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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anrufen, noch riskieren, daß die Hoteldirektion das tut; das wissen wir beide. Suchen Sie sich doch Ihren Beweis, Scofield! Sehen Sie nach, ob dieser Feind hier lügt. Sie kommen bis zur ersten Biegung im Korridor! Falls Sie es überleben – was höchst unwahrscheinlich ist –, ich bin im fünften Stock, Zimmer fünf-null-fünf. Ich habe getan, was ich kann!« Wassili knallte den Hörer auf die Gabel, eine Geste, die zu gleichen Teilen gespielt und ärgerlich war. Jedes Mittel war ihm recht, um den Amerikaner aus seiner Reserve zu locken und zum Nachdenken zu bringen.
    Taleniekov brauchte jetzt jede Sekunde. Er hatte Beowulf Agate gesagt, daß er alles getan hatte, was er konnte, aber das war nicht die Wahrheit. Er kniete nieder und riß dem bewußtlosen Holländer den schwarzen Mantel herunter.
    Bray legte den Hörer auf, ihm schwirrte der Kopf. Wenn er nur geschlafen hätte oder wenigstens nicht den völlig unerwarteten Angriff der alten Frau hätte durchmachen müssen, oder wenn Taleniekov ihm nicht so viel Wahres gesagt hätte – wenn alles das nicht gewesen wäre, wären die Dinge jetzt klarer. Aber alles war so abgelaufen. Er mußte jetzt, wie so oft in der Vergangenheit, die Dinge einfach hinnehmen und nur an das denken, was jetzt unmittelbar zu geschehen hatte.
    Es war nicht das erste Mal, daß mehrere Gruppen mit unterschiedlichen Absichten ihn als Ziel ins Auge gefaßt hatten. Man gewöhnte sich daran, wenn man mit unterschiedlichen Gruppen aus demselben breit angelegten Lager zu tun hatte, obwohl das Ende selten der Tod war. Das Ungewöhnliche war das Timing, das Zusammentreffen mehrerer Angriffe. Und doch war es so verständlich, so klar.
    Unterstaatssekretär Daniel Congdon hatte es tatsächlich getan! Der scheinbar blutleere Schreibtischstratege hatte den Mut zu seiner eigenen Überzeugung gefunden. Genauer gesagt, er hatte Taleniekov gefunden und von dessen Aktionen gegen Beowulf Agate erfahren. Konnte es bessere Gründe dafür geben, die Regeln zu brechen und einen ehemaligen Spezialisten zu eliminieren, den er für gefährlich hielt? Was für ein besseres Motiv konnte es geben, an die Sowjets heranzutreten, die ja die Beseitigung beider Männer wünschen mußten.
    Sehr klar. Sehr gut eingefädelt. Diese Taktik hätte auch von ihm oder Taleniekov stammen können. Dementis und Erstaunen würden Hand in Hand gehen. Staatsmänner in Washington und Moskau würden sich über die Gewalttaten ehemaliger Abwehroffiziere erregen – Offiziere, die aus einer anderen Zeit stammten. Einer Zeit, in der man noch häufig persönliche Animositäten über die nationalen Interessen gestellt hatte. Herrgott, er konnte die Verlautbarungen geradezu hören, Verlautbarungen, die voll hohler Platitüden waren, von Männern wie Congdon verbreitet, die ihre schmierigen Entscheidungen unter ehrenwerten Titeln verbargen.
    Was ihn wirklich wütend machte, war, daß die Realität die Platitüden stützte, diese Worte, die Taleniekovs Rachezug bestätigten. Ich habe geschworen, Sie zu töten, Beowulf Agate. Vielleicht werde ich das eines Tages tun.
    Dieser Tag war heute und das Vielleicht für den Russen ohne Bedeutung. Taleniekov wollte Beowulf Agate für sich; er würde keine Einmischung von Killern dulden, die von Schreibtischstrategen in Washington und Moskau rekrutiert und programmiert waren. Ich werde dafür sorgen, daß Sie Ihren letzten Atemzug tun… Das waren Taleniekovs Worte vor sechs Jahren gewesen; sie entsprachen damals seinem Wunsch ebenso wie heute.
    Ganz sicher würde er seinen Feind vor den Waffen von Marseille und Prag schützen. Sein Feind war einer besseren Waffe würdig, seiner Waffe. Und kein Trick war zu unvernünftig, kein Wort zu extrem, um seinen Feind vor den Lauf dieser Waffe zu locken.
    Er war all dessen müde, dachte Scofield und nahm die Hand vom Telefonhörer. Müde der Spannung, wie sie Zug und Gegenzug mit sich brachten. Wen interessierte das Ganze schon, wenn man es am Ende betrachtete? Wen scherten schon die beiden Spezialisten, die angefangen hatten, alt zu werden und die beide kein anderes Ziel kannten, als den Gegner zu töten?
    Bray schloß die Augen, preßte die Lider zusammen und spürte, daß sie feucht waren. Tränen der Müdigkeit, Tränen eines ausgepumpten Geistes, ebenso ausgepumpt wie sein Körper. Jetzt war nicht die Zeit, der Erschöpfung nachzugeben. Ihm war das nämlich wichtig. Wenn er sterben mußte – und das war eine Möglichkeit, die stets auf ihn lauerte –, dann

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