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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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getreten bist. Aber kannst du zurückkehren?«
    »Eines Tages ja.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, was man dir zur Last legt. Und doch bist du hier!«
    »Weil ich muß. Um Rußlands willen, um unser aller willen. Du mußt mir vertrauen. Ich brauche eine Information, und zwar schnell. Wenn jemand in der Botschaft sie hat, dann du.«
    »Was brauchst du?«
    »Ich habe gerade einen Mann aus Prag gesehen, jemand, den die Amerikaner wegen seiner Fähigkeit im Umgang mit Revolver und Messer und wegen seiner sadistischen Ader öfter eingesetzt haben. Wir hatten eine umfangreiche Akte über ihn. Ich nehme an, daß es die immer noch gibt. Weißt du etwas…«
    »Beowulf Agate«, unterbrach der Diplomat leise. »Es ist Scofield, nicht wahr? Das treibt dich immer noch.«
    »Sag mir, was du weißt!«
    »Laß die Finger davon, Taleniekov. Laß ihn. Überlasse ihn seinen eigenen Leuten, er ist erledigt.«
    »Mein Gott, ich habe recht«, sagte Wassili, ohne das Cafe auf der anderen Seite der Nebraska Avenue aus den Augen zu lassen.
    »Ich weiß nicht, in welchem Punkt du glaubst, recht zu haben, aber ich weiß jedenfalls, daß drei Telegramme aufgefangen wurden. Nach Prag, Marseille und Amsterdam.«
    »Die haben ein Team geschickt«, unterbrach ihn Taleniekov.
    »Halte dich raus. Du hast deine Rache, die süßeste Rache, die man sich vorstellen kann. Nach einem Leben in ihrem Dienst erledigen ihn die eigenen Leute.«
    »Es darf nicht geschehen! Es gibt Dinge, die du nicht weißt.«
    »Es wird unabhängig von dem, was ich weiß, geschehen. Wir können es nicht aufhalten.«
    Plötzlich blieb Wassilis Aufmerksamkeit an einem Fußgänger hängen, der gerade im Begriff war, keine zehn Meter von der Telefonzelle entfernt die Straße zu überqueren. An dem Mann war irgend etwas… der entschlossene Gesichtsausdruck, die Augen, die hinter den leicht eingefärbten Brillengläsern nach allen Seiten huschten, fast verwirrt, aber keineswegs verloren. Er studierte seine Umgebung. Die Kleider des Mannes, locker sitzend, billiger Tweed, dick und dauerhaft… waren französisch. Die Brille war französisch, das Gesicht des Mannes selbst gallisch. Er blickte über die Straße zu der Markise vor dem Hoteleingang und beschleunigte seine Schritte. Marseille war eingetroffen.
    »Komm zu uns«, sagte der Diplomat. »Was auch immer geschehen ist, kann angesichts deiner außergewöhnlichen Leistungen nicht irreparabel sein.« Der ehemalige Genosse aus Riga versuchte ihn zu überreden. Das war auffällig. Unter Profis war das nicht üblich. »Wenn du freiwillig kommst, spricht das zu deinen Gunsten. Wir werden dich unterstützen, weiß Gott. Wir werden deine Flucht einer kurzzeitigen Verwirrung zuschreiben, einem emotionellen Schock. Schließlich hat Scofield deinen Bruder getötet.«
    »Ich habe seine Frau getötet.«
    »Eine Frau ist keine Blutsverwandte. Diese Dinge sind verständlich. Tu das Richtige. Komm zu uns, Taleniekov.«
    Die Überredungsversuche waren jetzt unlogisch. Man stellte sich nicht freiwillig, bevor man konkretere Beweise hatte, daß man rehabilitiert war. Nicht, wenn der Befehl zur Exekution über seinem Haupte schwebte. Vielleicht war die ehemalige Freundschaft dem Druck doch nicht gewachsen.
    »Ihr werdet mich schützen?« fragte er den Pradavjet.
    »Natürlich.«
    Eine Lüge. Solcher Schutz konnte nicht versprochen werden. Etwas stimmte nicht.
    Auf der anderen Straßenseite näherte sich der Mann mit den getönten Brillengläsern dem Cafe. Er verlangsamte seine Schritte, dann blieb er stehen und ging ans Fenster, als wollte er die Speisekarte studieren, die an dem Glas befestigt war. Er zündete sich eine Zigarette an. Drinnen, im Tageslicht kaum wahrnehmbar, flammte ebenfalls ein Streichholz auf. Der Franzose ging hinein. Prag und Marseille hatten Kontakt aufgenommen.
    »Danke für deinen Rat«, sagte Wassili ins Telefon. »Ich werde es mir überlegen und dann wieder anrufen.«
    »Am besten wäre, wenn du es nicht weiter hinauszögern würdest«, antwortete der Diplomat eindringlich. »Deine Lage bessert sich bestimmt nicht, wenn du dich irgendwie mit Scofield einläßt. Man sollte dich dort unten nicht sehen.«
    Dort unten nicht sehen? Taleniekov reagierte auf die Worte, als hätte man neben ihm eine Pistole abgefeuert. Wo unten sehen? Sein Kollege aus Riga wußte etwas! Das Hotel an der Nebraska Avenue. Scofield hatte das Bern-Depot nicht verraten – weder bewußt noch unbewußt. Das KGB hatte das getan! Die sowjetische

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