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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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waren weiß. Das war eigentlich ganz angenehm, dachte Scofield, während er nur mit halbem Ohr Congdons monotone Darstellung hörte. Er konnte die Bilder sehen. Ein Gesicht nach dem anderen. Dutzende von Gesichtern, die sich scharf auf der Wand abzeichneten und dann wieder verblaßten. Gesichter von Menschen, an die er sich erinnerte und die er wieder vergessen hatte. Gesichter, die ihn anstarrten, überlegten, weinten, lachten, starben… tot.
    Seine Frau. Fünf Uhr nachmittags. Unter den Linden.
    Männer und Frauen, die liefen und stehenblieben. Im hellen Sonnenlicht und im Schatten.
    Aber wo war er? Er war nicht da.
    Er war ein Zuschauer.
    Und dann war er es plötzlich nicht mehr. Er war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Was hatte dieser eiskalte, aalglatte Unterstaatssekretär gesagt? Bern, Schweiz?
    »Wie bitte?«
    »Die Zahlungen werden auf Ihren Namen geleistet werden, mit jährlicher Anpassung.«
    »Neben der Pension, die mir zusteht?«
    »Ja, Mr. Scofield. Und diesbezüglich sind Ihre Personalakten vordatiert worden. Sie bekommen die Höchstsumme.«
    »Das ist sehr großzügig.« Das war es auch. Bray überlegte und schätzte, daß sein Einkommen mehr als $ 50 000 jährlich betragen würde.
    »Es geschieht aus rein praktischen Erwägungen. Diese Zahlungen sollen an die Stelle von Profiten treten, die Sie vielleicht aus dem Verkauf von Büchern oder Artikeln ziehen könnten, die auf Ihrer Arbeit in den Consular Operations basieren.«
    »Ich verstehe«, sagte Bray langsam. »Davon hat es in letzter Zeit eine Menge gegeben, nicht wahr? Marchette, Agee, Snepp.«
    »Richtig.«
    Scofield konnte einfach nicht anders; diese Idioten lernten nie. »Wollen Sie damit sagen, daß die das nicht geschrieben hätten, wenn Sie entsprechend bezahlt hätten?«
    »Die Motive sind natürlich unterschiedlich, aber wir schließen die Möglichkeit nicht aus.«
    »Schließen Sie sie aus«, sagte Bray lakonisch. »Ich kenne zwei von diesen Männern.«
    »Lehnen Sie das Geld ab?«
    »Zum Teufel, nein. Ich nehme es. Wenn ich beschließe, ein Buch zu schreiben, werden Sie das als erster erfahren.«
    »Das würde ich Ihnen nicht raten, Mr. Scofield. Ein Bruch des Dienstgeheimnisses ist streng verboten. Man würde Anklage gegen Sie erheben. Mehrere Jahre Gefängnis wären unvermeidbar.«
    »Und, falls Sie sich vor Gericht nicht durchsetzen sollten, könnten gewisse außergesetzliche Strafen folgen. Ein Kopfschuß am Steuer meines Wagens beispielsweise.«
    »Die Gesetze sind klar«, sagte der Unterstaatssekretär. »Ich kann mir das nicht vorstellen.«
    »Ich schon. Sehen Sie doch in meiner Vier-Null-Akte nach. Ich wurde mit einem Mann in Honduras ausgebildet. Ich habe ihn in Madrid getötet. Er stammte aus Indianapolis. Sein Name war…«
    »Vergangene Aktivitäten interessieren mich nicht«, unterbrach Congdon. »Ich möchte nur, daß wir einander richtig verstehen.«
    »Das tun wir. Sie können beruhigt sein. Ich werde nicht… die Verschwiegenheitspflicht nicht brechen. Dafür habe ich nicht den Magen. Außerdem bin ich nicht so tapfer.«
    »Hören Sie, Scofield«, sagte der Unterstaatssekretär und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sein Gesichtsausdruck war wohlwollend. »Ich weiß, daß es abgedroschen klingt, aber für uns alle kommt die Zeit, wo wir den aktiveren Teil unserer Arbeit aufgeben müssen. Ich will ehrlich zu Ihnen sein.«
    Bray lächelte, es wirkte etwas verzerrt. »Wenn jemand das sagt, werde ich immer nervös.«
    »Was?«
    »Daß er ehrlich mit einem sein möchte. Als wäre Ehrlichkeit das letzte, was man erwarten sollte.«
    »Ich bin ehrlich.«
    »Ich auch. Wenn Sie erwarten, daß ich Widerstand leiste, dann haben Sie sich getäuscht. Ich werde ganz still verblassen.«
    »Aber wir wollen nicht, daß Sie das tun«, sagte Congdon und beugte sich vor. Seine Ellbogen lagen auf der Schreibtischplatte. »Oh?«
    »Natürlich nicht. Ein Mann mit Ihrem Wissen ist für uns außergewöhnlich wertvoll. Es wird weiterhin Krisen geben; wir möchten gerne Ihre Erfahrung nutzen.«
    Scofield studierte den anderen. »Aber nicht offiziell.« Das war eine Feststellung. »Nicht im strategischen Bereich.«
    »Nein. Nicht offiziell. Wir werden natürlich wissen wollen, wo Sie leben, was für Reisen Sie unternehmen.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Bray leise. »Aber meine Tätigkeit ist ja offiziell abgeschlossen.«
    »Ja. Wir wollen das aber aus den Akten heraushalten. Ein Vier-Null-Eintrag.«
    Scofield regte sich nicht

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