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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unerfahreneres Objekt wünschen. Das State Department vergeudete keinen Augenblick. Congdon wollte, daß die Berichte sofort anfingen. Bray lächelte. Er würde dem Unterstaatssekretär einen ersten Bericht liefern. Nicht den, den er wollte, sondern den, den er brauchte.
    Das Spiel begann, ein kurzer Tanz zwischen Profis. Scofield entfernte sich von dem Schaufenster, wurde immer schneller, bis er die Ecke erreichte, wo die Lichtkreise der vier gegenüberstehenden Straßenlampen sich überschnitten. Er bog abrupt nach links, als wollte er auf die andere Straßenseite zurück, und blieb dann mitten auf der Kreuzung stehen. Mitten im Verkehr stand er und blickte auf das Straßenschild – ein Mann, der die Orientierung verloren hatte und nicht wußte, wo er sich befand. Dann drehte er sich um und ging eilig zur Ecke zurück. Seine Schritten wurden schneller, bis er praktisch rannte, als er den Bürgersteig erreichte. Er hastete über das Straßenpflaster zum ersten, unbeleuchteten Laden, schob sich in die Finsternis der Türnische und wartete.
    Durch das im rechten Winkel zueinander befestigte Glas konnte Scofield die Straßenecke deutlich sehen. Der Mann, der ihn verfolgte, würde jetzt in die sich überschneidenden Lichtkreise treten müssen. Er konnte ihnen nicht ausweichen. Sein Zielobjekt war im Begriff, ihm zu entkommen; da blieb keine Zeit, sich Schatten zu suchen.
    Dann geschah es. Die mit einem Mantel bekleidete Gestalt rannte quer über die Straße.
    Ihr Gesicht geriet in den Lichtkegel.
    Scofield erstarrte. Seine Augen schmerzten. Blut schoß ihm in den Kopf. Er zitterte am ganzen Körper. Was von seinem Denkvermögen übriggeblieben war, mühte sich verzweifelt, die Wut und die Angst unter Kontrolle zu bekommen, die in ihm aufwallten, ihn zu überwältigen drohten. Der Mann an der Ecke kam nicht vom State Department. Das Gesicht im Lichtkegel gehörte niemandem, der auch nur entfernt mit der amerikanischen Abwehr in Verbindung stand.
    Es gehörte zum KGB. Zum KGB – Ost-Berlin.
    Es war ein Gesicht, das er anhand einer Fotografie studiert hatte, bis er jede Hautunreinlichkeit, jede Haarsträhne kannte – obwohl das jetzt schon zehn Jahre zurück lag und in Berlin geschehen war.
    Der Tod. Unter den Linden. Seine schöne Karine, seine angebetete Karine. Von einem Team im Ostsektor in die Falle gelockt, einer Einheit, die der schmutzigste Killer in der ganzen Sowjetunion aufgestellt hatte. W. Taleniekov. Die Bestie.
    Hier! In Washington! Wenige Minuten nachdem seine Dienste für das State Department beendet waren!
    Das KGB hatte es also erfahren. Jemand in Moskau hatte entschieden, Beowulf Agates Ausscheiden aus dem Agentenberuf mit einem betäubenden Schlag zu krönen. Nur ein Mann konnte mit solch dramatischer Präzision denken: W. Taleniekov, die Bestie.
    Während Bray durch das Glas starrte, wußte er, was er tun würde, was er tun mußte: Er würde eine letzte Nachricht nach Moskau schicken. Eine Krönung seiner Laufbahn, eine letzte Geste, um das Ende eines Lebens und den Anfang eines anderen zu markieren – was für ein anderes Leben das auch immer sein mochte.
    Er würde den Killer vom KGB in die Falle locken. Er würde ihn töten.
    Scofield trat aus der Türnische heraus und rannte den Bürgersteig hinunter und im Zickzack über die verlassene Straße. Er konnte laufende Schritte hinter sich hören.

6
    Die Nachtmaschine der Aeroflot aus Moskau näherte sich dem Asowschen Meer im Nordosten der Krim. Sie würde um ein Uhr morgens in Sewastopol eintreffen, in einer reichlichen Stunde. Die Maschine war überfüllt. Die Passagiere waren allgemein in Hochstimmung. Schließlich hatten sie Winterurlaub von ihren Büros und Fabriken. Eine Anzahl Militärs – Soldaten und Matrosen – war weniger vergnügt. Für sie bedeutete das Schwarze Meer nicht Urlaub, sondern Rückkehr zur Arbeit in den Marine- und Luftstützpunkten. Sie hatten ihren Urlaub in Moskau hinter sich.
    Auf einem der hinteren Sitze saß ein Mann mit einem dunklen Geigenkasten aus Leder, den er fest zwischen den Knien hielt. Seine Kleider waren zerdrückt und unauffällig. Sie bildeten einen seltsamen Kontrast zu dem starken Gesicht und den scharfen, klaren Augen. Seine Papiere identifizierten ihn als Piotr Rydukov, Musiker. Seine Reisegenehmigung erklärte in dürren Worten, daß er nach Sewastopol reiste, um sich als Violinist dem Sinfonieorchester von Sewastopol anzuschließen.
    Beide Eintragungen waren falsch. Der Mann war Wassili

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