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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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den Scofield sich gewandt hat. Dieser Staatsmann, Winthrop. Was ist mit ihm?«
    »Er ist ohne Zweifel inzwischen tot.«
    Lodzia verließ das Fenster und stellte sich vor ihn. »Wo wirst du dann hingehen? Man hat dich in die Enge getrieben.«
    Wassili schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, wir machen Fortschritte. Der erste Name auf der Liste, Scozzi, war richtig. Jetzt haben wir unseren toten Engländer hier. Keine Papiere, keine Hinweise, wer er ist oder woher er kam, aber mit einem Zeichen, das uns mehr sagt als eine Brieftasche voll falscher Dokumente. Er war Teil ihrer Armee; das bedeutet, daß es hier in Leningrad einen weiteren Soldaten gibt, der einen alten Mann bewacht, den Kurator der literarischen Archive in der Schschtedrin-Bibliothek. Er ist mir fast genauso wichtig, wie es mir wichtig ist, meinen alten Freund zu erreichen. Ich will ihn zerbrechen, mir Antworten holen. Die Matarese sind in Leningrad, um die Voroschins zu schützen, um die Wahrheit verborgen zu halten. Wir nähern uns jener Wahrheit.«
    »Aber angenommen, ihr findet sie. Zu wem könntet ihr sie bringen? Ihr könnt euch nicht schützen, weil ihr nicht wißt, wer sie sind.«
    »Wir wissen, wer sie nicht sind, das genügt. Zuallererst der Premierminister und der Präsident.«
    »Ihr werdet nicht nahe genug an sie herankommen.«
    »Das werden wir, wenn wir unsere Beweise haben. In dem Punkt hatte Beowulf recht; wir brauchen unwiderlegbare Beweise. Wirst du uns helfen? Mir helfen?«
    Lodzia Kronescha sah ihn an; ihre Augen wurden weich. Ihre Hände umfaßten sein Gesicht. »Wassili Wassiliewitsch. Mein Leben war so unkompliziert geworden und jetzt kehrst du zurück.«
    »Ich wußte nicht, wo ich sonst hätte hingehen sollen. Ich konnte mich nicht unmittelbar diesem alten Mann nähern. Ich habe bei einer Anhörung 1954 zu seinen Gunsten ausgesagt. Es tut mir schrecklich leid, Lodzia.«
    »Das braucht es nicht. Du hast mir gefehlt. Natürlich werde ich dir helfen. Wenn du nicht wärest, dann würde ich jetzt eine Volksschulklasse in Taschkent unterrichten.«
    Er strich über ihre Wange, erwiderte ihre Geste. »Aber das soll nicht der Grund für deine Hilfe sein.«
    »Das ist es nicht. Was du mir gesagt hast, macht mir angst.«
    Maletkin, der Verräter, durfte unter keinen Umständen von Lodzia erfahren. Der Offizier aus Vyborg hatte an der Ecke in dem Wagen gewartet, aber als über eine Stunde verstrichen war, konnte Taleniekov sehen, wie er nervös auf und ab ging.
    »Er ist nicht sicher, ob es dieses Gebäude oder das nächste ist«, sagte Wassili und trat wieder vom Fenster zurück. »Die Keller stehen immer noch miteinander in Verbindung, oder?«
    »Als ich das letzte Mal dort war, war es noch so.«
    »Ich gehe hinunter und komme ein paar Türen weiter auf die Straße. Ich werde mich zeigen und ihm sagen, daß der Mann, mit dem ich zusammen bin, mich noch eine halbe Stunde braucht. Die Zeit sollte reichen. Zieh den Engländer wieder an, ja?«
    Lodzia hatte recht. In den alten Gebäuden war nichts verändert worden. Jeder Keller stand mit dem nebenan in Verbindung, der muffige, alte, unterirdische Gang durchlief den größten Teil des Häuserblocks. Taleniekov kam vier Häuser von Lodzias Wohnung entfernt auf die Straße heraus. Er ging auf den nichts argwöhnenden Maletkin zu und erschreckte ihn.
    »Ich dachte, Sie wären dort drinnen!« sagte der Verräter aus Vyborg und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Treppenhaus zu seiner Linken.
    »Dort?«
    »Ja, ich war ganz sicher.«
    »Sie sind immer noch zu erregt, Genosse. Das beeinträchtigt ihr Beobachtungsvermögen. Ich kenne in diesem Gebäude niemanden. Ich bin heruntergekommen, um Ihnen zu sagen, daß der Mann, mit dem ich zusammen bin, noch mehr Zeit braucht. Ich schlage vor, daß Sie im Wagen warten. Es ist nicht sehr kalt, aber auf die Weise fallen Sie weniger auf.«
    »Sie werden aber nicht mehr sehr lange brauchen, oder?« fragte Maletkin besorgt.
    »Werden Sie wegfahren? Ohne mich?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich muß auf die Toilette.«
    »Disziplinieren Sie Ihre Blase etwas«, sagte Taleniekov und eilte weg.
    Zwanzig Minuten später hatten er und Lodzia die Einzelheiten seines Kontaktes mit dem Archivkurator in der Saltykov-Schschtedrin-Bibliothek am Maiorov Prospekt ausgearbeitet. Sie würde dem Mann sagen, daß ein Student von vor vielen Jahren, ein Mann, der zu einem hohen Regierungsamt aufgestiegen war und 1954 für den alten Herrn Zeugnis abgelegt hatte, sich privat mit ihm

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