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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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unterteilt. Die vier Himmelsrichtungen bestimmten die räumlichen Vorstellungen – vom Maisfeld zum Hausbau, von der Anlage von Totenkammern bis zum Grundriss der Städte, die den Kosmos abbildeten. Als Tageslauf des Lebensspenders Sonne war die Ost-West-Achse von besonderer Bedeutung.
    Wenn Bauer Ben ein neues Maisfeld anlegt, macht er das nach einem kosmischen Prinzip, denn die milpa ist ein getreues Abbild der Weltordnung, wie sie die Maya verstanden. Man darf vermuten, dass Ben einigermaßen stolz darauf ist, Maisanbau zu betreiben, wo doch dieses Getreide eine so wichtige Rolle in der Schöpfung spielt. In Mesoamerika insgesamt diente die Maispflanze den Menschen als beliebtes Sinnbild für Leben und Schöpfung, was sich natürlich aus der überragenden Stellung der Ackerpflanze auf dem Speiseplan erklärt. Das religiöse Weltbild der Maya vermochte nicht nur zu erklären, was die Menschen tagtäglich sahen und was ihren Alltag prägte. Gleichzeitig waren die Erklärungen und lebensnahen Bezüge, etwa zwischen Welt und Maisfeld, dazu angetan, jeden Menschen in ein direktes Verhältnis zur Schöpfung zu setzen – und einem jeden seinen Platz zuzuweisen.
Mutige Zwillinge als Wegbereiter der Geschichte
    Eine ebenso eindringliche und spannende wie grundlegende Deutung des Kosmos stammt aus dem Popol Vuh , eine Version der Maya-Schöpfungsmythologie aus der frühen Kolonialzeit, die aber auf die klassischen Maya zurückgeht, wie zahlreiche Motive daraus auf Vasen dieser Zeit belegen: Es ist die Geschichte der sogenannten Heldenhaften Zwillinge, Söhne des Maisgottes. Das Popol Vuh ist unter den umfassenden Schöpfungsgeschichten der Neuen Welt die älteste.
    Der Zwillingsepisode voraus geht der Teil über die Erschaffung der Welt, die aus dem Urmeer emporsteigt. Ähnlich dem biblischen Postulat, am Anfang sei das Wort gewesen, erhebt sich im Schöpfungsmythos der Maya die Welt auf das Zwiegespräch zweier Schöpfungsgötter hin aus dem Wasser: Gukumatz (Gefiederte Schlange) und Huracan, Sturm- und Feuergott und vermutlich der Namensgeber unserer Begriffe Orkan und Hurrikan. Die beiden bevölkern ihr gemeinschaftliches Werk alsbald mit Tieren, die sich jedoch nicht wie erhofft zur Anbetung ihrer Schöpfer eignen, weil sie des Sprechens nicht mächtig sind – hier finden wir abermals die Bedeutung der Sprache betont. Daher machen sich die Götter wieder ans Basteln und stellen die ersten Menschen her, allerdings aus dem allzu brüchigen Material Lehm. Die Lehmmenschen können zwar immerhin sprechen, sind aber nicht nur schwächlich, sondern auch debil, denn ihr Gerede ergibt keinerlei Sinn. Also zerstören die Götter ihr Werk und machen sich ein weiteres Mal an die Arbeit. Der nächsten Garnitur, nach einem Ratschlag der Wahrsager unter Zuhilfenahme der Wahrsageutensilien heiliger Kalender, Maiskörner und Bohnen aus Holz gefertigt – die Frauen aus Schilfgras −, fehlen der nötige Respekt und die Demut den Göttern gegenüber, weshalb ihnen mit einer Sintflut der Garaus gemacht wird. So abscheulich waren dieseKreaturen, dass gar ihre Hunde und selbst das Küchengerät den Aufstand probten. Von ihnen bleiben nur die Affen als Nachfahren und stumme Mahnung dümmlicher Überheblichkeit zurück. Aber noch etwas geht dieser zweiten Schöpfung ab: Die Holzmenschen sind nicht in der Lage oder willens, die Abfolge der Tage, den Kalender zu achten. Zum Respekt vor der Schöpfung aber gehören unverzichtbar Achtung und Pflege der Zeit, befinden die Mythenschöpfer der Maya.
    Der dritten und gegenwärtigen Schöpfung, in der die Götter – nach all den misslungenen Modellen – mit den Maismenschen endlich Wesen erschufen, die für ihr Wohlergehen sorgten, gingen wichtige Aufräumarbeiten voran, um die künftige Maismenschenwelt von Dämonen zu befreien. Diese Aufgabe erledigten die Heldenhaften Zwillinge – übrigens die Enkel des Wahrsagerpärchens, das die Pleite mit den Holzmenschen zu verantworten hatte.
    Die Zwillinge sind äußerst geschickt mit ihren Blasrohren und wie ihr Vater Hun Hunahpu und dessen Zwillingsbruder Vukub Hunahpu leidenschaftliche Ballspieler. Allerdings erzürnten schon Vater und Onkel die Götter der Unterwelt mit ihrem lautstarken Spiel, was sie mit dem Leben büßen mussten. Der Maisgott Hun Hunahpu (hier mit etwas anderem Namen als dem älteren aus Kapitel 3) war aber wundersamerweise in der Lage, noch als Totenschädel und in einen Flaschenkürbisbaum gehängt, wo er zwischen den großen

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