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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Erwähnen Sie ihn um Himmels willen nie.«
    »Ich habe nie von ihm gehört«, sagte Maletkin. »Die Amerikaner glauben, er wäre einer von ihren Leuten?«
    »Ja. Er ist ein Spitzel. Er meldet alles direkt nach Moskau.«
    »Unglaublich«, murmelte der Verräter. »Ein alter Mann. Genial.«
    »Meine ehemaligen Kollegen sind nicht dumm«, sagte Taleniekov und sah auf die Uhr. »Ihre gegenwärtigen Kollegen auch nicht. Vergessen Sie, daß Sie je von Genosse Mikovsky gehört haben.«
    »Ist das sein Name?«
    »Selbst ich würde es vorziehen, ihn nicht zu wiederholen… Da ist er.«
    Ein in einen Mantel gehüllter alter Mann mit einer schwarzen Pelzmütze kam durch den Torbogen, sein Atem bildete in der kalten Abendluft eine dichte Wolke. Er stand einen Augenblick auf der Treppe und sah sich um, als versuchte er, sich darüber klarzuwerden, durch welchen Bogen er auf die Straße hinaustreten sollte. Sein kurzer Bart war weiß. Was von seinem Gesicht zu sehen war, war bleich und runzelig. Er ging vorsichtig die Treppe herunter, hielt sich am Geländer fest. Als er den Hof erreicht hatte, ging er auf den nächsten Torbogen zu seiner Rechten zu.
    Taleniekov beobachtete den Menschenstrom, der hinter dem alten Kurator durch die Glastüren herauskam. Sie schienen in Zweier- und Dreiergruppen zu gehen; er hielt nach einem einzelnen Mann Ausschau, dessen Augen den Hof absuchten. Aber da war niemand. Wassili begann unruhig zu werden. Hatte er sich geirrt? Das schien unwahrscheinlich. Doch war da kein einzelner Mann, der Mikovsky beobachtete, der inzwischen den Hof zur Hälfte überquert hatte. Sobald der Gelehrte die Straße erreicht hatte, war es sinnlos, länger zu warten; in dem Fall hatte er unrecht gehabt. Die Matarese hatten seinen Freund nicht gefunden.
    Eine Frau. Er hatte nicht unrecht. Es war eine Frau. Eine einzelne Frau löste sich aus der Menge und eilte die Stufen hinunter, die Augen auf den alten Mann gerichtet. Wie plausibel, dachte Wassili. Eine einzelne Frau, die in einer Bibliothek stundenlang alleine blieb, würde viel weniger Aufmerksamkeit erregen als ein Mann. Die Matarese bildeten also auch Frauen als Elitesoldaten aus.
    Er wußte nicht, warum es ihn überraschte. Einige der besten Agenten im KGB und in den Consular Operations waren Frauen, aber zu ihren Pflichten gehörten nur selten Gewalttätigkeiten. Das war es, was ihn jetzt verblüffte. Die Frau, die den alten Mikovsky verfolgte, beschattete den Kurator nur, um ihn zu finden. Und dieser Auftrag implizierte Gewalt.
    »Diese Frau dort«, sagte er zu Maletkin. »Die in dem braunen Mantel mit der Schildmütze. Sie ist die Informantin. Wir müssen sie daran hindern, den Kontakt herzustellen.«
    »Eine Frau?«
    »Sie ist zu vielen Dingen fähig, zu denen Sie nicht fähig sind, Genosse. Kommen Sie jetzt. Wir müssen vorsichtig sein. Sie wird sich ihm nicht gleich nähern; sie wird auf den günstigsten Augenblick warten. Das müssen wir auch. Wir müssen sie trennen, sie nehmen, wenn sie weit genug von ihm entfernt ist, damit er sie nicht identifizieren kann, falls es Lärm geben sollte.«
    »Lärm?« wiederholte Maletkin verblüfft. »Warum sollte sie Lärm machen?«
    »Frauen sind unberechenbar; das ist allgemein bekannt.
    Gehen wir.«
    Während der nächsten achtzehn Minuten war alles so desorganisiert und so quälend zu beobachten, wie Taleniekov es erwartet hatte. Quälend insoweit, als ein besorgter alter Mann immer unsicherer wurde, je mehr Zeit verstrich. Schließlich ging seine Aufregung in Panik über, als nirgends eine Spur seines jungen Freundes zu sehen war. Er überquerte die bitterkalten Straßen, ging langsam, mit unsicherem Schritt. Immer wieder sah er auf die Uhr, aber es war zu dunkel; immer wieder rempelten ihn Fußgänger an. Schließlich blieb er immer häufiger stehen, weil seine Kräfte nachließen. Zweimal ging er auf eine Omnibushaltestelle am nächsten Häuserblock zu, einen Augenblick lang überzeugt, daß er die Straßen falsch gezählt hatte. An der Kreuzung, wo das Kirov-Theater stand, gab es drei Omnibushaltestellen, und seine Verwirrung nahm zu. Er suchte alle drei auf, völlig verstört.
    Die Strategie führte bei der Frau, die Mikovsky beschattete, zu der erwarteten Wirkung. Sie interpretierte das Verhalten des alten Mannes als das eines Zielobjekts, das bemerkt hatte, daß es überwacht wurde. Ein Zielobjekt, das in den Methoden des Abschütteins nicht geschult war, aber gleichzeitig alt und verstört war und durchaus

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