Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
konnten. Die Person unter ihm benutzte einen dünnen Metallstreifen, vielleicht auch Plastik, und stocherte damit im Schloß herum. Sie versuchte, den Riegel zurückzuschieben, um damit die Türe zu öffnen. Die Methode war allgemein verbreitet; die meisten Feuerausgänge ließen sich so öffnen, wenn der Mechanismus funktionierte. Und in diesem Hotel würde er funktionieren.
    Das Scharren verstummte; die Türe war jetzt geöffnet worden.
    Schweigen.
    Die Türe krachte zu. Scofield schob sich an den Rand der Treppe und blickte nach unten; er sah nichts, außer Geländern, die in der Dunkelheit verschwanden. Leise setzte er einen Fuß vor den anderen, ging immer weiter nach unten, bis er den nächsten Treppenabsatz erreicht hatte. Er befand sich jetzt im fünften Stock.
    Fünf-null-fünf. Eine bedeutungslose Nummer, eine bedeutungslose, verbale Kombination.
    Taleniekovs Strategie war ihm jetzt klar und logisch. Bray hätte sie selbst benutzt. Der Russe wartete, seit das Chaos begonnen hatte, in der Lobby und beobachtete die Lifts, wartete auf eine Spur seines Feindes. Als diese Spur sich nicht zeigte, mußte er daraus den Schluß ziehen, daß Beowulf abgeschnitten war, einen Ausweg suchte. Erst nachdem Taleniekov sich vergewissert hatte, daß sein Feind nicht auf die Straße hinausgerannt war, konnte er die letzte Phase seiner Jagd von der Treppe aus beginnen, in den Korridoren lauern, die Waffe schußbereit.
    Aber der Russe konnte seine Aktion nicht oben beginnen, er mußte unten anfangen, von der Lobby aus, über die Treppe. Er mußte den Vorteil des höheren Standpunktes aufgeben. Das war auf der Treppe ebenso schlecht wie in hügeligem Land. Scofield stellte seinen Aktenkoffer ab und holte zwei der gläsernen Aschenbecher aus der Tasche. Das Warten war jetzt beinahe vorbei; jetzt würde es jeden Augenblick geschehen.
    Die Türe unter ihm flog auf. Bray schleuderte den ersten Aschenbecher nach unten; das Klirren von Glas hallte durch den Schacht aus Beton und Stahl.
    Schlurfende Schritte. Ein klatschendes Geräusch, als ein schwerer Körper sich gegen eine Wand drückte. Scofield sprang vor und warf den zweiten Aschenbecher. Das Glas zersplitterte direkt unter ihm; die Gestalt in der Tiefe fegte am Rand des Geländers vorbei. Bray feuerte seine Waffe ab; sein Feind schrie, warf sich blitzschnell aus der Schußlinie.
    Scofield machte drei Schritte nach unten, preßte sich gegen die Wand. Er sah ein Bein und feuerte wieder. Das singende Geräusch einer Kugel, die von Stahl abprallte, ertönte, dann bohrte sie sich in den Beton. Er hatte sein Ziel verfehlt; er hatte den Russen verwundet, aber nicht gelähmt.
    Plötzlich war ein weiteres Geräusch zu hören: Sirenen. In der Ferne. Draußen. Näher kommend. Und, von den schweren Türen gedämpft, Befehle, die draußen in den Korridoren und Gängen gerufen wurden.
    Mit jedem neuen Geräusch wurden die Fluchtchancen geringer, verringerte sich auch die Zahl seiner Möglichkeiten. Es mußte jetzt enden. Es blieb nichts anderes übrig, als ein letzter Austausch. Hundert Lektionen aus der Vergangenheit ließen sich auf einen einzigen Nenner bringen: Zuerst das Feuer auf sich ziehen, den Gegner dazu bringen, sich zu zeigen. Das bedeutet, daß man sich selbst teilweise zeigen muß. Eine oberflächliche Wunde hat nichts zu bedeuten, wenn sie einem selbst das Leben rettet.
    Die Sekunden tropften dahin; es gab keine Alternative.
    Bray holte die beiden übriggebliebenen Aschenbecher aus der Tasche und schleuderte sie über das Geländer. Wieder ging er eine Stufe weiter nach unten. Als das Glas klirrte, schwang er den linken Arm und die Schulter hinaus, ließ sie einen Halbkreis beschreiben, der zum Teil in der direkten Schußlinie des Russen war. Aber nicht seine Waffe; die hielt er für den eigenen Angriff bereit.
    Zwei betäubende Explosionen erfüllten den senkrechten Tunnel.
    Die Waffe wurde ihm aus der Hand gefegt! Aus der rechten Hand! Er sah hilflos zu, wie die Waffe seinen Fingern entglitt, sah die Blutspritzer, die sich über seine Handfläche ausbreiteten, den schrillen Klang der immer noch abprallenden Kugel, die von Stahl zu Stahl sprang.
    Ein Fehlschuß hatte ihn entwaffnet, ein Echo ihn getötet.
    Die Browning Automatik klirrte die Treppe hinunter. Er stürzte sich darauf und wußte im gleichen Augenblick, daß es zu spät war. Der Killer unten war jetzt zu sehen, rappelte sich auf, und der Lauf seiner großkalibrigen Waffe hob sich, richtete sich auf Scofields

Weitere Kostenlose Bücher