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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geschossen worden.«
    »Einen Augenblick.« Der Russe sah Bray an. »Vor drei Tagen war ich auf einem Lastwagen, in den Bergen außerhalb von Sewastopol. Damals wußte ich, was ich zu Ihnen sagen würde, falls wir uns begegneten. Ich sage es jetzt. Wir werden einander entweder töten, Beowulf Agate, oder wir werden miteinander reden.«
    Scofield starrte Taleniekov an. »Wir werden vielleicht beides tun«, sagte er. »Gehen wir.«
11
    Die Jagdhütte stand im Hinterland von Maryland, am Ufer des Patuxent River, und war an drei Seiten von Feldern gesäumt. An der vierten floß das Wasser. Sie stand völlig isoliert, im Umkreis von einer Meile gab es kein einziges Haus. Sie war nur über eine primitive, nicht ausgebaute Straße zu erreichen, die zu befahren jedes Taxi ablehnen würde. Es wurde auch keines dazu aufgefordert.
    Statt dessen rief Bray einen Mann in der iranischen Gesandtschaft an, einen nicht registrierten SAVAK-Agenten, der sich insbesondere mit harten Drogen und Austauschstudenten befaßte und dessen Enttarnung einem sonst wohlgesonnenen Schah peinlich wäre. Man stellte ihnen einen Mietwagen auf einem Parkplatz an der K Street bereit; die Schlüssel lagen unter der Bodenmatte.
    Die Jagdhütte gehörte einem Professor für politische Wissenschaften in Georgetown, einem Homosexuellen, dessen abartige Neigungen nur wenigen bekannt waren. Scofield hatte sich vor Jahren mit ihm angefreundet, als er eine entsprechende Notiz aus einer Akte entfernte, die ansonsten überhaupt nichts mit den Fähigkeiten des Mannes zu tun hatte, Geheimdaten für das State Department zu beurteilen. Bray hatte die Jagdhütte während gelegentlicher Aufenthalte in Washington einige Male benutzt, und zwar immer dann, wenn er nicht wollte, daß die Schreibtischstrategen ihn erreichen konnten, gewöhnlich gemeinsam mit irgendwelchen Frauen. Es bedurfte dazu nur eines Telefonanrufs bei dem Professor; es wurden nie Fragen gestellt, nur erklärt, wo der Hausschlüssel zu finden wäre. An diesem Nachmittag war er unter der zweiten Schindel von rechts am Vordach angenagelt. Bray beschaffte ihn sich, indem er eine Leiter gegen einen nahestehenden Baum lehnte.
    Die Einrichtung war angemessen rustikal; schwere Deckenbalken und spartanisches Mobiliar, mit einer Vielzahl bunter Kissen, weißen Wänden und rotkarierten Vorhängen. Der gemauerte Kamin wurde zu beiden Seiten von bis zur Decke reichenden Bücherregalen flankiert, die bis zum Rande mit Büchern vollgestopft waren, wobei die vielfarbigen Einbände dem Raum zusätzliche Wärme und Farbe verliehen.
    »Ein gebildeter Mann«, sagte Taleniekov, nachdem er die Titel überflogen hatte.
    »Sehr«, antwortete Bray und entzündete den gasbeheizten Ofen. »Am Kaminsims sind Streichhölzer, es ist alles schon vorbereitet. Man braucht nur noch das Feuer anzuzünden.«
    »Wie bequem«, sagte der KGB-Mann und nahm ein Streichholz aus einem kleinen Glas am Sims, kniete nieder und riß es an.
    »Das gehört mit zur Miete. Jeder, der die Hütte benutzt, macht den Kamin sauber und schichtet wieder Brennholz hinein.«
    »Teil der Miete? Worin bestehen die sonstigen Vereinbarungen?«
    »Da gibt es nur noch eine. Nichts sagen. Über das Haus oder seinen Besitzer.«
    »Ebenfalls bequem.« Taleniekov zog seine Hand zurück, als das Feuer aus dem trockenen Holz in die Höhe sprang.
    »Sehr«, wiederholte Scofield, nachdem er sich überzeugt hatte, daß der Ofen funktionierte. Jetzt stand er auf und sah den Russen an. »Ich will über nichts reden, solange ich nicht geschlafen habe. Sie sind da vielleicht anderer Ansicht, aber so wird es geschehen.«
    »Ich habe keine Einwände. Ich bin auch nicht sicher, ob ich im Augenblick klar denken kann, und das muß ich können, wenn wir reden. Falls das überhaupt möglich ist, habe ich weniger geschlafen als Sie.«
    »Vor zwei Stunden hätten wir einander töten können«, sagte Bray, der reglos vor dem Russen stand. »Keiner von uns hat es getan.«
    »Ganz im Gegenteil«, nickte der KGB-Mann. »Wir haben andere daran gehindert, es zu tun.«
    »Womit sich alle Verpflichtungen zwischen uns ausgleichen.«
    »Natürlich, es gibt keine solchen Verpflichtungen. Ich gehe aber davon aus, daß Sie vielleicht noch eine größere finden werden, wenn wir sprechen.«
    »Könnte sein, daß Sie recht haben, aber ich bezweifle das. Mag sein, daß Sie mit Moskau leben müssen, aber ich brauche nicht mit dem zu leben, was heute hier in Washington geschah. Ich kann etwas dagegen

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