt, wird die… die Hure… festgenommen?«
    »Ja. Die Behörden achten aber nicht sonderlich auf solche Frauen; sie werden schnell wieder in Freiheit gesetzt.«
    »Aber der Lieferant ist jetzt bekannt, die Lieferpläne sind übergeben und der Kurier geschützt…« Was war es nur? Bray starrte die Wand an, versuchte, die Fakten zu sortieren und herauszubekommen, was ihn so störte.
    »Die meisten Risiken werden auf ein Minimum reduziert«, fuhr Antonia fort. »Selbst die Lieferungen werden so durchgeführt, daß die Ware sofort aufgegeben werden kann. So habe ich das zumindest von den anderen Mädchen erfahren.«
    »Die meisten Risiken…«, wiederholte Scofield. »Auf ein

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