Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Wand. »Wir waren Profis, und es gab Regeln – die meisten waren unsere eigenen, die meisten waren hart, aber es gab Regeln. Wir gehorchten ihnen. Wir wußten, was wir taten, nichts war sinnlos. Ich denke, man könnte sagen, daß wir wußten, wann wir aufhören mußten.« Er wandte sich ihr wieder zu. »Dies sind wilde Tiere, die man in den Straßen freigelassen hat. Sie haben keine Regeln. Sie wissen nicht, wann sie aufhören müssen. Die Leute, die sie finanzieren, wollen auch nicht, daß sie es je lernen. Machen Sie sich nichts vor, die sind fähig, Regierungen zu paralysieren…«
    Bray hielt inne, mitten im Satz. Er hörte seine eigenen Worte. Sie überraschten ihn. Er hatte es gesagt, mit einem einzigen Satz hatte er es gesagt! Die ganze Zeit war es da gewesen, aber weder er noch Taleniekov hatten es gesehen! Sie waren darauf zugegangen, hatten es umkreist, hatten Worte gebraucht, die einer Definition nahe kamen, aber klar hatten sie ihm nie ins Auge gesehen.
    … sie sind fähig, Regierungen zu paralysieren… Wenn sich die Lähmung ausbreitet, geht die Kontrolle verloren. Dann kommen alle Funktionen zum Stillstand. Ein Vakuum wird geschaffen für eine nicht paralysierte Kraft, die die Kontrolle übernimmt.
    Sie werden Erben der Welt sein. Sie werden wieder haben, was Ihnen gehörte. Andere Worte, Worte, die ein Wahnsinniger vor siebzig Jahren ausgesprochen hatte. Aber das waren nicht die Worte eines Politikers; das waren in ihrem Wesen apolitische Worte. Sie bezogen sich auch nicht auf gegebene Grenzen, nicht auf eine einzelne Nation, die sich im Aufstieg befand. Statt dessen richteten sie sich an einen Bund, eine Gruppe von Männern, die von gemeinsamen Banden zusammengehalten wurde.
    Aber jene Männer waren tot; wer waren ihre Nachfolger? Was verband sie heute? Jetzt? Heute?
    »Was ist denn?« fragte Antonia, die seinen angestrengten Ausdruck bemerkt hatte.
    »Es gibt einen Zeitplan«, sagte Bray, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Der Terrorismus steigert sich jeden Monat, wie in einem Plan. Blackburn, Juriewitsch… Es waren Tests; man wollte die Reaktionen der oberen Ebenen testen. Winthrop schlug in jenen Kreisen Alarm; er mußte zum Schweigen gebracht werden. Alles paßt zusammen.«
    »Sie führen ein Selbstgespräch. Sie halten meine Hand, aber Sie sprechen mit sich selbst.«
    Scofield sah sie an, ein anderer Gedanke hatte ihn plötzlich gepackt. Er hatte zwei bemerkenswerte Geschichten von zwei bemerkenswerten Frauen gehört, beides Geschichten, die in der Gewalt wurzelten, weil beide Frauen mit der von Gewalt erfüllten Welt des Guillaume de Matarese verbunden waren. Der sterbende Istrebiteli hatte in Moskau gesagt, daß die Antwort vielleicht in Korsika liegen würde. Das traf für die Antwort nicht zu, wohl aber für die ersten Hinweise auf jene Antwort. Ohne Sophia Pastorine und Antonia Gravet, die Geliebte und ihre Urenkelin, gab es nichts; jede hatte ihm auf ihre Art erstaunliche Dinge offenbart. Das Rätsel der Matarese blieb immer noch ein Rätsel, aber es war nicht länger unerklärlich. Es besaß Form und Gestalt, ein Ziel. Männer, die eine gemeinsame Sache miteinander verband, und deren Ziel es war, Regierungen zu lahmen und die Kontrolle zu übernehmen… das Erbe der Welt anzutreten.
    Darin lag die Möglichkeit der Katastrophe: Eben diese Welt konnte während der Übernahme des Erbes in Stücke gehen.
    »Ich spreche mit mir«, nickte Bray, »weil ich mir etwas anders überlegt habe. Ich hatte gesagt, daß ich Ihre Hilfe brauchte, aber Sie haben genügend durchgemacht. Es gibt andere, ich werde sie finden.«
    »Ich verstehe.« Antonia stützte die Ellbogen gegen das Bett und richtete sich auf. »Einfach so. Ich werde also nicht mehr gebraucht?«
    »Nein.«
    »Warum wurde ich dann überhaupt in Betracht gezogen?«
    Scofield wartete einen Augenblick, ehe er antwortete; er fragte sich, wie sie die Wahrheit aufnehmen würde. »Sie hatten recht; es war das eine oder das andere. Sie auf unsere Seite ziehen oder Sie töten.«
    Antonia zuckte zusammen. »Aber stimmt das nicht mehr? Ist es nicht notwendig, mich zu töten?«
    »Nein. Es wäre sinnlos. Sie werden nichts sagen. Sie haben nicht gelogen; ich weiß, was Sie durchgemacht haben. Sie wollen nicht zurück; Sie waren bereit, lieber Selbstmord zu begehen, als in Marseille zu landen. Ich glaube, Sie hätten das auch getan.«
    »Was soll dann aus mir werden?«
    »Ich habe Sie in einem Versteck gefunden. In ein Versteck werde

Weitere Kostenlose Bücher