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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Hauptquartier anrufen würdest?«
    »Ich war überzeugend. Wenn er mir gesagt hätte, ich solle ruhig anrufen, hätte ich meine Taktik vielleicht geändert, ich weiß nicht. Vergiß nicht, ich wußte, daß er Engländer war. Ich rechnete nicht damit, daß er zulassen würde, daß ich anrufe. Aber er leugnete nicht, ein KGB-Mann zu sein.«
    »Später, als du das Kleid anzogst – hatte er da keine Einwände?«
    »Im Gegenteil. Es überzeugte ihn, daß du tatsächlich hierher kommen würdest, daß ich kooperierte.«
    »Was hat er dann gesagt? Die präzisen Worte. Du sagtest, er hätte gelächelt und gesagt, Frauen seien alle gleich; du erinnerst dich nicht, was sonst noch.«
    »Es war belanglos.«
    »Nichts ist belanglos. Versuche dich zu erinnern. Etwas wie ›die Stunden verbringen‹, das erwähntest du doch.«
    »Ja. Es war unsere Sprache, aber der Satz war sehr englisch, daran erinnere ich mich. Er sagte, er würde ›die Stunden angenehm verbringenc… Mehr als die anderen. Daß es… ›am Kai einen solchen Anblick nicht gäbe‹. Ich sage dir ja, er bestand darauf, daß ich mich vor ihm umzog.«
    »Der ›Kai‹. Die Eremitage, die Malachite-Halle. Dort ist eine Frau«, sagte Taleniekov und runzelte die Stirn. »Die waren gründlich. Noch eine fehlende Zahl.«
    »Mein Geliebter war untreu?«
    »Häufig, aber nicht mit ihr. Sie war eine Zaristin, die keine Umerziehung durchgemacht hatte. Sie war für die Architekturführungen zuständig und wirklich köstlich. Sie ist auch den Siebzig näher als den Sechzig, obwohl mir beides im Augenblick nicht mehr so fern scheint. Ich habe häufig mit ihr Tee getrunken.«
    »Wie rührend.«
    »Ich genoß ihre Gesellschaft. Sie konnte einem in Dingen, von denen ich wenig wußte, viel beibringen. Warum sie wohl jemand auf eine Liste gesetzt hat?«
    »Wenn ich für Leningrad spreche«, sagte Lodzia amüsiert, »wir würden eine solche Person auf die Liste setzen, wenn wir sähen, daß sich die Konkurrenz aus Riga mit ihr trifft.«
    »Wahrscheinlich ist das der Grund. Albern. Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Nichts Besonderes. Während ich in Unterwäsche dastand, machte er eine dümmliche Bemerkung, daß Mathematiker gegenüber anderen Akademikern und Bibliothekaren einen Vorteil hätten. Die Formen…«
    Taleniekov stand auf. »Das ist es«, sagte er. »Die Zahl, die mir noch gefehlt hat. Sie haben ihn gefunden.«
    »Wovon redest du?«
    »Unser Engländer konnte sich entweder des dummen Wortspiels nicht enthalten, oder er wollte dich aushorchen. Der Kai – das Eremitage-Museum. Die Akademiker – meine Trinkkumpane an der Schtanov-Universität. Der Hinweis auf einen Bibliothekar – in der Saltykov-Schschtedrin-Bibliothek. Der Mann, den ich aufsuchen möchte, ist dort.«
    »Wer ist es?«
    Wassili zögerte. »Ein alter Mann, der sich vor Jahren mit einem jungen Universitätsstudenten anfreundete und ihm die Augen für Dinge öffnete, von denen er nichts wußte.«
    »Wer ist es? Wer ist es?«
    »Ich war damals ein sehr verwirrter junger Mann«, sagte Taleniekov. »Wie war es möglich, daß mehr als drei Viertel der Welt die Lehren der Revolution ablehnten? Ich konnte mich einfach mit der Tatsache nicht abfinden, daß so viele Millionen unaufgeklärt waren. Aber so stand es in den Büchern, das predigten uns unsere Professoren. Aber warum? Ich mußte verstehen, wie es kam, daß unsere Feinde so dachten, wie sie es taten.«
    »Und dieser Mann konnte es dir sagen?«
    »Er zeigte es mir. Er ließ es mich selbst herausfinden. Ich beherrschte damals das Englische und Französische hinreichend fließend und hatte auch genügend Kenntnisse im Spanischen. Er öffnete mir die Tür, öffnete mir buchstäblich die Stahltüren zu den verbotenen Büchern – Tausenden von Bänden, die Moskau mißbilligte – und ließ mich mit diesen Büchern frei. Ich verbrachte Wochen, Monate mit diesen Büchern und versuchte zu begreifen. Damals war es, daß der… ›große Taleniekov‹… die allerwertvollste Lektion lernte: daß man die Dinge sieht wie der Feind, daß man so denkt wie er. Das ist der Schlüssel zu jedem Erfolg, den ich je hatte. Mein alter Freund hat es mir ermöglicht.«
    »Und du mußt ihn jetzt erreichen?«
    »Ja, er hat sein ganzes Leben hier gelebt. Er hat gesehen, wie alles geschah, und hat es überlebt. Wenn jemand mir helfen kann, dann er.«
    »Was suchst du? Ich glaube, ich habe ein Recht, das zu wissen.«
    »Natürlich hast du das. Aber es ist ein Name, den du wieder

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