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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nickte Taleniekov, und seine Augen flehten.
    »Sie verstehen nicht«, sagte Bray. »Wir haben Schutz.«
    Wieder schüttelte der Russe den Kopf, diesmal heftig. Dann hob er die Hand, führte zwei Finger an die Lippen.
    »Eine Zigarette?« fragte Scofield. Wassili nickte. Bray nahm das Päckchen und einen Streichholzbrief aus der Tasche. Taleniekov winkte die Zigaretten weg und packte die Streichhölzer.
    Die Tür ging auf; der Wächter sagte scharf: »Das genügt. Mr. Guiderone erwartet Sie. Die beiden werden hier sein, wenn Sie fertig sind.«
    »Das will ich hoffen.« Scofield erhob sich und verbarg die Pistole unter seinem Regenmantel im Gürtel. Er griff nach Antonias Hand und ging mit ihr zur Tür. »Ich bin bald wieder hier. Niemand wird uns aufhalten.«
    Nicholas Guiderone saß hinter dem Schreibtisch in seiner Bibliothek. Sein großer Kopf mit dem weißen Haarkranz trug das Gesicht eines alten Mannes. Seine bleiche Haut war gespannt, saß straff über den Schläfen und sank in die Höhlen, die seine dunklen, glänzenden Augen enthielten. Er hatte etwas Gnomenhaftes an sich; es fiel nicht schwer, in ihm den Hirtenjungen zu sehen.
    »Wären Sie bereit, Ihren Zeitplan zu überdenken, Mr. Scofield?« fragte Guiderone mit seiner hohen, etwas atemlosen Stimme. Er sah Bray nicht an, sondern studierte Papiere auf seinem Tisch. »Vierzig Minuten ist wirklich wenig Zeit, und ich habe Ihnen vieles zu sagen.«
    »Das können Sie mir vielleicht ein andermal sagen. Für heute nacht gilt der Plan.«
    »Ich verstehe.« Jetzt blickte der alte Mann auf und starrte Scofield an. »Sie glauben, daß wir schreckliche Dinge getan haben, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, was Sie getan haben.«
    »Sicher wissen Sie das. Wir haben uns fast vier volle Tage mit dem Russen beschäftigt. Seine Monologe kamen nicht freiwillig, aber unter chemischer Unterstützung waren die Worte da. Sie haben das Schema von riesigen Firmen aufgedeckt, die rings um die Welt miteinander in Verbindung stehen; Sie haben erkannt, daß wir durch diese Firmen Gelder an Terroristengruppen auf der ganzen Welt geschleust haben. Übrigens, Sie haben ganz recht. Ich bezweifle, daß es irgendwo eine wirksame Gruppe von Fanatikern gibt, die keinen Nutzen von uns gezogen hat. Alles dies erkennen Sie, aber Sie können nicht verstehen, weshalb. Es liegt vor Ihren Fingerspitzen, und doch sehen Sie es nicht.«
    »Vor meinen Fingerspitzen?«
    »Die Worte sind die Ihren. Der Russe hat sie gebraucht, aber es waren die Ihren. Unter chemischem Zwang sprechen mehrsprachige Subjekte die Sprache ihrer Quellen… Paralyse, Mr. Scofield. Regierungen müssen gelähmt werden. Und nichts erreicht dies schneller oder vollständiger als das allgegenwärtige globale Chaos.«
    »Chaos…«, flüsterte Bray; das war das Wort, zu dem er immer wieder zurückkam, ohne je genau zu wissen weshalb. Chaos. Körper, die im Weltraum aufeinanderprallten…
    »Ja. Chaos!« wiederholte Guiderone; seine Augen waren zwei schimmernde schwarze Steine, die das Licht der Schreibtischlampe widerspiegelten. »Wenn das Chaos vollständig ist, wenn die Zivil- und Militärbehörden machtlos sind und zugeben müssen, daß sie mit Tanks und taktischen Waffen Tausende, immer wieder verschwindende Wolfsrudel nicht vernichten können, dann werden Männer der Vernunft vortreten. Die Zeit der Gewalt wird endlich vorüber sein; diese Welt kann darangehen, produktiv zu leben.«
    »In einem atomaren Aschenhaufen?«
    »Solche Konsequenzen wird es nicht geben. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
    »Von den Regierungen, Mr. Scofield!« schrie Guiderone und seine Augen flammten. »Regierungen sind überholt! Man darf nicht länger zulassen, daß sie so funktionieren, wie sie während der ganzen Geschichte funktioniert haben. Wenn sie das tun, wird dieser Planet das nächste Jahrhundert nicht erleben. Die Regierungen, so wie wir sie gekannt haben, haben ihre Daseinsberechtigung verloren. Sie müssen ersetzt werden.«
    »Von wem? Wodurch?«
    Die Stimme des alten Mannes wurde wieder leise, sie wurde weich, hypnotisch. »Von einer neuen Gattung von Philosophenkönigen, wenn Sie wollen. Männern, die diese Welt verstehen, so, wie sie heute vor Ihnen liegt, Männern, die ihr Potential mit den Mitteln der Technologie und der Produktivität messen, denen es gleichgültig ist, welche Hautfarbe ein Mensch hat, was er von seinen Vorfahren geerbt hat oder zu welchen Idolen er vielleicht betet. Männern, die

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