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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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brauchen manchmal sehr lange.«
    »Das Treppenhaus? Das Treppenhaus!« Der erschreckte Chefpage empfand diesen Schluß beinahe als Triumph.
    »Benutzen Sie die Treppe«, sagte Scofield, der das Ohr an die Türe hielt.
    Die Stimmen waren nur undeutlich zu hören. Er konnte nur die Worte Polizei und Notarzt hören. Es mußte sich um drei oder vier Leute handeln.
    Bray riß die Türe auf und stieß den Chefpagen in den Korridor hinaus. »Jetzt«, sagte er.
    Taleniekov wandte sich ab, als der Personalaufzug im zweiten Stock anhielt und die Türe sich öffnete. Wieder erzeugten der schwarze Mantel und der auffällige graue Hut keine Reaktionen, die darauf hindeuteten, daß man ihn erkannte. Wieder fuhr er herum, die Hand am Kolben der Graz-Burya in seiner Tasche. Da waren Tabletts mit Speiseresten und der Geruch von Kaffee – die Reste von spät eingenommenem Frühstück, die sich vor der Lifttüre stapelten –, aber kein Marseille.
    Zwei Flügeltüren aus Metall führten in den Korridor. In jeden Flügel war ein rundes Fenster eingelassen. Wassili trat näher und spähte durch die kreisförmige Öffnung.
    Da war er. Die Gestalt in dem schweren Tweedanzug schob sich an der Wand entlang, auf den Korridor zu, der zu Zimmer 213 führte. Taleniekov sah auf die Uhr: Es war 12.31 Uhr. Vier Minuten bis zum Angriff; ein ganzes Leben lang, wenn Scofield einen klaren Kopf behielt. Er brauchte ein Ablenkungsmanöver; Feuer war das sicherste. Ein Telefonanruf, ein brennender Kissenbezug, vollgestopft mit Stoff und Papier, den man in den Korridor warf. Ob Beowulf Agate wohl daran gedacht hatte?
    Scofield hatte sich etwas einfallen lassen. Weiter unten im Korridor flammte das Licht über einer der beiden Lifttüren auf. Die Tür öffnete sich. Drei Männer kamen heraus, die alle gleichzeitig aufgeregt redeten. Einer war der Geschäftsführer; er schien in Panik. Ein zweiter trug eine schwarze Tasche: ein Arzt. Der dritte war ein vierschrötiger Mann mit kurzgeschorenem Haar und einem gefaßt wirkenden Gesicht… der Hoteldetektiv vermutlich.
    Sie rannten an dem erschreckten Marseille vorbei – der sich abrupt abwandte – und eilten durch den Korridor, der zu Scofields Zimmer führte. Der Franzose holte eine Pistole heraus.
    Am anderen Ende des Korridors unter einer roten Tafel mit der Aufschrift Exit wurde eine schwere Türe mit einer kräftigen Scheuerleiste geöffnet. Die Gestalt von Prag kam heraus und nickte Marseille zu. In der rechten Hand hielt der Mann eine langläufige, schwerkalibrige Automatik, in der linken Hand etwas, das wie… ja… das war es auch… eine Handgranate aussah. Er hatte den Daumen abgebogen und drückte auf einen Hebel; die Sicherung war also schon herausgezogen!
    Wenn er eine Handgranate hatte, dann hatte er auch noch mehrere. Prag war ein wandelndes Waffenarsenal. Er würde alle mitnehmen, die sich zufällig in seiner Nähe aufhielten, wenn er nur Beowulf Agate töten konnte. Eine Handgranate, die man in einen Korridor warf, der durch eine Rückwand abgeschlossen war, dann ein schneller Spurt in das Gemetzel hinein, ehe der Rauch sich gelegt hatte, um die Überlebenden mit ein paar schnellen Schüssen zu erledigen, wobei Scofield der erste war… Ganz gleich, was der Amerikaner sich auch gedacht hatte, er saß in der Falle. Es gab keinen Fluchtweg, wenn man Prag nicht sofort so aufhalten konnte, daß die Handgranate noch in seiner Hand explodierte. Wassili zog die Graz-Burya aus der Tasche und schob die Pendeltüre vor sich auf.
    Er wollte gerade schießen, als er den Schrei hörte… Schreie eines in Panik geratenen Mannes.
    »Raus hier! Um Himmels willen, ich muß hier raus!«
    Was folgte, war Wahnsinn. Zwei Männer in Hoteluniformen kamen aus dem Korridor gerannt. Einer bog nach rechts und kollidierte mit Prag, der ihn wegstieß und dabei mit dem Lauf seiner Pistole nach ihm schlug. Prag rief Marseille zu, er solle den Korridor absperren.
    Marseille war kein Narr – ebensowenig wie Amsterdam einer war. Er sah die Handgranate, die Prag hielt. Die beiden Männer schrien einander an.
    Die Lifttüre schloß sich.
    Sie schloß sich. Das Licht erlosch.
    Beowulf Agate war entkommen.
    Taleniekov zog die Pendeltüre wieder hinter sich zu. In dem allgemeinen Durcheinander war er nicht entdeckt worden. Aber Prag und Marseille hatten den Lift gesehen. Offensichtlich rief das den beiden die Erinnerung an einen zweiten Mann in einer dunkelroten Jacke wach, der auf geradem Weg davonrannte, ohne Panik, der

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