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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bekannt für seine Gewalttätigkeit, sowohl politisch als auch unpolitisch. Seine Polizeiakten waren angefüllt mit Körperverletzung, Diebstahl und unbewiesenen Morden. Die Jahre, die er in verschiedenen Gefängnissen verbracht hatte, näherten sich eher der Zahl zehn als der fünf. Er hatte mehr um des Profits als um der Ideologie willen gegen den Staat gearbeitet. Die Amerikaner hatten ihn gut bezahlt. Er galt als ausgezeichneter Schütze, aber noch besser konnte er mit dem Messer umgehen.
    Daß er sich in Washington befand, weniger als fünfzig Meter gerade von diesem Hotel entfernt, konnte nur bedeuten, daß zwischen ihm und Scofield eine Verbindung bestand. Doch diese Verbindung gab keinen Sinn. Beowulf Agate hatte Dutzende von Männern und Frauen in Dutzenden von Städten, die er um Hilfe angehen konnte. Er würde doch jetzt niemanden aus Europa rufen – und ganz bestimmt nicht diesen Mann!
    Warum war er hier? Wer hatte ihn gerufen?
    Wer hatte ihn geschickt? Gab es andere?
    Aber mehr als diese Frage beschäftigte Taleniekov das Warum. Es beunruhigte ihn zutiefst. Über die Tatsache hinaus, daß das Bern-Washington-Depot verraten worden war – ohne Zweifel von Scofield selbst, ohne daß dieser es wollte –, hatte jemand, der davon wußte, aus Prag einen Profikiller kommen lassen. Man wußte, daß dieser schon mehrfach im Dienste der Amerikaner gearbeitet hatte.
    Warum? Wer war das Zielobjekt?
    Beowulf Agate?
    O Gott! Dahinter steckte doch Methode. Washington hatte sie schon früher eingesetzt… und eigenartigerweise gab es da eine vage Ähnlichkeit mit den Methoden der Matarese.
    Sturmwolken über Washington…
    Scofield war in einen Sturm hineingeraten, der so schlimm war, daß man nicht nur seinen Vertrag gekündigt, sondern allem Anschein nach auch seine Exekution befohlen hatte. Wassili mußte sicher sein. Der Mann aus Prag konnte selbst eine Kriegslist sein, eine brillante List, dazu bestimmt, einen Russen in die Falle zu locken, nicht, einen Amerikaner zu töten.
    Seine Hand schwebte immer noch vor der Wählscheibe. Er drückte den Hebel herunter, der seine Münze wieder freigab und überlegte einen Augenblick lang. Er dachte nach, ob er das Risiko eingehen konnte. Dann sah er, wie der Mann auf der anderen Straßenseite auf die Uhr sah und auf ein Cafe zuging. Er würde sich mit jemandem treffen. Es gab also andere. Wassili wußte, daß er es sich nicht leisten konnte, das Risiko nicht einzugehen. Er mußte es erfahren. Er hatte keine Ahnung, wieviel Zeit ihm noch zur Verfügung stand. Vielleicht nur Minuten.
    In der Botschaft gab es einen Pradavjet, einen diplomatischen Assistenten, der vor ein paar Jahren in Riga den linken Fuß verloren hatte, als eine Gruppe von Rebellen niedergeschlagen werden mußte. Er war ein KGB-Veteran. Er und Taleniekov waren einmal Freunde gewesen. Vielleicht war dies nicht der richtige Augenblick, um jene frühere Freundschaft auf die Probe zu stellen, aber Wassili hatte keine Wahl. Er kannte die Nummer der Botschaft; sie hatte sich seit Jahren nicht geändert. Er schob die Münze wieder ein und wählte.
    »Seit jener schrecklichen Nacht in Riga ist viel Zeit vergangen, alter Freund«, sagte Taleniekov, nachdem er mit dem Büro des Pradavjet verbunden worden war.
    »Würden Sie bitte am Apparat bleiben«, kam die Antwort. »Ich habe hier noch ein anderes Gespräch.«
    Wassili starrte das Telefon an. Wenn er länger als dreißig Sekunden warten mußte, würde das die Antwort sein. Dann war der alten Freundschaft nicht mehr zu trauen. Selbst die Sowjets verfügten über Möglichkeiten, in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten einen Anruf zu lokalisieren. Er drehte sein Handgelenk herum und sah auf den dünnen, springenden Sekundenzeiger seiner Uhr. Achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig, einunddreißig… zweiunddreißig. Er griff nach dem Haken, um die Verbindung zu unterbrechen, als er die Stimme hörte.
    »Taleniekov? Bist du das?«
    Wassili erkannte das Echo eines Zerhackers, den man über die Sprechmuschel des Telefons geschoben hatte. Er funktionierte nach einem elektronischen Prinzip. Wenn das Gespräch jetzt abgehört wurde, würde der Abhörende nur ein Rauschen vernehmen. »Ja, alter Freund. Ich hätte beinahe aufgelegt.«
    »So lang liegt Riga noch nicht zurück. Was ist geschehen? Was wir hier hören, ist verrückt.«
    »Ich bin kein Verräter.«
    »Niemand hier hält dich für einen. Wir nehmen an, daß du in Moskau auf ein Paar ziemlich große Füße

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