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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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imstande, eine unkontrollierbare Situation herbeizuführen. Also achtete die Frau in dem braunen Mantel und der Schildmütze auf Distanz, hielt sich im Schatten, eilte von abgedunkelten Schaufenstern zu schwach erleuchteten Seitengassen. Langsam wurde sie von der Unberechenbarkeit ihres Zielobjekts selbst angesteckt.
    Der alte Gelehrte schickte sich an, zu der Bibliothek zurückzukehren. Wassili und Maletkin beobachteten ihn von einem fünfundsiebzig Meter entfernten Punkt aus. Taleniekov studierte die Route, die direkt über die breite Straße führte; es gab zwei Seitengassen, welche die Frau benutzen konnte, wenn Mikovsky auf dem Rückweg an ihr vorbeikam.
    »Kommen Sie«, befahl Wassili und packte Maletkin am Arm und stieß ihn weiter. »Wir arbeiten uns auf der anderen Straßenseite von hinten an ihn heran. Sie wird sich abwenden, wenn er an ihr vorübergeht. Wenn er die zweite Gasse passiert, wird sie sie benutzen.«
    »Warum sind Sie so sicher?«
    »Weil sie sie schon früher benutzt hat; das ist eine ganz natürliche Wahl. Ich würde sie auch benutzen. Wir werden sie jetzt benutzen.«
    »Wie?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn wir am richtigen Punkt sind.«
    Der Augenblick rückte näher. Taleniekov spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er hatte die Ereignisse der letzten sechzehn Minuten arrangiert, die nächsten paar Minuten würden zeigen, ob er richtig gehandelt hatte. Zwei Tatsachen standen für ihn fest: Zum einen würde die Frau ihn sofort erkennen; man hatte ihr mit Sicherheit Fotografien und eine detaillierte Beschreibung seiner Person geliefert. Zum zweiten, wenn sie angegriffen wurde, würde sie sich ihr eigenes Leben ebenso schnell und effizient nehmen, wie das der Engländer in Lodzias Wohnung getan hatte.
    Die Wahl des richtigen Zeitpunkts und die Schockwirkung waren die einzigen Mittel, die ihm zur Verfügung standen. Er würde das eine, der Verräter aus Vyborg das andere liefern.
    Sie überquerten den Platz mit einer Gruppe von Fußgängern und mischten sich unter die Menge vor dem Kirov-Theater. Wassili blickte über die Schulter und sah, wie Mikovsky sich ungeschickt durch die Schlange arbeitete, die nach Eintrittskarten anstand. Sein Atem ging bereits schwer.
    »Tun Sie genau, was ich sage«, sprach Taleniekov und hielt Maletkins Arm fest. »Wiederholen Sie, was ich Ihnen sage…«
    Sie mischten sich unter die Fußgänger. Der alte Mann näherte sich der ersten Gasse; die Frau verschwand kurz in ihr, kam aber gleich wieder zum Vorschein, als er weiterging. Augenblicke jetzt. Nur noch Augenblicke. Die zweite Gasse. Mikovsky wir davor, die Frau in ihr. »Jetzt!« befahl Wassili und rannte mit Maletkin der Gasse zu. Er hörte die Worte, die Maletkin schrie, damit sie trotz des Straßenlärms unverkennbar waren.
    »Genossin. Halt! Halt! Circolo!Nostro circolo!« Stille. Der Schock war fast total.
    »Wer sind Sie?« Die Frage wurde mit kalter Stimme gestellt.
    »Hören Sie mit allem auf! Ich habe Nachricht vom Hirten!«
    »Was?«
    Der Schock war jetzt vollständig.
    Taleniekov rannte um die Ecke der Gasse herum, hetzte auf die Frau zu. Er packte ihre Arme, seine Finger schoben sich auf ihre Gelenke zu, machten ihre Hände bewegungsunfähig, von denen eine in der Manteltasche steckte und den Kolben einer Pistole umfaßt hielt. Sie prallte zurück und warf sich nach links. Ihr Gewicht zog ihn nach vorne, dann sprang sie nach rechts, und ihr linker Fuß zuckte in die Höhe, dicht an ihrem Körper, wie die Klaue einer wütenden Katze, die ein anderes Tier abwehrt.
    Er konterte, griff direkt an, riß sie von den Füßen, preßte ihren zuckenden Körper gegen eine Hauswand und schmetterte sie mit der Schulter gegen die Ziegel.
    Es ging so schnell, daß er nur unbestimmt bemerkte, was sie tat, bis er spürte, wie sich ihre Zähne in seinen Hals bohrten. Sie hatte ihr Gesicht gegen das seine geschoben, eine Bewegung, die so unerwartet war, daß er nur schmerzerfüllt zurückzucken konnte. Ihr Mund war breit und ihre roten Lippen grotesk geöffnet. Ihr Biß war böse und ihre Kinnladen wie zwei Klammern, die seinen Hals umfaßt hielten. Er spürte, wie das Blut seinen Kragen durchtränkte; sie ließ nicht los! Der Schmerz war unerträglich. Er ließ ihre Arme los; seine Hände fuhren ihr ins Gesicht, rissen sie zurück.
    Die Explosion war laut und deutlich, doch von dem schweren Tuch ihres Mantels gedämpft. Das Echo hallte durch die Gasse; sie fiel schlaff gegen die Steinwand.
    Er sah ihr Gesicht

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