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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Früchten vermutlich gar nicht weiter auffiel, in die Hand der Tochter eines Totengottes zu spucken und sie damit zu schwängern – so wurden bei den alten Maya Helden gezeugt. Die somit nur im sexuellen Sinn unbefleckt Geschwängerte fand Zuflucht vor dem Zorn ihres unterirdischen Vaters bei ihrer »biologischen« Schwiegermutter, der Großmutter der Heldenhaften Zwillinge. Dort bringt sie die beiden Jungen zur Welt, die Vater und Onkel prompt im Ballspiel nacheifern, was die dunklen Mächte abermals verärgert. Vor ihrer eigentlichen Bewährung wehren siesich noch gegen ihre älteren Stiefbrüder, ebenfalls Zwillinge, die sie mit List und Tücke in Affen verwandeln (und die trotzdem noch als Götter von Tanz, Musik und Kunst Karriere machen dürfen). Anschließend bringen sie mit ihren Blasrohren den großmäuligen, gleichwohl schrecklichen Riesenvogel Vukub Kaquix in seinem mit Früchten beladenen Baum zur Strecke.
    Die eigentlichen Heldentaten aber vollbringen die Zwillinge in der Unterwelt – vordergründig kurzweilige Feuerproben, die die Götter der Unterwelt ihnen auferlegen und die sie allesamt mit Bravour bestehen. Dem mythologischen Gehalt nach aber schaffen sie es, den Tod zu besiegen und damit überhaupt erst das Menschenleben auf der Erde zu ermöglichen. Während also Vater Maisgott den Erdenkindern das ertragreiche Getreide an die Hand gibt, um sie zu nähren und zu vermehren, liefern seine Zwillingssöhne eine weitere Voraussetzung für die Geschicke der Menschheit. Nicht das Popol Vuh , wohl aber zahlreiche Abbildungen der klassischen Zeit betonen außerdem die Rolle der Zwillinge, den Maisgott wiederauferstehen zu lassen – in jedem Fall zieht der Sieg über die Unterwelt die Erschaffung der Maismenschen unmittelbar nach sich.
    Wie Vater und Onkel werden die Zwillinge wegen Ruhestörung in die Unterwelt zitiert, stellen sich aber schon auf dem Weg dorthin, über widerliche Flüsse voller Blut und Eiter, schlauer an als ihre Vorgänger, zumal ihnen eine Stechmücke als Vorhut Aufklärungsdienste bei den Fürsten der Unterwelt leistet. Die Aufgaben der Unterweltgötter erscheinen unlösbar, aber die Zwillinge gehen sie gleichwohl mutig und voller List an: In der ersten Nacht sollen sie im Haus der Finsternis Zigarren und Fackeln gleichzeitig am Brennen und unversehrt halten, was ihnen mithilfe eines Glühwürmchens gelingt. Die zweite Nacht nach einem absichtlich verlorenen Ballspiel gegen die missgünstigen Herren der Unterwelt müssen die Zwillinge im Haus lebendiger Messer verbringen, denen es beständig nach Nahrung verlangt. Mit Engelszungenkönnen sie die gierigen Messer auf andere Nahrung vertrösten. Außerdem überstehen sie eisige Kälte und eine Meute ausgehungerter Jaguare, das Haus des Feuers und das voller blutgieriger Fledermäuse. Immer wieder springen den Brüdern bei ihrer Mission hilfsbereite Tiere zur Seite, mal Ameisen, mal ein Kaninchen.
    Der Erfolg der frechen Zwillinge versetzt die finsteren Götter der Unterwelt nur noch mehr in Rage, sodass sie den Feuertod der Unerschrockenen beschließen. Die Brüder fügen sich scheinbar, bereiten aber unverdrossen ihre Wiedergeburt vor: Aus ihren zermahlenen, über einem Fluss verstreuten Überresten werden Fische, die sich wiederum in die Heldenhaften Zwillinge verwandeln, nunmehr als Akrobaten durch die Gegend ziehen und wegen ihrer erstaunlichen Kunststücke zu den Unterweltgöttern geladen werden. Dort vollführt der eine das Kunststück der Zerstückelung und Wiederbelebung an seinem Bruder, was die Herren der Unterwelt verständlicherweise sehr beeindruckt – doch sie wollen es auch, entschieden leichtsinnig, an sich selbst vollführt sehen. Und natürlich kommen die Zwillinge dem Begehr bereitwillig, jedoch nur unvollständig nach, denn sie setzen die zerstückelten Todesgötter nicht wieder zusammen und besiegen so das dunkle Reich Xibalba und damit den Tod an sich. Alsdenn vollziehen die Götter den dritten, diesmal erfolgreichen Schöpfungsakt mit Menschen aus Maismehl (gemahlen von der Großmutter der Heldenzwillinge), und bald bricht der erste Tag an: Die Zeit der gegenwärtigen Schöpfung nimmt ihren Anfang. Die Zwillinge aber fahren gen Himmel und werden als Sonne und Mond nicht nur die hellsten und dem Menschen vertrautesten Himmelskörper, sondern auch Taktgeber der Erdenzeit.
    Damit haben die Heldenhaften Zwillinge zwar die Unterwelt besiegt, die Herrscher von Xibalba verloren deshalb ihren Zugriff auf die Bewohner

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