Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
kulturelle Hindernisse treten zu dem grundlegenden Problem jedes Kalenders, dass ein Sonnenjahr nicht aus einer geraden Anzahl an Mondzyklen besteht. Beim Zustand des römischen Kalenderwesens zur Zeit Caesars kamen all diese Aspekte zusammen. Vor allem waren die Römer astronomisch weder so versiert wie Ägypter oder Babylonier, noch an der genauen Beobachtung der Sterne und einem exakten Kalender sonderlich interessiert. Zudem ging der alte römische Kalender auf einen reinen Mondkalender zurück, wie er im Mittelmeerraum weit verbreitet war.
Je größer das Römische Reich wurde und umso komplexer die Herrschaftsausübung und Verwaltung, desto problematischer wurde die lange Zeit reichlich sorglose Kalenderwirtschaft der Römer. Auf Dauer war der römische Kalender seiner Aufgabe als Herrschaftsinstrument nicht mehr gewachsen. Im Zuge der allmählichen, nicht unfreiwilligen, wohl aber ungeplanten Entwicklung zum Weltreich passte man den Kalender zwar den veränderten Bedingungen einigermaßen an, lange Zeit freilich ohne den großen Wurf zu wagen, wie ihn Caesar schließlich mit seiner Reform vollzog. Man schränkte die Kalenderwillkür ein, schaffte sie aber nicht gänzlich ab, man orientierte sich (unzureichend) am Sonnenjahr, ohne aber das (schiefe) Mondjahr von 355 Tagen vollends aufzugeben. Nur: Ein komplexes Weltreich braucht einen Kalender, der unbestechlich ist und unangefochten gilt, außerdem verwaltungstechnisch belastbar, und nicht nach Belieben verlängert oder verkürzt werden kann.
Caesar ärgerte die Schlamperei, die über die Jahre dazu geführt hatte, dass Kalenderjahr und Sonnenstand um inzwischen90 Tage auseinanderlagen. Das lag daran, dass es keinen festgelegten Schaltrhythmus gab, sondern nach Bedarf verfahren wurde. Solcher Bedarf war aber nicht selten dem politischen oder wirtschaftlichen Egoismus hoher Beamter geschuldet, die beispielsweise Amtszeiten verlängern wollten.
Seit 63 v. Chr. war Caesar Pontifex Maximus und damit oberster Priester Roms und in der Position, über den Kalender entscheiden zu können. Zwischen seinen Feldzügen in Ägypten, Nordafrika oder Spanien arbeitete der Diktator an der Neuordnung des römischen Staates und präsentierte sich damit der Nachwelt nicht nur als Machtmensch und Feldherr, sondern auch als weitblickender, überlegter Staatsmann.
In diesem Zusammenhang steht seine Kalenderreform, zu der ihn neben dem Ärger über die schlampige römische Kalenderwirtschaft auch sein ägyptischer Feldzug inspirierte. In Ägypten beeindruckte ihn nämlich nicht nur die Pharaonin Kleopatra, der er beim Machterhalt auf dem ehrwürdigen Königsthron unter die Arme griff und mit der er einen Sohn zeugte. Caesar war insgesamt fasziniert von der jahrtausendealten, hoch entwickelten ägyptischen Kultur, die so viel mehr Glanz und Glamour bot als Rom. Im Besonderen studierte er den ägyptischen Kalender, der erheblich länger in Gebrauch war als der römische und trotzdem genauer. Caesar nutzte die geballte Expertenkraft des Museions von Alexandria – dort war auch die später untergegangene weltberühmte Bibliothek ansässig. Nach seiner Rückkehr nach Rom beauftragte Caesar einen anerkannten Mathematiker und Astronomen, einen Ägypter namens Sosigenes, zusammen mit anderen Experten und mit dem ägyptischen Kalender im Hinterkopf Änderungsvorschläge für den römischen zu machen. 46 v. Chr. wurde die nach seinen Ergebnissen gestaltete julianische Kalenderreform vom römischen Senat angenommen und im Jahr darauf eingeführt.
Die julianische Reform besteht wie die gregorianische vor allem aus zwei Teilen: dem Ausgleich der aufgelaufenen überzähligen Tage − im Falle Roms 90, die man durch Verlängerung des Jahres 46 v. Chr. um 67 Tage und einen im Februar eingeschobenen Schaltmonat von 23 Tagen erhielt. Nach diesem »Jahr der letzten Verwirrung«, das nunmehr 445 Tage hatte und seither manchen Historiker beim exakten Datieren Nerven kostet, trat mit dem 1 Januar 45 v. Chr. die Kalenderreform in Kraft, die julianische Ära begann.
Bisher hatte das römische Kalenderjahr mit dem Februar als letztem Monat geendet, was dessen geringere Tageszahl erklärt. Caesar kürzte ihn um noch einen weiteren Tag, um den zwölf Monaten mit ihren je 30 Tagen noch sechs Tage hinzufügen zu können, die er auf die ungeraden Monate verteilte: Januar, März, Mai, Juli, September, November. Alle anderen, geraden Monate mit Ausnahme des Februars umfassten 30 Tage. (Die Ägypter besaßen
Weitere Kostenlose Bücher