Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
Anbaukenntnissen, kultivierten Pflanzen und der damit verbundenen höheren Ernteausbeute –, die die Bevölkerung rasch wachsen ließen. Begünstigt wurde ihre Landwirtschaft durch die fruchtbare Umgebung mit Regenzeiten und Flüssen, die sowohl reichen Fischbestand aufwiesen als auch regelmäßig über die Ufer traten und nährstoffreichen Schlamm zurückließen.
In der olmekischen Kultur finden sich viele Elemente, die später auch für die anderen Kulturen Mittelamerikas charakteristisch werden sollten, insbesondere eine Götterwelt mit Regen-, Mais- und Feuergott oder auch Göttern der Jahreszeiten oder der Weisheit. Sie werden später von nachfolgenden Kulturen ebenso übernommen wie eine der wichtigsten Gottheiten Mesoamerikas, die unter verschiedenen Namen bekannte Gefiederte Schlange (Quetzalcoatl, Gukumatz, Kukulkan etc.). Sie taucht bereits bei den Olmeken auf. Ein wichtiges Detail im Mythenschatz der Olmekenwar offensichtlich, wie zahlreiche Motive erkennen lassen, die Verbindung einer menschlichen Frau mit einem Jaguar. Als stolzestes und größtes Raubtier der Region spielte er eine wichtige Rolle, sein edles Fell war begehrt und hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten. Aus dieser Verbindung gingen Tiermenschen hervor, Wer-Jaguare sozusagen, die in der Bildersprache der Olmeken als geschlechtslose Wesen häufig auftauchen. Möglicherweise dienten sie der Legitimation von Herrschaft, indem sie den Herrscher als Abkömmling des Jaguargotts auswiesen. Vielleicht als Ableitung des Wer-Jaguars der Olmeken wurde der Regengott zu einer der wichtigsten Gottheiten Mesoamerikas.
Einige der olmekischen Götter ähnelten dem Jaguar, daneben aber auch anderen Tieren, die mit großer Meisterschaft dargestellt wurden. Vermutlich verbreiteten die Olmeken durch ihre Handelsbeziehungen ideologische und religiöse Vorstellungen, die bei den nachfolgenden Kulturen Mesoamerikas stilbildend wirkten. Nicht nur die Ursprünge mesoamerikanischer Religion liegen wahrscheinlich in der Olmekenstadt San Lorenzo, sondern auch die des verbreiteten rituellen Ballspiels. Nicht weit von dort wurden die einzigen Kautschukbälle aus der Zeit vor der spanischen Eroberung gefunden.
Aus unbekannten Gründen wurde San Lorenzo später aufgegeben und zerstört, an seine Stelle trat La Venta, weiter östlich gelegen und etwas erhöht im Sumpfland des Flusses Tonalá. Einstmals beherrscht von einer mehr als 33 Meter hohen kegelförmigen Pyramide aus bunten Lehmziegeln, wie alle anderen Bauten exakt nach Norden ausgerichtet, war La Venta das wichtigste Kultzentrum der Olmeken und eine mächtige, bevölkerungsreiche Stadt mit agrarisch geprägtem Hinterland. Wichtig für unser Thema ist eine weitere Stadt der späten Epi-Olmeken, 160 Kilometer weiter nordwestlich: Tres Zapotes. Von hier stammt eines der ersten in Stein gemeißelten Daten des amerikanischen Doppelkontinents, derRest einer Basaltstele mit einem Datum der sogenannten »Langen Zählung« des mesoamerikanischen Kalendersystems: 7.16.6.16.18. Umgerechnet auf den gregorianischen Kalender verweist die sogenannte Stele C auf den 3. September 32 v. Chr. – sofern das Datum sich auf denselben kalendarischen Nullpunkt bezieht wie die späteren Maya-Datierungen. Möglicherweise kannten also bereits die Olmeken die Lange Zählung der mesoamerikanischen Kalender. Das älteste bisher entdeckte Datum wurde allerdings nicht im Gebiet der Olmeken gefunden, sondern sehr viel weiter südöstlich, in 400 Kilometer Luftlinie Entfernung. Es entspricht dem gregorianischen 8. Dezember 36 v. Chr. Ebenso entwickelten die Olmeken offenbar als Erste eine Hieroglyphenschrift, die bisher jedoch nicht entziffert werden konnte.
Auch ein anderes wichtiges Merkmal taucht bei den Olmeken zum ersten Mal auf: die Hierarchisierung der Gesellschaft, die das Element der Ungleichheit in die bisherigen eher egalitären Stammesstrukturen einführte, aber auch Spezialisierung begünstigte. So erklären sich Kolossalmonumente wie die Basaltköpfe, deren Material ohne Rad oder Zugtiere in einer gut koordinierten Gemeinschaftsaktion von Menschenhand über viele Dutzend Kilometer transportiert werden musste, oder auch die Fertigkeit der olmekischen Kunsthandwerker, die im Auftrag der Eliten und mit kostbaren, von weit hergeschafften Materialien eindrucksvolle Kunstwerke schufen. Diese Artefakte zeigen häufig religiöse Motive – bildlicher Ausdruck einer Art kultischer Ideologie, die eine Elite als verbindendes, sakral
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