Der Matarese-Bund
moralische Position zum Gespött machen. Ich selbst hätte Sie zum Leiter der gesamten Sicherheit gemacht! Auf meine Anweisungen haben unsere Leute wochenlang versucht, mit Ihnen Verbindung aufzunehmen, Sie hereinzubringen, aus Ihnen einen der unseren zu machen. Das ist natürlich nicht länger möglich. Sie sind in Ihren Täuschungen zu hartnäckig! Kurz gesagt, man kann Ihnen nicht vertrauen. Man kann Ihnen nie vertrauen!«
Bray beugte sich vor. Der Hirtenjunge war wahnsinnig; das las er aus den wahnsinnigen Augen in den Höhlen seines bleichen, hageren Schädels. Er war ein Mann, der zu ruhigem, scheinbar logischem Vortrag fähig war, aber das Irrationale beherrschte ihn. Er war eine Bombe; eine Bombe mußte kontrolliert werden. »Ich würde den Zweck meines Kommens an Ihrer Stelle nicht vergessen.«
»Ihren Zweck? Ja, unbedingt, den werden wir erfüllen. Sie wollen die Frau? Sie wollen Taleniekov? Sie gehören Ihnen! Sie werden zusammen sein, das verspreche ich Ihnen. Man wird Sie aus diesem Haus schaffen und weit weg fahren; man wird nie wieder von Ihnen hören.«
»Wir wollen einen Handel machen, Guiderone. Machen Sie keine dummen Fehler. Sie haben einen Sohn, der der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein kann, solange er Joshua Appleton ist. Aber das ist er nicht; ich habe die Röntgenaufnahmen, die das beweisen.«
»Die Röntgenaufnahmen!«, brüllte Guiderone. »Sie Esel!« Er drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch. »Bringt ihn herein«, sagte er. »Bringt unseren geschätzten Gast herein.« Der Hirtenjunge lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Tür hinter Scofield öffnete sich.
Bray wandte sich um und erstarrte voll Schmerz über das, was er sah.
In einem Rollstuhl sitzend, die Augen glasig, das sanfte Gesicht von roten und blauen Flecken entstellt, wurde Robert Winthrop von dem Mann durch die Türe gerollt, der seit zwanzig Jahren sein Chauffeur war. Stanley lächelte, sein Ausdruck war arrogant. Scofield sprang auf; der Chauffeur hob die Hand, die bisher den Rollstuhl geschoben hatte. Sie hielt eine Waffe.
»Vor Jahren«, sagte Guiderone, »wurde ein Sergeant der Marineinfanterie dazu verurteilt, den größten Teil seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Wir fanden produktivere Arbeit für einen Mann von seinen Fähigkeiten. Es erwies sich als notwendig, daß der gütige, ältere Staatsmann, dessen Rat jedermann in Washington suchte, sehr gründlich bewacht wurde. Wir erfuhren eine ganze Menge.«
Brays Blick wanderte von Winthrop zu Stanley. »Gratuliere, Sie… Schwein! Was haben Sie getan? Ihn mit der Pistole geschlagen?«
»Er wollte nicht kommen«, sagte Stanley; sein Lächeln verschwand. »Er ist gestürzt.«
Scofield setzte sich in Bewegung; der Chauffeur hob die Waffe höher und zielte auf Brays Kopf. »Ich werde mit ihm sprechen«, sagte Scofield, ohne auf die Waffe zu achten, und kniete zu Winthrops Füßen nieder. Stanley sah zu dem Hirtenjungen hinüber; Bray konnte sehen, wie Guiderone kurz nickte. »Mr. Ambassador?«
»Brandon…« Winthrops Stimme klang schwach, seine müden Augen blickten traurig. »Ich fürchte, ich konnte nicht viel ausrichten. Die haben dem Präsidenten gesagt, ich sei krank. Es sind keine Soldaten draußen, keine Befehlsstation, niemand wartet darauf, daß Sie ein Streichholz anreißen und zum Tor fahren. Ich habe Sie im Stich gelassen.«
»Der Umschlag?«
»Bergeron denkt, ich habe ihn; er kennt Stanley, müssen Sie wissen. Er nahm die nächste Maschine zurück nach Boston. Es tut mir leid, Brandon. Es tut mir sehr, sehr leid. So viele Dinge tun mir leid.« Der alte Mann blickte zu dem Chauffeur auf, den er so viele Jahre für seinen Freund gehalten hatte, und sah dann wieder zu Scofield. »Ich habe diese Predigt von Nicholas Guiderone gehört. Wissen Sie, was die getan haben? Mein Gott, wissen Sie, was die getan haben?«
»Sie haben es noch nicht getan«, sagte Bray.
»Im nächsten Januar gehört ihnen das Weiße Haus! Die Administration wird ihnen gehören!«
»Das wird nicht geschehen.«
»Es wird geschehen!« schrie Guiderone. »Die Welt wird eine bessere Welt sein. Die Zeit der Gewalt wird ein Ende haben. Tausend Jahre produktiver Ruhe werden an ihre Stelle treten!«
»Tausend Jahre…?« Scofield erhob sich. »Das hat ein anderer Wahnsinniger einmal gesagt. Wird das Ihr eigenes Tausendjähriges Reich sein?«
»Solche Parallelen sind ohne Bedeutung, die Etiketts, die Sie uns anhängen, ohne Belang! Es gibt keine
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