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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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besetztes Element zwischen den einfachen Menschen und ihren Göttern einsetzte und damit erklärungsbedürftige Standesunterschiede rechtfertigte.
    Die Olmeken mit ihrer günstigen Siedlungslage inmitten sich kreuzender Handelswege brachten es durch vielfältige Kontakte zu einigem Wohlstand: Zwischen El Salvador und Zentralmexiko wurden Waren ausgetauscht – Jade und Kautschuk, Serpentin undHämatit, Kakao und prächtige Federn sowie der wertvolle Werkstoff Obsidian. Doch mit zunehmender Konkurrenz verloren die Olmeken um 400 v. Chr. ihre überregionale Bedeutung, die nachfolgenden Epi-Olmeken ungefähr sechs Jahrhunderte später; der Strahlglanz ihrer wohlhabenden Städte ließ nach.

    Auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte kann Teotihuacán zurückblicken, die für lange Zeit größte Stadt Mesoamerikas und mit einer beeindruckenden Ausstrahlung gesegnet. Keine 50 Kilometer vom heutigen Mexiko-Stadt entfernt und damit von der Aztekenhauptstadt Tenochtitlán gut erreichbar, war die Metropole noch Jahrhunderte später für die Azteken ein Mythos. Sie glaubten, dort hätten die Götter die Welt zum nunmehr fünften Mal erschaffen, nachdem die vorangegangenen Weltreiche zerstört worden waren. Für die Azteken war die Metropole der Inbegriff einer Stadt, ähnlich wie Jerusalem für die Christen des Mittelalters. Ausgangspunkt für den Aufstieg Teotihuacáns im 1. Jahrhundert n. Chr. war tatsächlich die Nähe zu einer wichtigen Kultstätte – einer Höhle, in der der Legende nach Sonne und Mond erschaffen wurden, als sich zwei Götter zum Wohl der Menschheit opferten. (Der zögerlichere von beiden, der nur ungern in die Flammen hopste, musste sich mit der Existenz als Mond begnügen.) Langfristig aber war es der Zugriff auf reiche Vorkommen des meist dunkelgrünen vulkanischen Glases Obsidian, eines unerlässlichen Rohstoffs, der der Stadt ihre herausragende Stellung sicherte. Aus diesem Material wurden Waffen und Werkzeuge mit rasiermesserscharfen Klingen hergestellt, für die man in Europa bereits Metall verwendete. Da Obsidian nur in bestimmten Gegenden vorkam, war er eine begehrte Luxusware, und Teotihuacán nutzte sein Monopol darauf weidlich aus. Dass ihre Bedeutung als religiöser Wallfahrtsort dahinschwand, konnte die Metropole da leicht verschmerzen.
    Und imposanter Kultbauten konnte man sich auch weiterhinrühmen, darunter die 42 Meter hohe Mondpyramide sowie die über der Kulthöhle errichtete riesige Sonnenpyramide: Weit über 200 Meter lang und breit, über 60 Meter hoch – die drittgrößte Pyramide weltweit. Daneben nimmt sich ein weiteres Monument fast zurückhaltend aus: Der Tempel des Gottes Gefiederte Schlange, dessen Bau von rituellen Menschenopfern begleitet wurde. Von einer breiten, einstmals über sechs Kilometer langen Nord-Süd-Achse durchzogen, der »Avenue der Toten«, war die Stadt nach einem strengen Rasterplan rechtwinklig angelegt.
    Teotihuacán, wie die Azteken die Stadt nannten, war eine Art frühe Multikulti-Metropole von der Größe des antiken Roms, deren Bewohner aus nah und fern kamen, darunter Zapoteken und Maya. Das illustriert die Bedeutung der Stadt – tatsächlich ist ein Verständnis der Region zwischen dem 2. und dem 7. Jahrhundert n. Chr. ohne den Blick auf Teotihuacán gar nicht möglich. Rätselhaft ist allerdings bis heute, wer die Stadt erbaute und die Mehrheit der Bevölkerung stellte, und ebenso wenig wissen wir, wie die Bewohner ihre Stadt nannten. Vermutlich sprachen sie Nahuatl, die bis heute lebendige Sprache der Azteken und damals in der Region mutmaßlich eine lingua franca wie das moderne Englisch. Die in reichen, farbig bemalten Palästen wohnende Oberschicht stellten vermutlich Totonaken, daneben gab es spezialisierte Handwerker und Künstler sowie Fernhändler und schließlich eine breite Unterschicht – die ehrgeizige Bautätigkeit ohne fortgeschrittene Technik setzte ein Heer an schwer schuftenden Arbeitern voraus. Damit eine Metropole dieser Größe funktionieren kann, ist außerdem eine hoch entwickelte und sorgsam ausgeführte Verwaltung vonnöten. Die Strahlkraft der Stadt, die bei einer Fläche von 20 Quadratkilometern über 100 000, manchen Schätzungen zufolge bis zu 200 000 Einwohner hatte, war immens, ihre Kunstwerke und ihre Architektur beeinflussten die anderen mesoamerikanischen Kulturen über Jahrhunderte massiv.
    Als die nahe gelegenen Obsidianvorräte zur Neige gingen, schaffte man das Vulkangestein kurzerhand von weiter heran. Um 650

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