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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Abwehr nahm an Beowulf Agates Exekution teil. Warum?
    Die Matarese? Zum Nachdenken war jetzt keine Zeit, nur zum Handeln… Das Hotel! Scofield saß nicht alleine an irgendeinem abgelegenen Ort vor einem Telefon und wartete darauf, von irgendwelchen Zwischenträgern informiert zu werden. Er war im Hotel. Niemand mußte das Gebäude verlassen, um Beowulf Agate Bericht zu erstatten, da war kein Vogel, dem man zum Ziel folgen konnte. Das Zielobjekt hatte ein brillantes Manöver vollführt. Es befand sich im direkten Schußbereich, aber unsichtbar, unbemerkt beobachtend.
    »Du mußt auf mich hören, Wassili.« Die Worte des Pradavjet kamen jetzt schneller. Offenbar spürte er die Unschlüssigkeit des anderen. Wenn sein ehemaliger Kollege aus Riga getötet werden mußte, so konnte man das auf mannigfache Art in der Botschaft tun. Das war jedenfalls wesentlich besser, als wenn man die Leiche eines Genossen in einem amerikanischen Hotel fand, noch dazu, wenn dann irgendwie die Verbindung zur Ermordung eines amerikanischen Abwehroffiziers durch ausländische Agenten hergestellt werden konnte. Das bedeutete, daß das KGB das Depot an die Amerikaner bekanntgegeben, aber zu dieser Zeit den genauen Exekutionsplan noch nicht gekannt hatte.
    Jetzt kannten sie ihn. Jemand im State Department hatte es ihnen gesagt. Seine Landsleute sollten sich von dem Hotel fernhalten – ebenso wie die Amerikaner. Dann konnte niemand hineingezogen werden. Wassili mußte Zeit gewinnen, wenigstens Minuten, denn Minuten waren vielleicht alles, was ihm noch blieb. Ein Ablenkungsmanöver.
    »Ich höre.«
    Taleniekovs Stimme klang aufrichtig; ein erschöpfter Mann, der langsam zur Vernunft zurückkehrt.
    »Du hast recht. Ich habe jetzt nichts zu gewinnen, nur alles zu verlieren. Ich liefere mich euch aus. Wenn ich in diesem wahnsinnigen Verkehr ein Taxi finden kann, bin ich in dreißig Minuten in der Botschaft. Warte auf mich. Ich brauche dich.«
    Wassili legte auf und schob eine weitere Münze in den Zahlschlitz. Er wählte die Nummer des Hotels. Er durfte keine Sekunde vergeuden.
    »Er ist hier?« fragte die alte Frau ungläubig auf Taleniekovs Erklärung.
    »Ich vermute, ganz in der Nähe. Das würde den Zeitablauf erklären, das Timing, die Telefonanrufe, sein Wissen, wann jemand in der Suite eintraf. Er konnte die Geräusche durch die Wände hören und die Tür öffnen, wenn jemand den Korridor betrat. Tragen Sie immer noch Ihre Dienstkleidung?«
    »Ja. Ich bin zu müde, um sie auszuziehen.«
    »Überprüfen Sie die umliegenden Räume.«
    »Du großer Gott, wissen Sie, was Sie da verlangen? Was ist, wenn er…«
    »Ich weiß, was ich bezahle; wenn Sie es machen, erhöhe ich den Betrag. Tun Sie es! Wir dürfen keinen Augenblick verlieren! Ich rufe in fünf Minuten zurück.«
    »Wie erkenne ich ihn denn?«
    »Er wird Sie nicht in das Zimmer lassen.«
    Bray saß ohne Hemd zwischen dem offenen Fenster und der Tür. Die kalte Luft jagte ihm Schauder über die nackte Haut. Er hatte die Temperatur im Zimmer auf zwölf Grad Celsius abgesenkt. Die kühle Luft war notwendig, um ihn wachzuhalten. Ein müder Mann, der fror, war viel wachsamer als einer, dem warm war.
    Das Klirren von Metall war zu hören, dann das Drehen eines Knopfes. Draußen im Korridor wurde eine Türe geöffnet. Scofield ging ans Fenster und schloß es. Dann ging er schnell zu einem anderen Fenster, sein winziger Ausguck auf eine enge Welt, die bald der Schauplatz seiner umgedrehten Falle sein würde. Es mußte bald sein. Er wußte nicht, wie lange er noch würde durchhalten können.
    Auf der anderen Seite des Korridors war das freundlich aussehende, ältliche Stubenmädchen aus dem Zimmer gekommen, die Handtücher und Laken immer noch über den Arm gehängt. Aus ihrem Gesichtsausdruck war zu schließen, daß sie verblüfft, aber resigniert war. Ohne Zweifel hatte ihr ein Ausländer eine nach ihren Begriffen unerhört hohe Geldsumme dafür angeboten, in einer luxuriösen Zimmerflucht auszuharren und wachzubleiben, um eine Folge höchst seltsamer Telefonanrufe entgegenzunehmen.
    Und jemand anders war wachgeblieben, um diese Anrufe zu tätigen. Jemand, dem Bray viel verdankte. Er würde das eines Tages gutmachen müssen. Aber im Augenblick konzentrierte er sich ganz auf Taleniekovs Vogel. Er war im Begriffe zu gehen, konnte nicht länger in der Luft bleiben.
    Der Vogel hatte seinen Standort aufgegeben. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, und zwar von sehr wenig Zeit. Der Jäger

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